Unterstützung für die
Gesundheit unserer Füße
Wann sind orthopädische Einlagen sinnvoll und wie funktionieren sie?
Autor und Autorin: Christian Sujata und Carolin Oberheide
Unsere Füße sind täglich hohen Belastungen ausgesetzt. Mit den Füßen stehen wir fest auf dem Boden und bewegen uns damit fort. Dabei halten wir das Gleichgewicht. Sie sind das Fundament unseres Körpers! Bei Fußfehlstellungen ist dieses Zusammenspiel gestört. Ursachen und Symptome sind dabei ganz unterschiedlich. Was alle gemeinsam haben: Unbehandelt können sie zu Schmerzen und Folgebeschwerden führen, beispielsweise in Knie, Hüfte, Rücken und Nacken. Fußfehlstellungen kommen bei Kindern und Erwachsenen vor. Manche Fußfehlstellungen sind gut zu sehen, zum Beispiel, wenn die Füße nach innen einknicken oder sich nach außen neigen.
Fußfehlstellungen können sich in verschiedenen Formen und Ausprägungen zeigen: Bei einem Spreizfuß klaffen die Mittelfußknochen auseinander und der Vorfuß verbreitert sich. Das Quergewölbe bzw. der Fußballen ist deshalb abgesenkt und wird dadurch stärker belastet. Häufig ist eine vermehrte Hornhautbildung in der Mitte des Vorfußes zu erkennen. Das Risiko, dass ein Hallux valgus entsteht, erhöht sich. Bei dieser Fußfehlstellung drängt die Spitze der großen Zehe nach innen, also zu den anderen Zehen hin, während sich das Grundgelenk an der Fußinnenseite stark nach außen wölbt. So entsteht eine deutlich sichtbare Beule am Gelenk.
Bei einem Hohlfuß ist das Längsgewölbe viel zu stark ausgeprägt. Fußballen und die Außenseite des Fußes werden dadurch stark belastet. Dadurch können schmerzhafte Druckstellen, Verhornungen, aber auch Hühneraugen entstehen.
Bei einem Plattfuß sind Quergewölbe und Fußgewölbe abgeflacht. Die Bänder werden zu stark überdehnt, und der Fuß kann die stoßdämpfende Funktion so nicht mehr ausreichend gewährleisten.
Beim Knickfuß knickt der Innenknöchel zu weit nach innen ab. Beim Tragen von Schuhen wird die Innenseite deutlich stärker abgenutzt. Am inneren Knöchel und am innenliegenden Längsgewölbe treten häufiger Schmerzen auf. Durch die Fehlbelastung des Fußes kann es zu Veränderungen der Beinachsen und zu ins Bein ausstrahlenden Schmerzen kommen.
Bei einem Senkfuß schließlich ist die Fußmuskulatur durch zu wenig Training oder zu einseitige Belastung zu schwach, weshalb das Längsgewölbe absinkt.
Zu den Maßnahmen, mit denen sich Schmerzen lindern und beseitigen lassen, gehört die Versorgung mit entsprechenden Einlagen. Sie sind so konzipiert, dass sie den Fuß an den maßgeblichen Stellen entlasten und im Behandlungsverlauf helfen, entstandene Entzündungen schneller abheilen zu lassen. Bei einseitiger Symptomatik empfiehlt es sich, den anderen Fuß mit einer Ausgleichseinlage zu versorgen.
Anhand der Fehlstellung passt eine Orthopädietechnikerin oder ein Orthopädietechniker im Sanitätshaus jede Einlage individuell auf die Patientin oder den Patienten an. Dazu wird ein Fußabdruck genommen, der im Computer eingespeist wird. Teilweise mithilfe von CAD-Technik („computer aided design“) entsteht daraus eine Einlage aus Kunststoff, die anschließend noch weiterverarbeitet werden kann.
„Gehen verstehen“
SAM sprach mit dem renommierten Experten Klaus Raab, Orthopädietechniker-Meister, Sensomotoriker und Geschäftsführer beim Sanitätshaus Raab in Frankfurt am Main, über die richtige Einlagenversorgung. Er weiß: Auf die Basis kommt es an!
SAM: Was sind die häufigsten Beschwerden, denen Sie mittels Einlagen entgegenwirken?
Klaus Raab: Gerade heute hatte ich einen Kunden mit einem starken Knickfuß, der sich in seinen Wanderschuhen Blasen gelaufen hat. Kein Wunder, denn hier trifft ein Fuß, der von seiner Achse abweicht, auf einen genormten Schuh. Die meisten Menschen, die zu uns kommen, haben ein Knick-, Senk- oder Spreizfußproblem und leiden beispielsweise unter statischen Fehlstellungen der unteren Extremität. Es ist meist muskulären Ursprungs. Zusätzlich kann Fußgymnastik helfen und ist wichtig, ist jedoch nicht in der Lage, das Längs- und Quergewölbe wieder aufzurichten. Das kann nur eine orthopädisch angepasste Einlage.
SAM: Wie ist die Vorgeschichte Ihrer Kundinnen und Kunden, die Sie mit Einlagen versorgen?
Klaus Raab: Häufig fängt alles mit Gelenkschmerzen an. Am Anfang der Versorgung steht logischerweise die ärztliche Diagnose. Betroffene dürfen sich aber auch vorab über die Hilfsmittelversorgung im Sanitätshaus bei uns informieren. Wir machen uns ein Bild vom Fuß, der Dynamik und dem Bewegungsmuster. Wir eruieren, wie stark Fehlstellungen ausschlagen, und schreiben im Anschluss eine Empfehlung für den Arzt mit Hinweisen für die Rezeptierung. Generell unterliegen Einlagen einem Festbetragszuschlag. Eine kostenfreie Versorgung steht jedoch allen Patientinnen und Patienten zu, sie schöpft aber nicht alle Möglichkeiten aus und entspricht nicht dem aktuellen Stand der Technik.
SAM: Welche verschiedenen Einlagen gibt es?
Klaus Raab: Da jede orthopädische Einlage eine individuelle Anfertigung ist, gibt es unendlich viele Varianten mit Polstern, Pelotten, unterschiedlichen Weichbettungen oder entlastende und druckverteilende diabetische Einlagen. Sie werden gefräst, 3-D-gedruckt oder nach einem Gipsmodell individuell handwerklich angefertigt.
Die gängigen Abdruckverfahren funktionieren heute mit einem Scanner. Das 2-D- oder 3-D-Bild wird in ein CAD-Programm übertragen, das die Möglichkeit bietet, die Einlage zu modulieren und zu konfigurieren sowie die Gewölbestruktur zu bearbeiten. Manuell heben unsere Orthopädietechniker bestimmte Punkte an, senken sie ab, korrigieren und legen die sogenannte Shore-Härte der Einlagen fest. Danach werden die Einlagen von einer CNC-Maschine gefräst oder dreidimensional gedruckt.
SAM: Gibt es eigentlich gutes und schlechtes Schuhwerk?
Klaus Raab: Das kommt auf den Fuß an: Wer bspw. unter einem Hallux valgus (Großzehenschiefstand) leidet, für den sind spitz zulaufende Schuhe Gift, da der große Zeh viel Druck erfährt und weiter in eine ungesunde Richtung gelenkt wird. Aktuell tragen viele Menschen vorwiegend Sneakers. Generell sind Sport- und Laufschuhe sehr gut mit Einlagen zu tragen und bieten zusätzlich die gewünschte Dämpfung für den Fuß. Auch Barfußschuhe sind gerade ein heißes Thema. Hier sollte man sich Zeit lassen, da sich der Körper an das platte Stehen und Gehen erst langsam gewöhnen muss. Anders als beim Urzeitmenschen hat sich unsere Achillessehne unser gesamtes Leben lang an Absätze gewöhnt. Barfuß oder in absatzlosen Schuhen läuft man vorwiegend über den Vorfuß und in Laufschuhen über den Mittelfuß.
SAM: Was ist der Unterschied zwischen passiven und sensomotorischen Einlagen?
Klaus Raab: Die passiven Einlagen stützen, während die sensomotorischen Einlagen die Muskulatur aktivieren, stimulieren sowie einen Reiz ausüben, damit sich der Fuß von allein aufrichtet. Leider zahlen nur wenige Kassen diese Einlagen. Dabei ist es generell bei Kindern wichtig, die Fußmuskulatur zu beeinflussen und Rotationsfehlstellungen zu korrigieren.
SAM: Welche zusätzlichen Aufschlüsse gibt eine Ganganalyse?
Klaus Raab: Den Menschen in der Dynamik zu erleben, gibt Aufschluss über die Fehlstellungen und darüber, ob er ein aktiver oder passiver Läufer ist, also beim Gehen eher dem nach vorne fallenden Körper folgt oder seine Muskulatur aktiv einsetzt. Die Ganganalyse zeigt uns Bewegungsmuster, Schonhaltungen und Defizite auf. Da diese Muster beim Patienten ein Leben lang eingeübt sind, wäre manchmal ein fachlich geschulter Personaltrainer notwendig, um diese aufzulösen. Mit den passenden Einlagen machen sich die Kunden aber schon einmal auf einen gesunden und schmerzfreien Weg. Damit der Patient allerdings optimal versorgt werden kann, muss der Orthopädietechniker, der die Einlagen anfertigt, Gehen verstehen.
SAM: Herzlichen Dank für das Gespräch!
Das Sanitätshaus Raab mit über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie drei Filialen in Frankfurt am Main ist ein kompetenter Ansprechpartner in Sachen Sanitätsbedarf, Sportgesundheit, Orthopädietechnik und Medizintechnik. In den Fachabteilungen sani team, ortho team und reha team sowie im Laufstudio erwarten die Kundinnen und Kunden ein umfassendes Angebot sowie freundliche und hilfsbereite Fachleute. Das Sanitätshaus Raab expandiert seit seiner Eröffnung am 1. April 1986. Mit einem neu strukturierten Betriebsablauf und dem Ausbau der othopädietechnischen Werkstatt gelang es, auch Kliniken und Rehazentren zu überzeugen und zu binden. Klaus Raab lebt die Idee seines Unternehmens – Menschen zu helfen, mobil und in Bewegung zu bleiben – mittlerweile gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Felix und Max Raab, die ebenfalls Orthopädietechniker-Meister sind. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier: