Typ-2-Diabetes

Die vermeidbare Volkskrankheit Diabetes

 

Rund sechs Millionen Menschen in Deutschland sind Diabetiker. Davon haben 90 Prozent einen Typ-2-Diabetes. Die Hauptursachen sind eine erbliche Veranlagung und eine ungesunde Lebensweise. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN hat sich für Sie bei dem Diabetologen Dr. Axel Riefflin und bei Martin Lange, dem Landesvorsitzenden der Deutschen Diabetes-Hilfe Nord, informiert.

Autorin: Silke Bromm-Krieger

Es war an einem Sommertag im Jahr 1992. Martin Lange, damals Geschäftsführer eines Autohauses, kippte während der Arbeit plötzlich um. Mit dem Rettungswagen kam er sofort ins Krankenhaus. Diagnose: Typ-2-Diabetes. „Ich fiel in ein Zucker-Koma.“, blickt der 69-Jährige heute zurück.

Frühwarnzeichen erkennen

© Dr. Axel Riefflin

Diabetologe Dr. med. Axel Riefflin behandelt viele Patienten mit einem Typ-2-Diabetes. „Ist der Regelkreis des Blutzuckerhaushaltes in seiner Funktion dauerhaft beeinträchtigt, sprechen wir von Diabetes. Hauptakteur ist dabei das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Menschen mit einem Typ-2-Diabetes haben zwar eigenes Insulin, aber nicht in ausreichender Menge oder es ist in seiner Wirkung gestört, weil die Körperzellen unempfindlich gegen Insulin geworden sind. Der Körper entwickelt eine Insulinresistenz, der Blutzuckerspiegel steigt“, erklärt der Mediziner. Frühwarnzeichen für einen erhöhten Blutzucker seien Müdigkeit, starker Durst, häufiger Harndrang, Sehstörungen, eine schlechte Wundheilung oder trockene Haut. „Diabetes entsteht schleichend, er tut nicht weh und bereitet zunächst keine akuten Beschwerden“, gibt Riefflin zu bedenken. Deshalb sei die Dunkelziffer der Erkrankten hoch. Schätzungsweise bis zu zwei Millionen Deutsche wissen laut Deutscher Diabetes-Hilfe e.V. nicht, dass sie Diabetes haben. Wird beim Arzt ein erhöhter Blutzucker festgestellt, sollten Patienten deshalb schnell handeln.

Lebensgewohnheiten ändern

„Neben einer genetischen Veranlagung, sind Übergewicht und Bewegungsmangel Hauptgründe für den Typ-2-Diabetes“, informiert der Experte. Bei Nichtbehandlung drohen Folgekrankheiten, wie Bluthochdruck, Schlaganfall, diabetischer Fuß oder Netzhautschäden. „Deshalb ist eine optimale Blutzuckereinstellung von Anfang an ein Muss“, so Riefflin. Hierfür kommen bei Bedarf Medikamente, die das Krankheitsbild abmildern, zum Einsatz, denn heilbar ist der Typ-2-Diabetes nicht. Nach der Diagnose änderte Martin Lange erstmal nichts an seinem Lebensstil. „Ich nahm meinen Diabetes nicht ernst, hatte Übergewicht und aß weiter Unmengen an Süßigkeiten“, bekennt er. Als er eines Tages mit einem sehr hohen Blutzuckerwert in eine Spezialklinik eingeliefert wird, führt der behandelnde Arzt ein ernstes Gespräch mit ihm. „Mir wurde klar, dass ich mein Leben verkürze, wenn ich nicht am Diabetes arbeite“, berichtet der dreifache Familienvater. Er denkt um, ernährt sich fortan vollwertig, bewegt sich und nimmt ab. Seine Frau ändert ihre Kochgewohnheiten. Es kommen keine dicken Soßen mehr auf den Tisch, dafür frisches Gemüse. „Von allem weniger, mit Maß und Verstand“, lautet die Devise.

Diabetes selbstbestimmt in die Hand nehmen

© Silke Bromm-Krieger

Regelmäßige fachärztliche Untersuchungen, die Teilnahme an Patientenschulungen und Behandlungsangebote, die Martin Lange aktiv in seine Therapie mit einbindet, zeigen zusätzlich Wirkung. „Heute lebe ich mit meinem Diabetes und nicht der Diabetes mit mir“, sagt er selbstbewusst. An Süßigkeiten geht er beim Einkaufen vorbei. Eine Insulinpumpe sorgt für einen optimalen Blutzuckerspiegel. Auch wenn der Rentner eine diabetische Polyneuropathie, eine Sensibilitätsstörung in den Füßen, hat, lässt er sich die Freude am Leben nicht nehmen. Er singt im Shanty-Chor und ist begeisterter Großvater.

Selbsthilfe nutzen

Seine Erfahrungen gibt Martin Lange mittlerweile an andere Menschen weiter. Seit 16 Jahren engagiert er sich ehrenamtlich bei der Deutschen Diabetes-Hilfe Nord. In dieser Selbsthilfeorganisation und Interessenvertretung mit Sitz in Kiel haben sich 800 Mitglieder zusammengeschlossen. „Eine Selbsthilfegruppe unterstützt dabei, den Schock der Diagnose zu überwinden, sich Wissen anzueignen und selbst aktiv zu werden“, ist er überzeugt.

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