Mit Prothesen nach Uganda

Orthopädietechnik-Meister Bernhard Kächele reiste mit Koffer voller Prothesen nach Afrika. In einer Gastkolumne schreibt er exklusiv für das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN über seine spannenden Erfahrungen.

Uganda hat 50 Millionen Einwohner und liegt mitten im Herzen Afrikas am Äquator. Es ist eines der am schnellsten wachsenden Länder der Erde. Jeder zweite Einwohner ist unter 15 Jahre. Das staatliche Gesundheitssystem ist begrenzt. So fehlen Ärzte und Krankenstationen sowie viele bei uns selbstverständlich existierende soziale Einrichtungen. Dies hatte Orthopädietechniker Karsten Schulz 2013 erkannt und mit anderen den deutschen Verein Pro Uganda e.V. gegründet. Im Jahre 2017 wurde mit deutschen Spendengeldern der „Orthopedic Workshop“ neben „Vision for Africa“ in Kiyunga, ca. 60 km von der Hauptstadt Kampala entfernt, errichtet. Unter der Leitung von Aaron Bremer sind in einer modernen Werkstätte derzeit sechs einheimische Mitarbeiter und regelmäßig freiwillige Helfer aus Deutschland hier tätig. Dort werden erstmalig behinderte und amputierte Menschen in Uganda mit Schienen, Orthesen und Prothesen versorgt.

Erfahrungen als Orthopädietechnik-Meister einbringen

Nachdem ich vor zwei Jahren von der Werkstätte in Uganda erfahren hatte, wollte ich dort den Betroffenen helfen. Im März 2019 war es dann so weit. Ich flog für vier Wochen nach Uganda und konnte dort meine Erfahrungen als Orthopädietechnik-Meister einbringen.

Bei meiner Ankunft war Aaron über den schweren Koffer mit den von mir mitgebrachten Prothesenteilen sehr glücklich. Ein herzlicher Dank gebührt dabei auch den Sanitätshäusern Marx/Rieger in Regensburg sowie Weber Greissinger in Heilbronn, die meinen Spendenkoffer vervollständigt hatten. Nach dem Patientenscreening von Aaron waren unter den zahlreichen Patienten sechs Betroffene während meines Aufenthaltes zu versorgen.

Nach acht Jahren konnte unser Patient wieder auf zwei Beinen stehen

Zusammen mit Jenan, einem überaus freundlichen und erfahrenem Techniker, haben wir zwei Oberschenkelamputierte erstmalig mit Beinprothesen versorgt. Nach acht Jahren konnte unser Patient Teugea wieder auf zwei Beinen stehen. Mit Übungen unter der Anleitung der deutschen Krankengymnastin Janika und nach weiteren Anpassungen der Prothese legte er die Gehstützen zur Seite und meisterte lachend erste Schritte im unwegsamen Gelände.

Das Team von ProUganda: Aaron, Kenneth, Ann, Janika, Thomas, Jenan, Bernhard, und Christine (hinten, v. l. n. r.) sowie die Patienten Teugea und Ktyrio (vorne v. l. n. r.) [© Bernhard Kächele]
An einem Morgen traf eine Familie mit drei Kindern hilfesuchend bei uns ein. Ein kleiner Junge von sechs Jahren ohne Hände und mit einem fehlenden Unterschenkel wurde uns vorgeführt. Schnell entschlossen wir uns, für dieses Kind eine Beinprothese zu bauen. Ein Gipsabdruck des verkürzten Beines wurde zuerst abgenommen. Nach diesem Negativ wurde aus Alabastergips ein Modell für den Prothesenschaft hergestellt. Darüber fertigten wir einen Köcher aus Tepefom-Schaumstoff und einen Schaft aus PE-Material. Mit einem leichten Kunststoffrohr wurde die Verbindung zum selbstgefertigten Fußpassteil geschaffen.

Die Freude der Menschen war riesig

Am späten Vormittag schlüpfte der Kleine unter Geschrei und Tränen in die Prothese. Dann die Überraschung. Nach einer Stunde lief der Junge zum ersten Mal in seinem Leben grinsend und ohne fremde Hilfe auf zwei Beinen.

Ich war sehr glücklich, dass ich noch weiteren Betroffenen helfen konnte. Die Freude dieser Menschen war riesig und hat in mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ebenso waren die Begegnungen mit den Gorillas und Schimpansen im Regenwald ein einmaliges und sehr berührendes Erlebnis für mich. Ich freue auf ein Wiedersehen in Uganda!

Mehr über Bernhard Kächeles Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie auf der Seite: www.sani-team-kaechele.de

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