Buchtipp

Die exzellente Jörg Fauser-Werkschau bei Diogenes geht weiter

 

© Diogenes Verlag

»Das Glück, meine Herren, ist die teuerste Droge.« Davon kann Siegfried Blum, Kleinganove und fast 40, wahrlich ein Lied singen. Bislang hat er sich immer irgendwie durchschlagen können: etwa mit dem Verkauf gefälschter Ikonen oder Klassikern unter den Pornoheftchen. Doch diese sind ihm auf Malte durch räubernde Straßenkinder abhandengekommen, stattdessen sieht er sich plötzlich fünf Pfund reinstem Koks gegenüber, verpackt in Jumbodosen Rasierschaum. Was soll man als One-Man-Betrieb da schon machen – natürlich den Stoff so schnell wie möglich loswerden, ihn ja nicht anrühren, und dann die ersehnte Bar auf einer gemütlichen Südsee-Insel eröffnen. Leider gestaltet sich alles komplizierter als gedacht: der Verkauf, das Finger-davon-Lassen und sogar der Umgang mit der verführerischen Cora. So wird die Suche nach Käufern schnell zu einem Road Trip und zu einer Flucht, die Blum von Malta über Frankfurt bis nach Oslo führt – per Bahn, Auto und auch zu Fuß.

Jörg Fauser – Der Schneemann
(Hardcover Leinen, 304 Seiten, mit einem Nachwort von Dirk Stermann | 24,00 €)

© Diogenes Verlag

Nach dem Band ›Caliban Berlin‹, der Fausers tip-Kolumnen versammelte, sind hier nun 38 Texte zu Autoren, zu Büchern und zum Literaturbetrieb im Allgemeinen vereint. Und dies in chronologischer (von 1963–1987) und doch vielfältig bunter Art: Beginnt der Band mit Besprechungen über Texte von Andreas Gryphius, Else Lasker-Schüler und Günther Eich, wird zwischendurch der Literaturbetrieb und das »deutsche« langweilige Schreiben zerpflückt, um dann wieder die Zeit mit und das Werk von Charles Bukowski, Joseph Roth und Hans Werner Kettenbach zu feiern. Die Auswahl von Katja Kullmann zeigt die vielen Einflüsse, die Jörg Fauser prägten, verweist auf seine Vorbilder und Antihelden und spiegelt seine unterschiedlichen Schaffensphasen. Das liest sich manchmal sarkastisch, wie etwa in einem Text über Günter Grass: »Groß sind sie, gewaltig, die Unwägbarkeiten des Literaturbetriebes. Wieviel einfacher dagegen die Politik.« Aber dann auch wieder bewundernd zärtlich, wenn er über Jack Kerouacs ›Unterwegs‹ schreibt: »Der Mann schrieb so, dass man begriff, Sprache war ein Transportmittel, etwas, das mobilisierte, Weg, um rauszukommen.«

Jörg Fauser – Der Klub, in dem wir alle spielen
(Hardcover Leinen, 400 Seiten, mit einem Vorwort von Katja Kullmann | 24,00 €)

Die beiden großartigen, faszinierenden Bücher sind, wie alle Werke von Jörg Fauser, bei Diogenes in einer exzellenten Aufmachung neu erschienen.

Bis zum 20.11.2020 können Sie auf unserer Facebookseite je ein Exemplar gewinnen:

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