Interdisziplinäre Pflege: Beraten vor Verordnen

Hintergrundbild

Starke Teamarbeit zwischen Betroffenen, Sanitätshaus und Pflegedienst

 

Autorin: Carolin Oberheide

Menschen mit starken körperlichen Einschränkungen sind dankbar, wenn sie ambulant in der
Geborgenheit ihrer eigenen vier Wänden gepflegt oder versorgt werden können. Hilfsmittel erleichtern
Betroffenen das Leben und entlasten Pflegekräfte bei der oft körperlich herausfordernden Arbeit.
Für eine unkomplizierte und erfolgreiche Versorgung ist ein Schulterschluss zwischen Sanitätshäusern und
Pflegekräften entscheidend. Wie dies im besten Fall gelingt, weiß Holger Falk, verantwortlich für die
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim reha team West, aus fast drei Jahrzehnten Erfahrung.

© reha team West GmbH & Co. KG

„Früher war es schwierig, die individuellen Nöte in der häuslichen Pflege herauszufühlen“, sagt Holger Falk. Als er in den 90er-Jahren aus der Kommunikationsbranche ins Sanitätshaus wechselte, war die enge Zusammenarbeit mit den Pflegediensten noch nicht etabliert. Mit einem Seminarprogramm legte Holger Falk damals den Grundstein für einen interdisziplinären Dialog. „Es gibt für so viele Bedürfnisse Hilfen und Gestaltungsspielräume. Wir müssen sie nur richtig koordinieren!“ Konkret bedeutet das einen permanenten „Ballwechsel“ zwischen Pflegekräften und Sanitätshaus.

Passende Hilfsmittel – verschrieben von der Pflegekraft

Hier markiert der 01.01.2022 einen positiven Wendepunkt: Seit diesem Zeitpunkt macht sich der Gesetzgeber besonders stark für die häusliche Pflege. Examinierte Pflegekräfte können nun Hilfsmittel empfehlen – ohne Bestätigung oder Freigabe eines Arztes oder einer Ärztin. Für Holger Falk bedeutete dieser Schritt eine Vereinfachung der Zusammenarbeit, eine schnellere Versorgung und ein Signal für die Wertschätzung der Arbeit von Pflegekräften. „Stellt die Pflegekraft einen Bedarf fest, prüft der Kostenträger ihn nicht mehr inhaltlich, sondern lediglich wirtschaftlich und vertragsrechtlich. Die Wertigkeit ist analog einer ärztlichen Rezeptierung einzuordnen.“ Wenn Hilfsmittel angedacht sind, bietet dies die Gelegenheit, gemeinsam mit den Pflegekräften vorab vor Ort zu schauen, wo und wie gemeinsam die Lebensqualität des Patienten oder der Patientin verbessert werden kann“, erzählt Holger Falk aus der Praxis. „Gemeinsam mit den pflegenden Angehörigen verstehen wir uns als Dreigestirn“, schmunzelt Holger Falk.

Kurze Verwaltungswege dank Schulterschluss

Die Ärztinnen und Ärzte seien dankbar, wenn die Sanitätshäuser die Rolle des Sprachrohrs in Richtung der Verordnenden übernehmen – obgleich die Richtlinie zur Empfehlung von Hilfsmitteln durch die Pflegekräfte noch Geburtsfehler hat. „Dass zum Beispiel Rollatoren nicht empfohlen werden können, ist wenig hilfreich“, bezieht sich Holger Falk auf eine unerwartete Lücke im System. Diese muss aktuell noch die Ärztin oder der Arzt füllen. „Der Rollator ist so ein Klassiker, aber glücklicherweise genügt meist ein Anruf des Betroffenen oder der Pflegekraft beim Arzt zwecks Rezeptierung“, so Holger Falk. „Lässt der Kunde uns das Rezept zukommen, übernehmen wir durch Weiterleitung samt Kostenvoranschlag an die Krankenkasse das Beantragungsverfahren und führen die Kommunikation mit dem Kostenträger. Wir kennen uns mit den Verwaltungswegen und Vorschriften aus, sodass wir insbesondere im pauschalierten System oft auch ohne Bewilligungsverfahren sofort liefern können.“ Da sei Know-how auf allen Seiten gefragt. „Dass wir uns gegenseitig zu Rate ziehen und all unser Know-how in eine Waagschale werfen, ist unverzichtbar und erspart den Pflegekräften sich zusätzlich noch mit Hilfsmitteln auseinanderzusetzen.“

Von Vertrauen bis Vorleistung

Bei der ganzen Diskussion dürfe man laut Holger Falk jedoch nicht den wichtigsten Faktor bei der häuslichen Pflege und bei der Beratung im Sanitätshaus vergessen: Menschlichkeit. Gerade ältere Menschen, die ein Leben lang selbstbestimmt ihren Mann oder ihre Frau gestanden haben, tun sich oft schwer mit Veränderungen in der häuslichen Umgebung und damit, Hilfe anzunehmen. „Wir haben großes Verständnis für zunächst abweisende Gefühle.“ Pflegebedürftig zu werden, sei ein großer Einschnitt. „Darum bieten wir für bestimmte Hilfsmittel auch deren kostenlose Erprobung und entsprechende Beratung an. Ohne Druck sind die meisten Kunden in der Regel schnell überzeugt.“ Die Erfahrung erlaube dem reha team West auch ein gewisses Maß an „riskantem Optimismus“: „Wenn Krankenhäuser einen Patienten an einem Freitagnachmittag entlassen, beharren wir nicht zwingend auf die Hilfsmittelverordnung, sondern gehen in Vorleistung und kümmern uns im Nachgang um die Formalien.“ Für das Wohl von Schwerstkranken und Pflegebedürftigen müsse man auch mal unbürokratisch sein.

Seit 1993 heißt es in den 18 Filialen des reha team West „Wir bringen Hilfen“. Fachkundig mit Qualität und Engagement stellen die 330 Mitarbeitenden Menschen mit körperlichem Handicap oder gesundheitlichen Beschwerden medizinische Hilfsmittel auf allen Versorgungsebenen für ein barrierefreies und selbstbestimmtes Leben zur Verfügung. Der Dialog mit Pflege, Therapie, Ärzteschaft und komplementären Diensten macht die Arbeit des reha teams West zu einer umfassenden wie übergreifenden Service-Dienstleistung. Das Sanitätshaus ist Vertragspartner der Kostenträger und fungiert gemäß der Struktur als regionaler Dienstleister. Dazu gehört auch die Vermietung von Hilfsmitteln.
www.rtwest.de
facebook.com/rehateamWest

Das könnte Sie noch interessieren:

Kontakt zur Sanitätshaus Aktuell Magazin Redaktion