Über Inkontinenz reden …

Die Sanitätshäuser mit dem Lächeln kümmern sich um die bestmögliche Versorgung

Harn- und Stuhlinkontinenz haben verschiedene Ursachen. Ärzte und Sanitätshäuser kümmern sich um die bestmögliche Versorgung der Patienten – und machen sich Sorgen über die Stille, die das Thema umgibt. Über Inkontinenz muss man reden, denn allein in Deutschland leiden Schätzungen zufolge zwischen sieben und zehn Millionen Menschen daran. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN hat für Sie dieses Thema beleuchtet.

Autor: Micho Jo Standl

© Anne Huneck

2015 hat Hollywood-Schauspielerin Kate Winslet in einer britischen Talkshow einen Schritt gewagt, für den sie weltweit Bewunderung erntete. Ja, sie sei nach ihren Schwangerschaften inkontinent, erzählte die dreifache Mutter Talkmaster Richard Norton wie selbstverständlich. Diese Selbstverständlichkeit fehlt den meisten Menschen. Dass Inkontinenz nach wie vor ein Tabuthema ist, weiß Dr. Wolfgang Bühmann, Facharzt für Urologie und Pressesprecher des Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU): „Dass es vielen Menschen peinlich ist, über das Symptom zu sprechen, ist ein gesellschaftliches Problem, das in der Kindheit eines jeden zu suchen ist.“ Das gesellschaftliche Verständnis für Inkontinenz zu stärken, hat sich der BDU zur Aufgabe gemacht. Vor einigen Jahren haben Prominente, wie Schauspielerin Hannelore Hoger und die Ende 2020 verstorbene Chor-Legende Gotthilf Fischer, auf das Problem hingewiesen. „Gerade die Inkontinenz während einer Schwangerschaft ist meist nur vorübergehend“, sagt Bühmann. Denn die durch den Fötus bedingte Dehnung des Beckenbodens, der letztendlich auf die Blase drückt, geht in den meisten Fällen zurück. Die Rückbildungsgymnastik hilft dabei, den Beckenboden wieder in den „Normalzustand“ zu versetzen. Dass Frauen heute mehr mit dieser unangenehmen Begleiterscheinung zu kämpfen haben, liegt daran, dass immer mehr Frauen in höherem Alter Kinder bekommen. Ab dem Alter von 45 Jahren lässt die Gewebespannung naturbedingt nach.

Wenn die Psyche auf die Blase drückt

Längerfristiges oder sogar lebenslanges Anhalten von Inkontinenz kann viele Ursachen haben – Krankheiten, Operationen, aber auch psychosomatische Gründe. Alltägliche Situationen, wie etwa Angst vor Bewerbungsgesprächen, kann zu Harninkontinenz führen, da die Blase stark vom vegetativen Nervensystem beeinflusst wird. Neurologische Ursachen, wie Harn- oder Stuhlinkontinenz, liegen vor, wenn das Nervensystem verletzt wird, beispielsweise durch einen Unfall oder eine Operation,die die Entfernung eines Tumors. Die Zusammenarbeit zwischen Gehirn und Nerven mit Beckenbodenund Blasenmuskulatur oder Schließmuskel wird dadurch beeinträchtigt.

Begleiterscheinung nach Operationen

Auch Stuhlinkontinenz ist oft auf das Nachlassen der Gewebespannung zurückzuführen und kann vielfältige Gründe haben. Eine häufige Ursache ist, wie bei Harninkontinenz auch, im Alterungsprozess zu suchen. Aber auch schwere Operationen, wie das Entfernen von Krebs, können zur unkontrollierten Ausscheidung führen. Verletzungen im Bereich des Afters und Nervenschäden können ein weiterer Grund für Stuhlinkontinenz sein. Wenn die Ursache einen rein anatomischen Grund hat, kann ein operativer Eingriff Abhilfe schaffen.

Sanitätshäuser mit dem Lächeln helfen praktisch

© Christina Mayer

Wenn ein Patient entweder für einen kürzeren oder einen längeren Zeitraum mit Inkontinenz leben muss, helfen Sanitätshäuser, jede persönliche Situation optimal zu meistern. Durch eine Stoma-Versorgung wird trotz fehlender Kontrolle über Harn- oder Stuhl die Ausscheidung in die richtigen Wege geleitet. „Die Stoma-Versorgung beginnt bereits im Krankenhaus vor der Operation“, erklärt Christina Mayer, Geschäftsführerin des Sanitätshauses Schneider und Piecha in Offenbach. „Eine Pflegeexpertin oder ein Pflegeexperte des Sanitätshauses geht ins Krankenhaus, spricht mit dem Patienten und zeichnet an, wo das Stoma nach der Operation angelegt werden soll“, erklärt Mayer. Der Betroffene wird während des ganzen Klinikaufenthaltes betreut und auf die Produkte, die für ihn notwendig sind, eingestellt.

„Die Betreuung geht weit über den Klinikzeitraum hinaus“, so Mayer. Ein wichtiger Bestandteil der Beratung sei es auch, den Patienten für den richtigen Umgang mit dem Stoma, vor allem im beruflichen Leben, vorzubereiten, damit er möglichst schnell wieder in den Alltag findet, sagt Mayer.

Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie unter: www.schneider-piecha.de

 

Interview mit Dr. Wolfgang Bühmann

„Übergewicht fördert Harninkontinenz“

Vor allem über Harninkontinenz im täglichen Leben wird nicht gerne gesprochen. Der Urologe Dr. Wolfgang Bühmann kennt unter anderem den Grund für das weit verbreitete Schamgefühl.

SAM: Ist Harninkontinenz heilbar?

© Dr. Wolfgang Bühmann

Bühmann: Wenn Inkontinenz anatomische Ursachen hat, kann man operativ eingreifen. Die sogenannte Altersinkontinenz, die auf Gewebsschwäche beruht, die bei jedem irgendwann einsetzt, kann man nur verbessern. Wir Ärzte können den Alterungsprozess natürlich nicht stoppen.

SAM: Wie kann man vorsorgen?

Bühmann: Da muss man eindeutig sagen: Übergewicht fördert Inkontinenz. Wenn das Körpergewicht den Verschlussdruck des Beckenbodens übermäßig belastet, hat das die gleiche Auswirkung wie der Druck eines ungeborenen Kindes auf den Beckenboden und letztendlich auf die Blase, was zur Inkontinenz während der Schwangerschaft führt.

SAM: Also sollte man darauf achten, das Gewicht zu halten oder, wenn erforderlich, auf ein normales Maß zu reduzieren?

Bühmann: Das ist ein Faktor. Der menschliche Körper ist rein theoretisch auf ein Alter von 40 bis 45 Jahren ausgelegt. Danach wird das Gewebe schwächer. Deshalb spielt auch die Beschaffenheit der Muskulatur eine Rolle. Je straffer diese ist, insbesondere die des Beckenbodens, desto unwahrscheinlicher ist es, dass man mit Altersinkontinenz zu kämpfen hat.

SAM: Warum tun sich viele Menschen schwer, darüber zu reden?

Bühmann: Dass Inkontinenz nach wie vor ein Tabuthema ist, liegt in unserer Erziehung. Als Kleinkind wird man zu Kontinenz verdonnert. Eltern sollen ihre Kinder nicht unter Druck setzen. Es ist sogar normal, wenn Sieben- oder Achtjährige noch nicht trocken sind. Der Körper braucht eine gewisse Zeit, um die Funktion des Harntraktes herzustellen. Aus dieser „falschen Prägung“ entsteht später das Schamgefühl. Was man als Kind lernt, bekommt man nicht mehr weg.

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