Schuhversorgung bei

diabetischem Fußsyndrom

So vermeiden Sie Komplikationen und schützen Ihre Füße

 

Autor und Autorin: Christian Sujata und Susanne Hoffmann

Die Welt ist zuckerkrank, denn jeder 15. Erwachsene ist Diabetikerin oder Diabetiker. Im Jahr 2021 wurden laut der International Diabetes Federation (IDF) weltweit rund 537 Millionen Diabetiker gezählt. SAM beleuchtet eine der häufigsten Diabetes-Folgeerkrankungen und sprach mit einem erfahrenen Experten aus einem Sanitätshaus mit dem Lächeln über die richtige Therapie.

Bei einem Großteil der Fälle handelt es sich um den deutlich weiter verbreiteten Typ-2-Diabetes. Ihm lässt sich vorbeugen, im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes, der oft schon im Kindesalter beginnt. Allerdings bleibt ein Typ-2-Diabetes häufig lange Zeit unentdeckt. Seine Symptome entwickeln sich meist schleichend, sodass sie von den Betroffenen nicht wahrgenommen werden. Sie gewöhnen sich an die Anzeichen, ohne sie als krankhaft zu empfinden. So kann es bis zu zehn Jahre dauern, bis ein Typ-2-Diabetes erkannt wird und Folgeerkrankungen aufgrund der dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerte eingetreten sein können.

Eine der häufigsten dieser Folgeerkrankungen bei Diabetikerinnen und Diabetikern ist das diabetische Fußsyndrom (die sogenannte diabetische neuropathische Osteopathie DNOAP). Dabei handelt es sich um einen ganzen Symptomkomplex. Durch den veränderten Stoffwechsel im Fuß und die veränderten Nerven aufgrund der Diabetes mellitus kommt es zu einer Absorption von Knochenteilen innerhalb des Fußskeletts.

In der Folge verändert sich die komplette Statik des Fußes. Die Bänder werden geschwächt und die Knochen deformieren sich weitgehend, sodass ein Charcot-Fuß entsteht. Die Haut des Fußes ist sehr trocken. Weil die Schädigungen unterschiedlich behandelt werden müssen, ist es wichtig, ärztlich zu klären, welches Fußsyndrom exakt vorliegt.

In den meisten Fällen zeigt sich ein diabetischer Fuß durch Wunden, die schlecht abheilen. Am häufigsten entstehen diese am vorderen Teil des Fußes im Bereich des Ballens oder der Zehen. Aber auch an der Ferse können Wunden vorkommen. Oft ist die Haut trocken, rissig und von viel Hornhaut betroffen.

Die Wunden können sich entzünden und sind dann noch mehr gerötet oder haben einen festen gelblichen Belag. Andere Wunden nässen stark und weichen die umliegende Haut auf. In schlimmen Fällen stirbt das Gewebe sogar ab. Sie werden schnell tief, sodass Sehnen und sogar Knochen in der Wunde frei sichtbar oder direkt fühlbar sind. Dann ist die Gefahr von gefährlichen Infektionen sehr hoch. Eine andere, ebenfalls sehr gefährliche Form, ist der sogenannte Charcot-Fuß, bei dem die Knochen im Fuß instabil werden, leicht brechen und der Fuß lebenslang verformt bleibt. Anzeichen für einen Charcot-Fuß ist zum Beispiel ein plötzlich geschwollener, eventuell überwärmter Fuß ohne gleichzeitige Schmerzen.

Läsionen am Fuß von Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus können zu Komplikationen führen, die bei verzögerter oder ineffektiver Therapie die Amputation der gesamten Extremität zur Folge haben. Der Typ-2-Diabetes ist mit 11 % die vierthäufigste Diagnose der Hausarzt-Internistinnen und -Internisten und mit 8 % die fünfthäufigste Behandlungsdiagnose aller Allgemeinärztinnen und -ärzte.

Spezialschuhe können helfen, Druckstellen und somit entzündlichen Folgekomplikationen und wiederkehrenden Entzündungen (Rezidiven) entgegenzuwirken. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft definiert in ihrer DDG-Praxisempfehlung zum diabetischen Fußsyndrom als wichtigste präventive Maßnahme die Druckentlastung der Füße durch das Tragen diabetesadaptierter Fußbettungen in geeignetem Schuhwerk.

Achten Sie auf Ihre Füße!

Martin Sparfeld, Orthopädietechnikmeister, Prokurist und fachlicher Leiter im Sanitätshaus Schürmaier in Leipzig, weiß, wie wichtig es ist, mögliche erste Anzeichen von Diabetes zu erkennen und zu behandeln. Am Beispiel von Fußproblemen und dem diabetischen Fußsyndrom (DFS) sprach SAM mit ihm darüber, welche Unterstützung das Sanitätshaus mit dem Lächeln dabei leisten kann.

SAM: Herr Sparfeld, was ist das Herausfordernde an der Krankheit Diabetes?

© Schürmaier GmbH & Co.KG

Martin Sparfeld: Diabetes hat viele Gesichter und ist, das ist das Tückische, nicht immer gleich zu erkennen. Deshalb sind frühzeitige Diagnostik, Transparenz und Aufklärung so wichtig.

SAM: In Ihrem Sanitätshaus betreuen Sie auch Menschen mit diabetischem Fußsyndrom. Was ist das?

Martin Sparfeld: Menschen mit Diabetes sind überdurchschnittlich oft von Fußproblemen betroffen. Erhöhte Blutzuckerwerte über einen langen Zeitraum können zu Nervenschäden und Durchblutungsstörungen in den Extremitäten führen. Gewebeschäden und Geschwüre sind die Folge, schlimmstenfalls kann dies zu Amputationen führen. Damit es erst gar nicht so weit kommt, müssen früh Vorkehrungen getroffen werden.

SAM: Welche sind das?

Martin Sparfeld: Zunächst einmal müssen die Betroffenen selbst oder die sie betreuenden Ärztinnen und Ärzte erste Anzeichen eines diabetischen Fußes sehen, d. h., Veränderungen der Haut müssen wahrgenommen werden, bspw. leichte rosa Verfärbungen, Risse, Trockenheit, Schmerzunempfindlichkeit am Fuß. Hier können wir dann frühzeitig reagieren.

SAM: Wie können Sie helfen?

Martin Sparfeld: Bei Diabetes wird die Haut empfindlicher und anfälliger für Wunden, die auch noch schlecht oder gar nicht heilen können aufgrund der Durchblutungsstörungen. Durch die Nervenschädigung bemerken manche die anfangs kleine Wunde gar nicht. Das wird dann gefährlich. Deshalb muss der Fuß schon im Frühstadium besonders weich gepolstert werden. Dafür fertigen wir individuelle Einlagen, die Diabetes adaptierte Fußbettung (DAF), an. Sie sorgen für eine weiche Bettung der empfindlichen Füße und für eine bessere Druckverteilung, damit keine Druckstellen entstehen können. Beim Schuh handelt es sich um einen Diabetes-Schutzschuh, der sich durch eine steife Sohle und weiches Leder auszeichnet. Er muss locker sitzen, darf nicht drücken und auch keine Nähte haben, um druckgefährdete Stellen zu schonen.

SAM: Wer trägt die Kosten für Einlagen und Schuhe?

Martin Sparfeld: Die Krankenkasse übernimmt, bis auf einen Eigenanteil, die Kosten für ein Paar Hausschuhe und ein paar Straßenschuhe pro Jahr inklusive Einlagen.

SAM: Lässt sich mit diesen Hilfsmitteln das Fortschreiten der Krankheit verhindern?

Martin Sparfeld: Unsere Hilfsmittel bilden auf jeden Fall eine gute Grundlage. Aber auch die Betroffenen müssen mithelfen. Hier seien wieder die Faktoren Ernährung bzw. Ernährungsumstellung und Bewegung ins Feld geführt. Dazu kommt das Zusammenspiel von Ärztinnen und Ärzten, die gut aufklären und betreuen, der medizinischen Fußpflege und uns als Sanitätshaus. Idealerweise gibt es vor Ort diabetische Fußnetzwerke für Patientinnen und Patienten.

SAM: Welche Hilfsmittel können noch helfen?

Martin Sparfeld: Grundsätzlich sollten Diabetikerinnen und Diabetiker ihre Füße gut pflegen und sensibel behandeln. Wir bieten hierfür bspw. Diabetikersocken ohne Gummi und Spiegel mit langen Haltegriffen, damit auch die Fußunterseite untersucht werden kann. Um die Durchblutung im Fuß anzuregen, empfehlen wir Übungen mit dem Igelball und spezielle Fußpflegecremes.

SAM: Haben Sie zu guter Letzt ein paar Tipps zur Vorbeugung?

Martin Sparfeld: Ich empfehle allen, auf ihre Füße zu achten und Schuhe nicht zu eng kaufen, auf die Schnürung aufzupassen und für eine gute Durchblutung zu sorgen.

Das Sanitätshaus Schürmaier, gegründet 1952, beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. Seinen Hauptsitz hat das Unternehmen in der Lützner Str. 163 in Leipzig. Abgebildet wird dort im Kompetenzzentrum ein breites Versorgungsspektrum: Homecare, Rehatechnik, Orthopädietechnik und Sanitätshaus. Hinzu kommen zwei Niederlassungen an Klinikstandorten und das Angebot der mobilen Versorgung. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier:

 

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