Wundversorgung chronischer Wunden

Moderne Hilfsmittel und speziell abgestimmte Therapien helfen bei der Wundversorgung

 

Gewöhnlich ist die Haut in der Lage, Wunden selbst zu schließen, sodass sie innerhalb von wenigen Tagen abgeheilt sind. Doch leider ist dies nicht immer der Fall. Deutschlandweit leiden rund 2,7 Millionen Menschen an Wunden, die über einen längeren Zeitraum „offen“ sind, dadurch zu immensen Störungen führen und die Lebensqualität des Patienten nachhaltig einschränken. Bei fast 900.000 Patienten ist der Verlauf gar chronisch. Als chronisch gelten Wunden, die eine Heilungsdauer von sechs bis acht Wochen oder gar länger aufweisen bzw. in einer Wundheilungsphase „stecken bleiben“

Autorin: Agata Henkel

© Agata Henkel

Dekubitus ist eine Sekundärerkrankung, die besonders häufig bei bettlägerigen Menschen wie etwa Langzeitpflegepatienten zu beobachten ist. Typischerweise sind davon vorstehende Körperstellen wie Sitzbein, Hüftknochen und Fersen, also diejenigen Flächen, die hauptsächlich in Rücken- oder Seitenlage bzw. beim Sitzen aufliegen, betroffen. Phänomene wie schwindendes Fett- und Muskelgewebe, wie sie bei immobilen Patienten auftreten, begünstigen die Entwicklung eines Dekubitus zusätzlich. Selbst kurze, starke Druckeinwirkungen in Verbindung mit Scherkräften können einen Dekubitus nach sich ziehen. Dieser beginnt meist in den unteren Gewebeschichten – die Oberhaut des Menschen ist im Vergleich dazu in der Lage, über längere Zeit hohen Druckeinwirkungen standzuhalten und enthält entgegen der unteren Gewebeschicht keine Blutgefäße oder Nerven. Doch nicht jede Hautveränderung oder Wunde kann per se als Dekubitus bezeichnet werden.

„Eine häufig falsch als Dekubitus klassifizierte Wunde ist die Inkontinenzassoziierte Dermatitis (IAD), eine irritativ toxische Entzündung der Epidermis, deren Ursachen vor allem Feuchtigkeit und der Kontakt zu Ausscheidungen sind“, erklärt Agata Henkel, Expertin eines Hilfsmittelanbieters. „Um das Vorkommen der Inkontinenz-assoziierten Dermatitis zu reduzieren, muss der Stuhl und vor allem die Mischung aus Urin und Stuhl unterbunden werden. Dies ist durch die Verwendung von aufsaugenden Hilfsmitteln mit Superabsorber möglich“, so die Expertin weiter.

Chronische Wunden sind fast immer septisch

Eine weitere häufige Form chronischer Wunden ist das sogenannte Ulcus cruris, auch als „offenes Bein“ bezeichnet, das meist bei älteren Menschen, überwiegend bei Frauen, auftritt und meist mit einem fortgeschrittenen Venenleiden einhergeht. Chronische Wunden sind fast immer septisch, es liegt also eine Blutvergiftung vor – eine lebensbedrohliche Reaktion des Körpers auf eine lokale Infektion, bspw. eine Wunde. Nach Abklärung der Ursachen für die jeweilig vorliegende chronische Wunde sollte eine speziell abgestimmte lokale Therapie eingeleitet werden. Die moderne Wundversorgung bei chronischen Wunden zielt etwa auf die Aufrechterhaltung eines feuchten Wundmilieus ab, um auf diese Weise den natürlichen Wundheilungsprozess zu fördern.

Um eine generell bessere Versorgung chronischer Wunden zu erreichen, empfehlen Experten, Patienten umfassender zu informieren und in die Versorgung ihrer Wunden einzubinden.

Die Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. bietet Veranstaltungen und Neuigkeiten zur Wundheilung und Wundbehandlung.
>>> www.dg fw-ev.de

Die Initiative Chronische Wunden e.V. wurde 1995 von Ärzten, Pflegenden, Mitarbeitern der Kostenträger und anderen Engagierten ins Leben gerufen, um die Prophylaxe und Therapie von Menschen mit chronischen Wunden zu verbessern. Insbesondere will die Initiative Chronische Wunden praxisnah und überall eine optimale Versorgung erreichen.
>>> www.icwunden.de

 

• • • WUNDREINIGUNG

Da chronische Wunden besonders gefährdet für Infektionen sind, ist eine sorgfältige Reinigung besonders wichtig. Die Wunde wird ausreichend mit Wasser oder einer Kochsalzlösung gespült.

• • • DÉBRIDEMENT
Ist das Gewebe im Wundbereich bereits abgestorben, muss dieses entfernt werden, um die Heilung der Haut zu ermöglichen. Unter Betäubung wird mittels eines Skalpells das betroffene Gewebe entfernt.

• • • WUNDAUFLAGEN
Moderne Wundauflagen wie Hydrogele, Hydrokolloide sowie silber- oder alginathaltige Wundauflagen sorgen dafür, dass die Wunde nicht austrocknet, und unterstützen den Heilungsprozess.

• • • MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG
Auch eine medikamentöse Nachbehandlung, die sogenannte Antibiose, gehört zu einer umfassenden Wundversorgung. Hier wird zwischen einer prophylaktischen Antibiose und einer therapeutischen Antibiose, im Falle einer nachgewiesenen Infektion, unterschieden. Eine adäquate Schmerztherapie gehört ebenfalls zur Wundversorgung, um die Leiden des Patienten auf ein Minimum zu reduzieren.

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