Barrieren sprengen, Urlaub genießen

Mit den richtigen Hilfsmitteln und Tipps aus dem Sanitätshaus mit dem Lächeln wird die Reise zum Erlebnis

 

Autoren: Christian Sujata und Gunnar Römer

Laut offiziellen Statistiken lebten Ende 2021 rund 7,8 Millionen Menschen mit Behinderungen in Deutschland. Hinzu kommen viele weitere Personen, die altersbedingt oder aus anderen Gründen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Auch diese Menschen haben den Wunsch, neue Orte zu entdecken und Urlaub zu machen – sei es, um die Meeresluft zu genießen oder die Bergwelt zu bewundern. Allerdings erfordert barrierefreies Reisen eine sorgfältige Planung. Es gilt, viele wichtige Aspekte zu berücksichtigen – von der Wahl der richtigen Unterkunft bis hin zur Mitnahme benötigter Hilfsmittel und Medikamente.

Anreise ohne Barrieren

Für die Anreise stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, wie Flugzeug, Bus, Bahn oder Schiff. Es empfiehlt sich, die eigenen Einschränkungen vorab dem Reiseanbieter mitzuteilen, damit Vorkehrungen getroffen werden können. So kann die Reise so reibungslos wie möglich verlaufen. Bei Flugreisen erhalten Reisende mit Behinderungen Unterstützung beim Ein- und Ausstieg. Oft dürfen sie als Erste an Bord gehen, um ihren Platz ruhig einnehmen zu können. Auch Busreisen sind inzwischen auf die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen ausgerichtet, mit Rollstuhltoiletten und Liften.

Barrierefreie Unterkünfte

Die Wahl der richtigen Unterkunft ist ein zentraler Aspekt für eine gelungene barrierefreie Reise. Es empfiehlt sich, vorab telefonisch nachzufragen und die individuellen Bedürfnisse zu klären. Wichtig ist auch, sich zu vergewissern, dass genügend barrierefreie Zimmer verfügbar sind, gerade bei Rundreisen. Durch sorgfältige Planung und Absprache mit den Reiseanbietern können Menschen mit Mobilitätseinschränkungen heutzutage viele Reiseziele barrierefrei erkunden und unbeschwert Urlaub genießen.

Welche Barrieren moderne (Reise-)Hilfsmittel heutzutage sprengen können, verrät uns ein renommierter Experte aus einem Sanitätshaus mit dem Lächeln im Interview …

„Heute möchte jeder mobil sein!“

Fachmann Andreas Strommer aus dem Sanitätshaus Langermeier in Kaufbeuren im Allgäu weiß, die barrierefreie Infrastruktur wird auch in Deutschland immer besser ausgebaut. Und dank moderner Hilfsmittel sind sogar Bergtouren möglich. SAM sprach mit dem Experten.

SAM: Herr Strommer, wie ist generell die Infrastruktur in puncto barrierefreien Urlaubs ausgebaut?

© Sanitätshaus B. Langermeier GmbH

Andreas Strommer: Besonders gut ist die Barrierefreiheit in Skandinavien ausgebaut. Aber auch in Deutschland wird es besser. Gerade bei Neubauten ist die Schaffung barrierefreier Räumlichkeiten Usus. Ein Trend bei uns in den Bergen ist der Besuch von Hütten. Hier kommt es auf den Einzelfall an, wie barrierefrei diese ausgestattet sind. Auch bei Schlössern und weiteren Sehenswürdigkeiten in unserer Region ist ein klarer Trend hin zu mehr Barrierefreiheit zu beobachten.

SAM: Und mit welchen Erkrankungen bzw. Einschränkungen melden sich Menschen bei Ihnen, um sich bezüglich ihres barrierefreien Urlaubs beraten zu lassen?

Andreas Strommer: Das ist ein breites Spektrum. Besonders oft suchen uns Senioren auf, die auf Gehhilfen o. Ä. angewiesen sind. Dazu kommen Eltern mit behinderten Kindern, Menschen mit Querschnittslähmung, Patientinnen oder Patienten mit Multipler Sklerose und viele mehr. Wir können diese Kundinnen und Kunden fundiert beraten und mit den passenden Hilfsmitteln ausstatten.

SAM: Gibt es spezielle Urlaubs- und Reisewünsche – bspw. Aktivurlaub, Strandurlaub oder Camping –, die bei den Betroffenen ganz weit oben stehen?

Andreas Strommer: Das hängt von der Region ab. Bei uns in Bayern möchten natürlich die meisten Touristinnen und Touristen in die Berge. Gerade die Berghütten sind sehr beliebt, leider sind diese oft auf Monate hin ausgebucht. Die Besucherinnen und Besucher fragen uns nach Hilfsmitteln wie klappbaren Rollstühlen, Auto-Rollatoren etc., die wir dann verkaufen. In Pfronten (Gemeinde im bayerisch-schwäbischen Landkreis Ostallgäu, Anm. d. Red.) haben wir eine Einrichtung, in der wir bspw. Patientenlifter, Pflegebetten oder Umsetzhilfen auch ausleihen können.

SAM: Wer ist der erste Ansprechpartner, wenn eine Person mit körperlichen Einschränkungen einen barrierefreien Urlaub genießen möchte?

Andreas Strommer: Meistens sind unsere Filialen die erste Anlaufstelle. Das liegt daran, dass – was viele Menschen nicht wissen – die Krankenkassen ein Urlaubsbudget für Menschen mit Einschränkungen zur Verfügung stellen. Davon kann bspw. die Miete für Ferienwohnungen bezahlt werden. Doch auch bestimmte Hilfsmittel für den barrierefreien Urlaub gehören dazu. Übrigens wird dieses Budget in aller Regel ohne jede Diskussion von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt.

SAM: Bitte erläutern Sie uns einmal, wie ein Klapprollstuhl genau funktioniert und wie dieser einen barrierefreien Urlaub ermöglichen kann.

Andreas Strommer: Von der Funktion her entspricht dieser einem gewöhnlichen E-Rollstuhl, nur, dass ich diesen in der Länge falten kann und damit erheblich Platz beim Transport spare. Oftmals kaufen sich die Leute dann Rampen dazu, um den Klapprollstuhl bequem in den Kofferraum schieben zu können. Da ein solches Hilfsmittel rund 30 kg wiegt, ist das eine deutliche Erleichterung für die Nutzerin bzw. den Nutzer. Die wenigsten Menschen heben ihn in das Auto. Der große Vorteil dieser Rollstühle: Man kann bis zu einem gewissen Grad Steigungen überwinden. Darauf kommt es bei uns in den Alpen besonders an.

SAM: Wie sieht das bei einem Scooter aus? Welche Rolle spielen diese technischen Geräte für einen erholsamen Urlaub ohne Barrieren?

Andreas Strommer: Hier gibt es kleine, zerlegbare Reise-Scooter. Diese sind ideal für Ausflüge in flachere Regionen. In unserer Gegend spielen sie eine geringere Rolle, da sie nicht die Steigungen schaffen wie ein E-Rollstuhl. Ansonsten gilt: Heute will jeder flexibel sein und das bedeutet bei uns in Bayern eben auch, bestimmte Anstiege sicher überwinden zu können. Das geht mit E-Rollstühlen definitiv besser.

SAM: Welche weiteren Mobilitätshelfer gibt es für den barrierefreien Urlaub?

Andreas Strommer: Vor allem Camper setzen gerne auf einen Auto-Rollator. Anders als normale Rollatoren haben sie besonders geländetaugliche, große Räder und sind faltbar. Sie sind optimal für unbefestigtes Gelände und Wanderungen.

SAM: Wo liegen Ihrer Erfahrung nach Grenzen bei der Planung einer solchen Ferienreise mit körperlichen Einschränkungen?

Andreas Strommer: Bei zu steilen Anstiegen kommt man mit Hilfsmitteln schnell an seine Grenzen. Ein Beispiel ist die Breitachklamm. Hier ist der Untergrund nass, der Anstieg sehr steil und manche Ecken so eng, dass man selbst mit einem Kinderwagen kaum durchpasst. Extremtouristische Urlaube sind ebenfalls problematisch. Aber ansonsten gibt es nur wenige Einschränkungen. Einer tollen Reise steht also nichts im Wege.

© Sanitätshaus B. Langermeier GmbH

Das Sanitätshaus Langermeier wurde 1963 gegründet und beschäftigt derzeit 62 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an acht Standorten. Das Haupthaus hat seinen Sitz in Kaufbeuren. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier:

www.langermeier.de

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