Fachinformatiker/-in im
Sanitätshaus mit dem Lächeln
Serie: Sanitätshausberufe mit Zukunft – Teil 4
Autor: Gunnar Römer
Wer an klassische Sanitätshausberufe denkt, dem fallen z. B. Orthopädietechnikerinnen und -techniker oder Einzelhandelskaufleute ein. Doch wenige Berufsbilder verzeichnen in der Branche eine derartige Dynamik wie das der Fachinformatikerin oder des Fachinformatikers. Zwar verlaufen viele Prozesse im Gesundheitswesen noch analog, doch auch hier schreitet die Digitalisierung schnell voran. Das E-Rezept steht kurz vor der Einführung, immer mehr Sanitätshäuser betreiben Onlineshops und auch viele Vertragsprozesse laufen digital ab. Hunderttausende an Datensätzen sind da keine Seltenheit – pro Sanitätshaus, versteht sich. Da werden gut ausgebildete Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker dringend gebraucht.
„Eigentlich bräuchte schon heute jedes Sanitätshaus eine Fachinformatikerin oder einen Fachinformatiker“, sagt Bernd Urban Junior, Prokurist im Sanitätshaus Urban & Kemmler in Weiden in der Oberpfalz. Der Grund hierfür ist, dass Sanitätshäuser Unmengen an Daten verwalten, die administriert und strukturiert werden müssen. „Eine Aufgabe, die nur eine Fachinformatikerin oder ein Fachinformatiker adäquat erfüllen kann“, so Urban. Und genau hier liegt seiner Einschätzung nach das Kernproblem. Gerade in kleineren Sanitätshäusern werden viele Aufgaben von der Geschäftsführung mit übernommen. Doch in Zeiten der Digitalisierung braucht es EDV-Expertinnen und -Experten statt Allrounder.
Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker denken in Datenbankstrukturen und können programmieren
Zwar bringen heutzutage auch Angehörige anderer Sanitätshausberufe fundierte IT-Kenntnisse mit, jedoch bedarf es ab einer gewissen Unternehmensgröße zwingend EDV-Profis. Im System von Sanitätshäusern sind Tausende an Artikeln hinterlegt. „Ohne Fachinformatikerinnen oder Fachinformatiker sind solche Datenbanken nicht zu händeln“, sagt Bernd Urban. Unabhängig von der Branche, so der Sanitätshausexperte, bemisst sich der Erfolg von Unternehmen u. a. nach der Fähigkeit, schnell Informationen abrufen und bereitstellen zu können: „Stundenlanges Suchen würde Unmengen an Zeit und Geld kosten sowie Kunden vertreiben“. Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker pflegen, analysieren und strukturieren Datenbanken in Sanitätshäusern. Beinahe noch wichtiger ist aber deren Fähigkeit, eigene Softwarelösungen zu programmieren. Denn aufgrund der Tatsache, dass die Branche sehr inhomogen mit digitalen Prozessen umgeht, räumen Softwarehersteller dem Thema Sanitätshaus nicht den großen Stellenwert ein. „Da braucht es Expertinnen und Experten, die rasch maßgeschneiderte Lösungen programmieren können, denn herstellerseitig gibt es nicht das perfekte System.“ Und genau das können nur Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker leisten.
Verträge und Onlineshops produzieren riesige Datenmengen
Nicht nur die Artikeldatenbanken enthalten Unmengen an Daten. Schier gigantisch wird es, wenn es um die Vertragsunterlagen geht, bei denen es z. B. um die Kostenerstattung durch Krankenkassen geht. Schon bei mittelgroßen Sanitätshäusern entsteht hier eine ganze Datenflut. „Über 100.000 Vertragsdatensätze sind keine Seltenheit, allein für die Kniebandage sind in unserem System beispielsweise 111 davon hinterlegt“, berichtet Bernd Urban. Einige Kolleginnen und Kollegen von Urban berichten, dass Sie schon jetzt regelmäßig den Überblick darüber verlieren, welche Verträge sie gezeichnet haben und welche nicht. Dass die Datenmengen geringer werden, daran glaubt Urban nicht. Eher das Gegenteil wird der Fall sein, was den Bedarf an Fachinformatikerinnen und Fachinformatikern künftig weiter steigern dürfte. Zudem setzt die Gesundheitsbranche zunehmend auf Onlineshops. Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker bauen die Shopsysteme auf, installieren die nötigen Schnittstellen und beheben Störungen.
Einführung des E-Rezeptes und viele weitere Veränderungen
„Wir sind aktuell eine analoge Branche, die ein bisschen digital arbeitet“, resümiert Bernd Urban. Das wird sich künftig ändern. Denn ein weiterer Treiber der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist die Einführung des E-Rezepts, die bald bevorsteht und sämtliche Prozesse völlig verändern wird. Das bisherige Papierrezept, so Urban, ist im Grunde genommen noch der Stand aus dem vergangenen Jahrhundert. Dies zu verändern und zu digitalisieren, bedeutet einen großen Aufwand. Denn – man ahnt es schon – die elektronische Verordnung wird weitere Datenströme in Sanitätshäusern generieren. Diese müssen so angelegt sein, dass die Sanitätshausmitarbeiterinnen sowie -mitarbeiter schnell und einfach darauf zugreifen können. „Ich glaube, gerade kleinere Sanitätshäuser, die bislang auf professionelle EDV-Expertise verzichten, werden bald Probleme bekommen“, berichtet Bernd Urban. Doch große Datenmengen allein sind für eine Fachinformatikerin oder einen Fachinformatiker noch kein Grund, eine Arbeit im Sanitätshaus anzustreben. Die Möglichkeit, sich aktiv in die anstehenden enormen Veränderungen einzubringen, dagegen schon. Oder wie Bernd Urban es ausdrückt: „Wer als Fachinformatikerin oder Fachinformatiker mitgestalten will, ist im Sanitätshaus genau richtig!“
Das Sanitätshaus Urban & Kemmler wurde 1932 gegründet, beschäftigt aktuell knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist an sieben Standorten in Ostbayern vertreten. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier: