Armprothese mit Fingerfertigkeit
Neues Leben mit neuem Arm
Autorin: Carolin Oberheide
Wer einen Arm verliert oder seit der Geburt ohne Arme lebt, hat den Anspruch auf eine Prothese. War bis vor einigen Jahren noch der Schmuckarm oft das erste Hilfsmittel der Wahl, wird heute in der Regel eine funktionellere myoelektrische Armprothese eingesetzt, die über die Muskulatur angesteuert wird. Im Sanitätshaus Koppetsch passt Pierre Koppetsch diese modernen Arm- und Handprothesen individuell auf die Bedürfnisse seiner Kundinnen und Kunden an und gibt ihnen so ein Stück Unabhängigkeit zurück.
Eine angeborene Fehlbildung, ein Unfall, eine Infektion – die Ursachen für ein Leben ohne Arm(e) sind ebenso vielfältig wie die persönlichen Geschichten, von denen Pierre Koppetsch in seinem Düsseldorfer Sanitätshaus erfährt. „Als Techniker sind wir immer auch Begleiter in einer lebensverändernden Phase“, sagt der Geschäftsführer. „Wenn sich Betroffene mit ihrem Schicksal arrangieren, nach vorne schauen und motiviert sind, zu trainieren, erreichen sie die besten Lernerfolge. Vor allem die präzise Ansteuerung einer myoelektrischen Armprothese will geübt sein“, weiß der Techniker aus Erfahrung.
Nach einer Amputation greifen Körper und Gehirn auf bekannte Bewegungsmuster zurück, wie beispielsweise das Öffnen und Schließen der Hand. Bei dieser Bewegung entstehen in der Muskulatur elektrische Signale, über welche die Armprothese gesteuert werden kann. An- und Entspannung wird durch Elektroden erfasst. Neben der Ansteuerung mit zwei Elektroden gibt es mittlerweile auch die Möglichkeit der sogenannten Mustererkennung mittels acht Elektrodenpaaren. „Rotiere und öffne ich beispielsweise die Hand, sind unterschiedliche Muskelgruppen im Unterarm aktiv, die als Bewegungsmuster abgespeichert werden“, erklärt Pierre Koppetsch die entscheidende Entwicklung der letzten Jahre.
Dranbleiben: Feinmotorik ist Trainingssache
Je geübter die Muskelanspannung, desto bewusster beeinflussen Patientinnen und Patienten die Signalstärke und erarbeiten sich unterschiedliche Steuerungsmöglichkeiten. „Im Alltag gibt es knifflige Herausforderungen. Wenn eine Kundin oder ein Kunde beispielsweise eine Tasse von A nach B trägt und gleichzeitig mit der anderen Hand eine Tür öffnet, muss ich als Techniker vermeiden, dass unbeabsichtigte Signale entstehen und sich die Prothesenhand öffnet.“ Zusätzlich sei eine ergo- und physiotherapeutische Begleitung ebenso hilfreich wie eine regelmäßige Anpassung und Feinjustierung im Sanitätshaus. „Sich an eine Prothese zu gewöhnen, ist oft ein langer und mühsamer Prozess, der von Ermüdungserscheinungen, Muskelkater und Verspannungen begleitet wird. Umso toller sind die Ergebnisse, wenn wir sehen, dass sich das Training lohnt und Alltag, Arbeit und sogar Sport wieder gelingen!“
Damit eine myoelektrische Armprothese als Hilfsmittel von der Krankenkasse erstattet wird, müssen Myosignale in einer entsprechenden Qualität und ein nachgewiesener Nutzen vorliegen. „Oftmals ist es sinnvoll, mit einer einfachen myoelekrischen Hand zu starten, um das Genehmigungsverfahren zu erleichtern und die Patientinnen und Patienten an die Versorgung heranzuführen“, rät Pierre Koppetsch und ergänzt: „Bringt die Patientin oder der Patient die entsprechenden Voraussetzungen oder hohe Anforderungen an die Versorgung mit, etwa beim Verlust beider Arme, kommt bereits bei der Erstversorgung eine multiartikulierende Prothesenhand zum Einsatz.“ Ansonsten gilt: „Hat der Kunde erlernt, die myoelektrische Hand zu öffnen und zu schließen, und die Handhabung sicher in seinen Alltag integriert, testet er eine multiartikulierende Hand, mit der verschiedene Griffe angesteuert werden können. So etwa einen Auslöserfinger für die Kamera, die Betätigung einer Computermaus oder diverse Griffe zur Unterstützung der Feinmotorik, sogar einen Pinzettengriff.
Unauffällige Alternative
Doch auch Habitus- oder Schmuckarme aus Silikon spielen noch eine Rolle bei der Versorgung, zumal sie täuschend echt modelliert werden können und einige Menschen sie daher aus ästhetischen Gründen schätzen. Für Krankenkassen ist dies häufig kein Argument, sodass Patientinnen und Patienten in der Regel eine psychische Belastung nachweisen müssen. Auch im Wasser, Nassbereich oder bei der Gartenarbeit kommt die myoelektrische Prothese an ihre Grenzen, sodass eine Wechselprothese in Einzelfällen erstattet wird. Fragen zu Hilfsmitteln und Möglichkeiten beantworten Pierre Koppetsch und Kolleginnen und Kollegen gerne.
Das Sanitätshaus Koppetsch ist ein innovatives Düsseldorfer Familienunternehmen im Bereich der Gesundheitsversorgung. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahre 1961 setzt der Gesundheitsbetrieb auf Leistung und Qualität in der Orthopädietechnik. Als Gerd-Peter Koppetsch das Unternehmen 1992 übernahm, erweiterte er das Tätigkeitsspektrum um einen ganzheitlichen Ansatz. 2011 übernahm Dipl. Ing. (FH) Pierre Koppetsch die operative Geschäftsführung, der einige Jahre zuvor seine Ausbildung zum Orthopädietechniker absolvierte und im Anschluss den Diplomstudiengang „Technische Orthopädie“ an der FH Münster abschloss. Mit dem Einstieg von Pierre Koppetsch in die Führungsebene des Unternehmens wurden das Motto „mehr für Ihre Gesundheit“ und das Bestreben, handwerkliche Tätigkeiten mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu kombinieren, nochmals bekräftigt. Mit einem umfassenden Leistungsangebot in den Abteilungen Orthopädietechnik, Orthopädieschuhtechnik, Reha-Technik, Home-Care, Sanitätshaus zählt das Haus Koppetsch mit drei Standorten und über 80 Mitarbeitenden heute zu den führenden Häusern in und um Düsseldorf. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier: