Hilfsmittel sind keine Frage des Alters
Hilfsmittel sind in Zeiten der modernen Gesundheitsversorgung unverzichtbar. Aber sie leiden unter einem Vorurteil: In der Bevölkerung ist die Annahme weit verbreitet, Hilfsmittel seien vor allem etwas für ältere Menschen. Ein falscher Gedanke, sind beispielsweise die jüngsten Patienten im Sanitätshaus Schürmaier doch gerade einmal drei Monate alt. Von frühkindlicher Schuhversorgung über Bandagen bei der Büroarbeit bis hin zum Pflegebett am Ende des Lebens. Hilfsmittel spielen in jedem Lebensalter eine wichtige Rolle.
Text: Gunnar Römer
Martin Sparfeld, Teamleiter Orthopädietechnik im traditionsreichen Sanitätshaus Schürmaier in Leipzig, erinnert sich an einen kuriosen Anruf. Am Telefon war ein aufgeregter Mann, der um Hilfe wegen eines Rohrbruchs bat. „Ich habe dann klargestellt, dass wir ein Sanitätshaus und kein Sanitärdienst sind“, erinnert sich Sparfeld. Solche Fälle sind zum Glück die Ausnahme. Die falsche Annahme, dass Hilfsmittel nur für alte Menschen eine Rolle spielen, ist dagegen leider keine Ausnahme. „Das wollen wir ändern“, so Geschäftsführerin Chris Schürmaier, die das Unternehmen in dritter Generation gemeinsam mit ihrem Ehepartner, Orthopädietechnikermeister Dirk Neumann, leitet. Ihr Großvater hat als Bandagistenmeister das Unternehmen, das heute 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Standorten beschäftigt, 1952 gegründet. Die neu bezogenen Räume ihres Sanitätshauses gleichen einer Erlebniswelt. „Auf Knopfdruck lichtet sich zum Beispiel eine Milchglas-Fassade und der Besucher sieht ein digitales Messsystem für Kompressionsstrümpfe“, berichtet Martin Sparfeld. „Nicht nur jüngere Kunden legen Wert auf ein modernes und ansprechendes Ambiente“, ergänzt Chris Schürmaier, „auch die Best-Ager wollen emotional und wertschätzend angesprochen werden.“
Die jüngsten Patienten für Hilfsmittel sind Säuglinge
Die jüngsten Hilfsmittelpatienten sind zwischen drei und zwölf Monaten alt. Dabei ist der häufigste Grund eine Fußfehlstellung, die bei rund vier Prozent aller Säuglinge angeboren ist. Andere Indikationen, wie beispielsweise die Stomaversorgung, treten dagegen seltener auf. „Entscheidend für den Behandlungserfolg bei Kindern ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Arzt, Eltern, Einrichtungen, zum Beispiel Kindergarten, und Physiotherapeuten“, weiß Martin Sparfeld. Auch Pflegebetten sind nicht ausschließlich Hilfsmittel für die ältere Generation. Schwere Behinderungen können diese auch bereits im frühen Kindesalter notwendig machen. „Wichtig ist, dass sich die jungen Menschen trotz allem darin wohlfühlen, zum Beispiel durch eine farbige Gestaltung der Betten“, so Orthopädietechniker Sparfeld. Gleiches gilt auch fr Orthesen und Bandagen. „Wenn die Kinder eine bestimmte farbliche Gestaltung möchten, erfüllen wir ihnen diesen Wunsch“, so Sparfeld weiter.
Sensomotorische Einlagenversorgung: Kassen bewilligen eher bei jungen Menschen
Typische Indikationen für eine sensomotorische Einlagenversorgung sind Nackenschmerzen, Fußfehlstellungen, eine craniomandibuläre Dysfunktion (also eine Fehlregulation der Muskel- oder Gelenkfunktion der Kiefergelenke) sowie ein innen- oder außenrotiertes Gangbild. Weil die Wirksamkeit bei Kindern besser belegt ist, werden sensomotorische Einlagen in jungen Jahren häufiger durch die Krankenkassen bezahlt. Sie sind so konzipiert, dass Pelotten bestimmte Fußrezeptoren gezielt stimulieren oder entlasten. „Probleme im Fuß wirken sich auf die gesamte Gelenkkette aus und können sogar zu Verspannungen der Kieferund Nackenmuskulatur sowie Migräne führen“, sagt Sparfeld.
Aller Anfang ist Skepsis
Gerade wenn Kinder ein Hilfsmittel bekommen, ist dies eine Überzeugungssache, ähnlich wie bei Brillen oder Zahnspangen. „Je besser die Kinder in ein Netzwerk aus Orthopädietechniker, Physiotherapeut, Kinderarzt, Schule oder Kindergarten und Eltern eingebunden sind, desto höher ist ihre Akzeptanz“, erklärt Chris Schürmaier.
Auch Patienten im mittleren Lebensalter benötigen nicht selten eine Hilfsmittelversorgung. Typische Beispiele sind hier berufsbedingte Beschwerden. „Es trifft Schwerstarbeiter ebenso wie Menschen im Büro“, berichtet Martin Sparfeld. „Gerade Berufe mit viel sitzender oder stehender Tätigkeit begünstigen das Entstehen von Venenerkrankungen. Kompressionsstrümpfe üben sanften Druck auf die Beine und wirken somit dem Stau in den Beinen entgegen. Wenn die Strümpfe richtig angepasst sind, wirken diese spürbar erleichternd und das Tragen ist eine Wohltat für die Beine“, so Schürmaier.
„Für uns ist es selbstverständlich, dass Patienten bei uns ein Getränk angeboten bekommen“, sagt Martin Sparfeld. Weil eine kalte, sterile und klinisch anmutende Umgebung abschreckend wirkt, wurde eigens eine Innenarchitektin damit beauftragt, gemeinsam mit den Sanitätshausexperten ein Gestaltungskonzept zu entwickeln, welches im Zusammenspiel mit Licht, Farbe, Form und Material eine Wohlfühlatmosphäre schafft, die sich gleichermaßen durch Verkaufs- und Beratungsräume zieht. Eine weitere Besonderheit: Es gibt verschiedene Themenwelten. So gibt es für Kinder eine eigene Kinderwelt, weitere Bereiche sind: Sport/Beruf, Technik, Mobilität sowie Pflege. „Wir wollen alle Altersklassen ansprechen, denn ein Sanitätshaus ist keine Einrichtung nur für alte Menschen“, resümiert Schürmaier und ergänzt: „Gerade auch Schwangere haben ein erhöhtes Risiko, eine Venenkrankheit zu entwickeln. Modische Kompressionsstrumpfhosen sind ein bewährtes Hilfsmittel für die jungen Frauen und wirken gleichzeitig gegen häufig auftretende Beinschwellungen.“ Zudem profitieren werdende Mütter von Bandagen gegen schwangerschaftsbedingte Rückenschmerzen. Spätestens hier wird klar: Hilfsmittelversorgung ist keine Frage des Alters.
Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie auf der Seite: www.schuermaier.de