Barrierefrei Reisen

Sorgenfreier Urlaub dank richtiger Hilfen und Hilfsmittel im Gepäck

 

Autor: Christian Sujata

Urlaub und Reisen sind wichtige Faktoren, damit behinderte und mobilitätseingeschränkte Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Fragen der barrierefreien Informationsbeschaffung, Anreise und Unterbringung sind dabei genauso von Bedeutung wie die Möglichkeit, Freizeitangebote vor Ort wahrnehmen sowie den Alltag am Urlaubsort gestalten zu können. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN hat für Sie einen Blick auf die barrierefreien Reisegegebenheiten geworfen und mit einem Experten aus einem Sanitätshaus mit dem Lächeln gesprochen.

Der Sommer steht vor der Tür. Und die Monate Juni, Juli und August sind die Haupturlaubszeit der Deutschen. Mit dem Flugzeug, der Bahn, der Fähre oder dem eigenen Auto geht es dann beispielsweise auf die Kanaren, in die Bretagne, auf eine Nordseeinsel oder in die Berge. Für die meisten Menschen eine rundum schöne Zeit, in der man den Alltag und die Sorgen hinter sich lassen kann. Doch seit 2020 ist alles anders. Diesen Sommer vielleicht noch mehr als im vergangenen Jahr. Schleichende Impffortschritte, fehlende Teststrategien im großen Ausmaß und vor allem steigende Infektionszahlen, trotz des seit November 2020 anhaltenden Lockdowns, lassen einen Sommerurlaub, wie wir ihn kannten, in weite Ferne rücken.

Nach der Coronakrise ist vor der Barrierefreiheit

Können wir denn nach der Coronakrise wieder unbeschwert verreisen? Vermutlich ja. Gilt das für alle? Nein! Für Menschen mit einer Behinderung oder altersbedingten Einschränkungen sieht das anders aus – krisenunabhängig. Für sie ergeben sich im Zusammenhang mit dem Reisen häufig zahlreiche Schwierigkeiten und Hindernisse. Sie müssen ihren Urlaubsaufenthalt samt Anreise deutlich intensiver planen, damit Sie keine bösen Überraschungen erleben. Ihr Urlaub soll dabei nicht nur aus behindertengerechten Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen oder anderen Unterkünften bestehen, sondern die ganze Servicekette muss barrierefrei abgedeckt sein. Dazu gehören auch An- und Abreise sowie die Freizeitangebote vor Ort.

Barrierefreies Buchen

© Krämer Sanitätshäuser GmbH & Co. KG

Es ist wichtig, dass das Reisebüro alle Details einer Behinderung kennt, um eine wirklich geeignete Unterkunft auswählen zu können. Werden wichtige Details verschwiegen, kann es vor Ort zu bösen Überraschungen kommen. Nur die oder der Behinderte selbst oder ihre oder seine Angehörigen wissen, welche Anforderungen Urlaubsunterkunft und -transportmittel erfüllen müssen.

Barrierefreie Unterkunft

Ist die Anreise überstanden und das Reiseziel erreicht, können Sie Ihre Unterkunft unter die Lupe nehmen. Da nicht jede Behinderung oder Einschränkung der anderen gleicht, muss die Bleibe entsprechend sorgsam ausgewählt werden. Bei Urlauberinnen und Urlaubern mit einer Gehbehinderung oder Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern spielen der stufenlose Zugang zum Gebäude und den Räumlichkeiten, ausreichend breite Durchgänge sowie Duschstuhl und Haltegriffe eine besondere Rolle. Für Menschen mit einer Sehbehinderung ist es dagegen wichtig, dass bei Treppen mindestens die erste und letzte Stufe mit einer visuell kontrastierenden Kante oder das Geländer mit einem taktil erfassbaren Hinweis versehen sind, Blindenhunde erlaubt sind und ein durchgehendes Leitsystem mit Bodenindikatoren vorhanden ist.

Barrierefreie Hilfsmittel

Eine besonders wichtige Rolle für körperlich behinderte Menschen spielen die für eine sorgenfreie Mobilität unverzichtbaren Hilfsmittel wie Rollstühle, Rollatoren oder auch das individuell auf einen eingestellte Pflegebett. Nicht alle sind in der Lage, diese Hilfsmittel selbst auf Reisen zu transportieren oder dafür zu sorgen, dass diese den Urlaubsort erreichen. Doch dank der Sanitätshäuser mit dem Lächeln gibt es mittlerweile selbst dafür eine gute Lösung.

 

Interview

„Unser Ziel ist, hilfsbedürftigen Menschen ein Stück mehr Unabhängigkeit ins alltägliche Leben zu bringen!“

Das vor über 70 Jahren gegründete Sanitätshaus Krämer arbeitet mit rund 100 engagierten und hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an zwölf Standorten. Egal, ob auf Sylt, in St. Peter-Ording, Föhr, Flensburg oder anderswo, das Sanitätshaus mit dem Lächeln versorgt seine Kundinnen und Kunden zwischen Nord- und Ostsee mit modernsten Hilfsmitteln, die ihnen das Leben erleichtern oder beim Training helfen – auch leihweise. Wir sprachen mit Geschäftsführer Sönke Krämer über den umfangreichen Verleihservice von Hilfsmitteln.

SAM: Herr Krämer, in der Regel kaufen die Kundinnen und Kunden ihr Hilfsmittel im Sanitätshaus, entweder auf Rezept oder als Selbstzahlerin oder Selbstzahler. Bei Ihnen können die Menschen ihr Hilfsmittel dagegen auch leihen. Wie dürfen wir das verstehen?

© Krämer Sanitätshäuser GmbH & Co. KG

Sönke Krämer: Wir haben unser Verleihkonzept besonders auf ältere und mobil eingeschränkte Menschen ausgelegt, die trotz ihrer Behinderung allein oder mit Hilfspersonen reisen möchten. In der häuslichen Umgebung sind die Kundinnen und Kunden meist perfekt ausgestattet, mit Pflegebett, Liftsystemen, Toilettenstuhl oder Toilettenerhöhung. Dazu für die Mobilität mit Rollator, Rollstuhl oder Elektromobil. Eine behindertengerechte Ferienwohnung oder ein entsprechendes Hotel ist in vielen Ferienorten meist zu finden, diese sind aber häufig nur baulich barrierefrei und maximal mit Badhilfen ausgestattet. Die Hilfsmittel von zu Hause mitzunehmen ist oft nicht möglich, gerade dann nicht, wenn die Anreise mit der Bahn erfolgt oder kein Platz im Auto ist. Genau diese Lücke schließen wir, indem wir auf Wunsch die gebuchte Ferienwohnung oder das Hotelzimmer für die Zeit des Aufenthaltes behindertengerecht ausstatten.

SAM: Wie kamen Sie auf die ungewöhnliche Idee?

Sönke Krämer: Seit vielen Jahren bieten wir den Urlauberinnen und Urlaubern auf Sylt und in St. Peter-Ording diesen Service für die Urlaubspflege an. Das wurde so gut angenommen, dass wir uns entschieden haben, den Verleih auch überregional anzubieten.

SAM: Wie läuft das logistisch, gerade bei Buchungen für Urlaubsorte, die weit von Ihren Standorten entfernt sind?

Sönke Krämer: Über das Buchungsportal sind die Hilfsmittel bundesweit oder auch im Ausland buchbar. Wir bemühen uns, den Auftrag an Sanitätshäuser mit dem Lächeln vor Ort gegen eine Provision zu vermitteln. Der Auftragnehmer und Ansprechpartner für den Kunden ist dann das Sanitätshaus vor Ort. Die bundesweite Struktur der vielen Sanitätshäuser mit dem Lächeln im Verbund der Sanitätshaus Aktuell AG ist dafür perfekt geeignet.

SAM: Welche Hilfsmittel werden überhaupt verliehen und bei welchen ist die Nachfrage am höchsten?

© Krämer Sanitätshäuser GmbH & Co. KG

Sönke Krämer: Den höchsten Bedarf gibt es bei Rollstühlen, Rollatoren, Toiletten- und Duschstühlen sowie Pflegebetten. Verliehen werden darüber hinaus Gehgestelle, Patientenlifter, Dekubitusmatratzen, Toiletten- und Badhilfen, Sauerstoffgeräte und Rampen. Dazu kommen aber auch orthopädische Hilfsmittel wie Schulter- oder Kniebewegungsschienen und nicht zuletzt Strandrollstühle, beispielsweise am Sandstrand in St. Peter-Ording.

SAM: Und wie muss jemand vorgehen, der ein Hilfsmittel bei Ihnen leihen möchte?

Sönke Krämer: Am besten nehmen Interessierte telefonisch oder per E-Mail Kontakt zu uns auf oder sie buchen direkt online auf unserem Buchungsportal unter www.medic-rent.de. Ein Rezept ist dafür nicht notwendig, da wir diesen Service meist als Privatleistung anbieten und die Urlaubsversorgung selten in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen fällt. Sollte dennoch eine Abrechnung über die Krankenkasse gewünscht sein, ist es wichtig, dass uns die ärztliche Verordnung rechtzeitig vorliegt, um zu prüfen, ob eine Kostenerstattung überhaupt möglich ist.

SAM: Werden die Leihhilfsmittel bei Ihnen vor Ort an einem der 14 Standorte ausgeliehen oder auch per Lieferung?

Sönke Krämer: Beides ist selbstverständlich möglich. Meist liefern wir die Hilfsmittel gegen eine geringe Lieferpauschale zum gewünschten Termin in das Ferienobjekt und holen es nach dem Aufenthalt auch wieder dort ab.

SAM: Kooperieren Sie mit Reiseanbietern und weiteren Partnern?

Sönke Krämer: Ja, wir kooperieren mit Reiseanbietern, die sich auf Reisen für Behinderte eingestellt haben und Leihhilfsmittel benötigen. Außerdem mit vielen barrierefreien Hotels und Ferienhausanbietern in unserer Region, den Küsten von Nord- und Ostsee sowie den Inseln und Halligen.

SAM: Können Sie uns das besagte Buchungsportal noch etwas näher erläutern?

Sönke Krämer: Also, medic-rent ist ein medizinischer Verleihservice für Hilfsmittel und Vermittlungsportal für Dienstleistungen im Gesundheitswesen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, hilfsbedürftigen Menschen ein Stückchen mehr Unabhängigkeit in das alltägliche Leben zu bringen, losgelöst von den Leistungskatalogen der Krankenkassen. Weiterhin soll die Möglichkeit geschaffen werden, für den Urlaub optimal vorzusorgen, um so die schönsten Tage im Jahr noch mehr genießen zu können. Wir bieten medizinische Hilfsmittel für den Urlaub, Freizeit und Sport oder einfach für zu Hause an. Natürlich mit umfangreichem Kundendienst und, falls gewünscht, mit deutschlandweitem Liefer- und Abholservice. Aufträge werden in Zusammenarbeit mit einem Verbund führender Sanitätshäuser und Gesundheitsanbieter fachgerecht und individuell bearbeitet.

SAM: Können Sie unseren Leserinnen und Lesern auch den Vorgang auf der Buchungsseite Schritt für Schritt noch erklären?

Sönke Krämer: Es ist ganz einfach: Sie bestellen online Ihr gewünschtes Hilfsmittel. Wir liefern über unsere Servicepartner fertig montiert in Ihr Hotel oder Ihre Ferienwohnung, damit Sie Ihren Urlaub barrierefrei genießen können. Nach Ende Ihrer Urlaubsreise holen wir die Hilfsmittel wieder ab. Diesen Service können Sie natürlich genauso zu Hause in Anspruch nehmen, ohne sich dauerhaft an Krankenkassenverträge zu binden. Für die Buchung wählen Sie aus unseren Produkten die gewünschten Hilfsmittel aus und geben den Buchungszeitraum über die Kalenderfunktion ein, per Klick geht dann alles in den Warenkorb. Danach wählen Sie bei Bedarf ein weiteres Hilfsmittel aus. Der Buchungszeitraum wird identisch zu ihrem ersten Hilfsmittel vorgeschlagen, kann aber auch abweichend eingetragen werden. Wenn Sie alle Hilfsmittel ausgesucht haben, wählen Sie den Button „weiter“. Jetzt geben Sie Ihre Kontaktdaten und die Lieferanschrift ein. Wichtig sind auch Angaben zu Ansprechpartnerinnen und -partnern, zu denen wir Kontakt aufnehmen sollen: Angehörige, Vermieterin oder Vermieter, Rehaklinik, Pflegedienst, Tourismusservice etc. Danach schließen Sie den Bestellvorgang mit Angaben über Ihren Zahlungswunsch ab. Sie bekommen eine Auftragsbestätigung per E-Mail und die Mitteilung, ob die Hilfsmittel zu den gewünschten Zeiträumen verfügbar sind. Wichtig ist, dass wir die Hilfsmittel von Montag bis Freitag während der üblichen Ladenöffnungszeiten liefern und holen. Eine Abholung am Samstag oder Sonntag ist nur auf Anfrage und gegen Aufpreis möglich. Wenn bis Samstag gebucht ist und erst am Montag die Abholung erfolgt, wird der Mietpreis natürlich nur bis Samstag berechnet.

SAM: Wie hat sich die Coronakrise im Allgemeinen und der derzeitige, anhaltende Lockdown auf den gesamten Leihprozess ausgewirkt?

Sönke Krämer: Die Coronakrise hat sich deutlich auf den Verleihservice ausgewirkt, da touristische Reisen kaum möglich waren und der Verleihservice abhängig vom Gesundheitstourismus und Rehaklinik-Aufenthalten ist. Es wurden trotzdem zahlreiche Hilfsmittel leihweise benötigt, da viele Gesundheitseinrichtungen weiterarbeiten konnten und auch Zweitwohnungen besucht werden durften.

SAM: Wann rechnen Sie mit einer Normalisierung oder zumindest deutlichen Schritten dorthin?

Sönke Krämer: Wir sind positiv und rechnen zum Sommer hin mit einer Normalisierung der Situation, da die Menschen gerne wieder Urlaub machen möchten und diesen, besonders mit körperlichen Einschränkungen, lieber mit dem Gefühl der Sicherheit im eigenen Land verbringen wollen.

SAM: Herzlichen Dank für das interessante Gespräch!

Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie unter: www.gesundimnorden.de und www.medic-rent.de und facebook.com/GesundimNorden

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