Ein ausgewogenes Menü
Entereale Ernährung und Trinknahrung
Kau- und Schluckprobleme, Schwäche, Appetitlosigkeit, Magen-Darm-Erkrankungen oder ein Tumor – viele Gründe machen eine enterale Ernährung über eine Magensonde oder eine flüssige Ernährung notwendig. Im Sanitätshaus Gießler im schwäbischen Albstadt-Ebingen beraten die gelernte Krankenschwester Stefanie Graf und ihre Kollegin Stefanie Stotz Patienten sowie Angehörige individuell und versorgen sie mit den Produkten, die sie für eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung brauchen. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN sprach mit Frau Graf.
Autorin: Carolin Oberheide
SANITÄTSHAUS AKTUELL Magazin: Stefanie Graf, Sie sind gelernte Krankenschwester und erfahren im Umgang mit Patienten. Welche Herausforderungen ergeben sich bei der Ernährungsumstellung auf Sondennahrung oder Flüssigkost?
Stefanie Graf: Oft sind es die Angehörigen, die besonders hilflos sind und unserer Beratung bedürfen. Meine Kollegin und ich sind gleich nach der Entlassung aus der Klinik für die Patienten und Pflegenden da. Nachdem wir uns die häusliche Umgebung angeschaut und überlegt haben, welche Hilfsmittel und Produkte am besten eingesetzt werden können, geben wir eine Einweisung in die Gerätehandhabung. Auch, wenn es Probleme mit der Pumpe, der Magen- oder PEG-Sonde gibt, sind wir erreichbar.
SANITÄTSHAUS AKTUELL Magazin: Womit hängt die Zusammensetzung der Nahrung zusammen?
Stefanie Graf: Diese hängt davon ab, ob der Patient abnehmen soll oder ihm im Gegenteil eine Mangelernährung droht, etwa nach einem Schlaganfall, Magen-Darm-Beschwerden oder nach einem Umgebungswechsel. Dann sorgen wir mit dafür, dass er möglichst seine Energie wiedererlangt. Behandelnde Ärzte unterstützen wir, indem wir Produktempfehlungen aussprechen und den Kalorienbedarf berechnen: Mit sogenannten Ernährungsregimeberechnungen kalkulieren wir, wie viele Kalorien und bestimmte Nährstoffe ein Mensch gemäß seiner Konstitution, seiner Erkrankung und dem Therapieziel benötigt.
SANITÄTSHAUS AKTUELL Magazin: Wie funktioniert die Umstellung auf eine enterale Ernährung?
Stefanie Graf: Wir beginnen ganz langsam mit dem Nahrungsaufbau, damit der Körper nicht überreagiert und es nicht zu Unverträglichkeiten sowie Durchfällen kommt. Viele Patienten sind nicht an eine solch nährstoffreiche Nahrung gewöhnt und haben zuvor oft überwiegend „leere“ Kalorien in Form von Weißbrot oder Kuchen zu sich genommen. Die Zusammensetzung und Kalorienanzahl der verschiedenen Fabrikate sind ebenso unterschiedlich wie die Vorerkrankungen und die Menschen selbst. Mittlerweile gibt es sogar laktose- oder glutenfreie Produkte. Andere Flüssignahrungsmittel enthalten besonders viel Eiweiß, das bei der Wundheilung und dem Muskelaufbau unterstützt. Sie sehen, die Ernährungseinstellung ist ein schmaler Grat und bedarf viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl.
SANITÄTSHAUS AKTUELL Magazin: Wie schmeckt Flüssignahrung eigentlich?
Stefanie Graf: Patienten, die durch eine Sonde ernährt werden, geht das Geschmackserlebnis und damit ein Stück Lebensqualität leider komplett verloren. Anders ist dies bei Trinknahrung, die sich für Patienten mit Schluckbeschwerden, Parkinson oder auch Demenz eignet. Flüssige Sondernahrung gibt es inzwischen in zahlreichen Geschmacksrichtungen von Ananas-Banane bis Huhn-Fenchel-Tomate. Meist sind die Nahrungsmittel mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen angereichert. Es gibt Pudding, Joghurtcreme oder Fruchtzubereitungen wie Apfelmus. Hier können wir die Ernährung gut an die geschmacklichen Gewohnheiten und Vorlieben der Patienten anpassen. Mit einem neutralen Andickungspulver lässt sich übrigens alles in eine schluckbare Konsistenz verwandeln – sogar krümeliger Kuchen oder Bier.
SANITÄTSHAUS AKTUELL Magazin: Herzlichen Dank für das Gespräch!
Trinknahrung-Tipps für Pflegende
Beginnen Sie mit einer viertel Portion, damit sich der Patient an die nährstoffreiche Ernährung gewöhnen kann.
Füllen Sie die Flüssigkeit in das Lieblingsglas oder die Lieblingstasse, um mögliche Hemmschwellen abzubauen.
Reichen Sie die Flüssignahrung gekühlt an, das schmeckt am besten.
Mit Trinknahrung kann man auch kochen oder backen!
Wenn der Patient schlucken kann, verwenden Sie die Trinknahrung als Milchersatz in Muffins, Pfannkuchen oder zum Kaffee.
Fragen Sie in Ihrem regionalen Sanitätshaus mit dem Lächeln nach Proben und testen Sie, was der Patient gerne mag. Trinknahrung und Zusatznahrung sind verordnungsfähig. Fragen Sie Ihre Krankenkasse nach Finanzierung und Zuschüssen.
Das könnte Sie noch interessieren:
Das könnte Sie noch interessieren