Der Mensch ist mobil

Die Zukunft hat begonnen und ist mobil

 

Intelligente Hightech-Rollatoren, innovative Gesundheitselektronik und andere Mobilitätsideen sorgen bei Menschen mit alters-, krankheits- oder unfallbedingter Einschränkung für eine Überwindung von Barrieren, eine steigende Lebensqualität und dafür, dass er mobil bleibt.

Autor: Christian Sujata

Deutschland verändert sich. Bereits jetzt ist jeder vierte Deutsche über 60 Jahre alt. Bis zum Jahr 2050 wird der Anteil auf über ein Drittel steigen. Damit das Älterwerden als gewonnene Lebensjahre empfunden wird, ist eine möglichst uneingeschränkte und individuelle Mobilität bis ins hohe Alter notwendig. Gleiches gilt für die Mobilität von Menschen mit altersunabhängigen Einschränkungen zum Beispiel nach einem Unfall oder wegen einer Krankheit. Falls Sie oder einer Ihrer Angehörigen einer dieser beiden Gruppen angehören, werden Sie wissen: Eine Verbesserung der Mobilitätsmöglichkeiten sorgt für Unabhängigkeit und garantiert, weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Heute profitieren die Betroffenen mehr denn je von einer rasanten Entwicklung verschiedener Mobilitätskonzepte.

Schneller Wandel in der medizinischen Technik

Eine Adresse für Mobilitätshelfer sind Sanitätshäuser. Auch sie sind dem schnellen Wandel in der medizinischen Versorgung und Technik gefolgt. Lange Zeit haftete den Häusern ein altmodisches und graues Image an. Den meisten Menschen kamen Assoziationen wie Krankheit, Alter und Gebrechen in den Sinn. Jüngere und gesunde Menschen machten gar einen großen Bogen um die grauen, tristen Räumlichkeiten. Doch die Zeit hat sich geändert. Heute gelten die Häuser längst als moderne Gesundheitszentren, die sich ihren Kunden zeitgemäß in warmen Farben und gerundeten Formen, mit großzügigen multimedialen Warenpräsentationen und Produkten zum Anfassen zeigen. „Immer bessere Materialien, leistungsfähigere Mechaniken und auch ein geändertes Kundenverhalten verlangen heutzutage ein hohes Maß an Kompetenz und Flexibilität“, sagt Rüdiger Neumann, Inhaber des Sanitätshauses Beuthel in Wuppertal. „Das Sortiment wird ständig erweitert und den Bedürfnissen der Kunden angepasst.“ Es geht längst nicht mehr nur um Krankheit, die heutigen Kunden interessieren sich in gleichen Maßen für Prävention und Mobilität.

Mobilität für ein selbstbestimmtes Leben

„Früher standen weniger Rohstoffe zur Verfügung, es mussten oft Kompromisse gefunden werden“, so Neumann weiter. „Die Hilfsmittel waren größtenteils aus Holz, Metall und Leder gefertigt, welche sich negativ auf das Gewicht auswirkten.“ Doch die Qualität der Sanitätshaus-Produkte wurde stetig weiterentwickelt, um den Menschen mehr Mobilität und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. So waren beispielsweise orthopädische Einlagen früher hart und unangenehm. Heute wirken sie als sensomotorische Einlagen aktivierend auf die Fußmuskulatur ein und fördern so auf angenehme Weise die Bewegungsmöglichkeiten.

Mobile Gesundheitsangebote erobern den Markt

Noch mehr als beim Material, lässt sich die Mobilitätsentwicklung bei der Technik beobachten. Mobile EKG-Geräte, Oberarmmessgeräte oder Pulsuhren sowie mobile Gesundheitsangebote für Smartphone und Tablet, mit denen Blutdruck, Blutzucker oder Gewicht kontrolliert werden, sorgen dafür, dass die Menschen ihre Gesundheit unterwegs im Auge behalten können und so nicht mehr in ihrer Mobilität eingeschränkt werden. Das Angebot mobiler Gesundheits-Apps (App-Tipps erhalten Sie unter www.sanitaetshaus-aktuell.info/gesundheitsapps) boomt: Laut einer Studie, die von der IKK classic im vergangenen Jahr durchgeführt wurde, nutzt bereits jeder fünfte Deutsche medizinische Apps, die die täglichen Schritte zählen, den Schlaf überwachen, die Fitness verbessern oder den Geist fit halten.

Rollatoren erobern die Straßen

Das Sanitätshaus-Hilfsmittel, das seit Anfang der 90er Jahre besonders viel für die Mobilitätsverbesserung geleistet hat, ist der Rollator. Galten die ersten Modelle noch als Seniorenvehikel und sichtbares Zeichen des Alterns, erfreuen sie sich heute steigender Beliebtheit. Die ersten Ausführungen waren unhandlich und wogen bis zu zwölf Kilogramm. „Ich kenne viele ältere Patienten, die sich früher lieber auf der Schulter des Sohnes oder der Schwiegertochter aufgestützt haben, statt zum Rollator zu greifen“, so Karin Bielefeld, gelernte Physiotherapeutin und Produktmanagerin bei einem Rollator-Hersteller. „Das hat sich grundlegend geändert. Rollatoren sind salonfähig geworden. Mittlerweile ist der Gehwagen bei älteren Menschen so beliebt, dass in manch einer Fußgängerzone schon mehr Rollatoren als Kinderwagen gesichtet wurden.“ Moderne Hightech-Modelle umfassen komfortables Zubehör, wie Sitzflächen, Stockhalterung, Rückenlehne, Getränkehalter und Abdeckhaube. Wem das nicht reicht, der setzt noch LED-Beleuchtung, GPS-Tracker und USB-Anschluss optional oben drauf.

Die nächsten Mobilitätsinnovationen stehen in den Startlöchern

„Großen Nachholbedarf gibt es noch im Straßenverkehr, der weder für Rollatoren noch andere Mobilitätshelfer besonders freundlich ausgerichtet ist“, stellt Karin Bielefeld fest. Doch auch in dieser Hinsicht tut sich langsam etwas: „Busse und Bahnen führen in vielen Bundesländern Workshops und Schulungen durch, um Rollator-Nutzern das Reisen zu erleichtern“, so Bielefeld weiter. „Auch Seniorenberater der Polizei haben sich die Sicherheit dieser Verkehrsteilnehmer auf die Agenda gesetzt.“ Das ist auch notwendig, denn die nächsten Mobilitätsinnovationen für Rollatoren stehen schon in den Startlöchern: Rollatoren mit Akku-Elektroantrieb, die bergauf ziehen und bergab bremsen, oder „intelligente Rollatoren“, an denen unter anderem das renommierte Fraunhofer Institut forscht, und die Alzheimer-Patienten mithilfe hochauflösender Kameras sowie Sensoren sicher den Weg navigieren sollen.

Voll mobil dank moderner Medizintechnik

„Ein Lob auf die moderne Medizintechnik, ich bin wieder voll mobil und habe keinerlei Schmerzen mehr“, freut sich Jean Pütz, Wissenschaftsjournalist und von 1974 bis 2004 Fernsehmoderator der WDR-Kultsendung Hobbythek. „Mein Bein musste circa drei Wochen so geschont werden, dass ich mich fast ausschließlich nur mit dem Rollstuhl bewegen durfte.“ Pütz war nach einem Unfall mit der Folge Wadenbeinbruch (siehe Interview oben) Anfang des Jahres vorübergehend an den Rollstuhl gefesselt, dem zweiten großen Mobilitätshelfer neben dem Rollator. Als gebürtiger Kölner ließ sich Pütz seine Frohnaturlaune davon aber nicht vermiesen und nahm mithilfe des Rollstuhls sogar wie gewohnt am Kölner Karnevalstreiben teil. Nach Inanspruchnahme weiterer Mobilitätshilfen wie Bandagen und Krücken sowie durch die Unterstützung seiner Frau, einer gelernten Krankenschwester, ist der 78-jährige Rheinländer mittlerweile wieder obenauf. Auch bei Rollstühlen wurden in den vergangenen Jahren alle Bereiche – wie Funktionalität, Lebensdauer und Gewicht – stetig verbessert. War es in den 80er Jahren noch etwas Besonderes, einen Rollstuhl farbig zu gestalten oder auf einen Kinderkörper anzupassen, halten die Sanitätshäuser heute hunderte Modelle bereit, bei denen Farbe, Zubehör und Ausstattung frei ausgewählt werden können. Je individueller die Abstimmung des Rollstuhls, desto besser können die Nutzer heute damit mobil bleiben.

Mehr Selbstbestimmung und Lebensfreude

Obwohl das Alter oder ein körperliches Handicap natürlich immer mit Einschränkungen verbunden sind, bedeutet Mobilität einen Gewinn an Selbstbestimmung und Lebensfreude. Dies hat auch die Bundesregierung erkannt: Das Bundesministerium für Forschung und Bildung hat die Forschungsagenda „Das Alter hat Zukunft“ ins Leben gerufen. Zur Förderung von 14 Projekten, die sich mit dem demografischen Wandel befassen, hat das Ministerium insgesamt 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Förderung der ausgewählten Projekte zum Thema „Mobil bis ins hohe Alter – nahtlose Mobilitätsketten zur Beseitigung, Umgehung und Überwindung von Barrieren“ ist Bestandteil des Zukunftsprojekts „Auch im Alter ein selbstständiges Leben führen“. Ziel ist es, die Entwicklung von neuen Lösungen voranzutreiben, die die Lebensqualität, barrierefreies Wohnen und gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen verbessern. Bis Forschungsgegenstände alltäglich werden, vergeht einige Zeit. Aber wer weiß, vielleicht findet das eine oder andere innovative Projekt in naher Zukunft als Mobilitätslösung den Weg in die Sanitätshäuser. Wir werden berichten.

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