Blickpunkt Wohnumfeldberatung

Individuelle Maßnahmen für mehr Lebensqualität

 

Autor: Christian Sujata

Viele Menschen fühlen sich nirgendwo so sicher und geborgen wie im eigenen Heim. Alte, erkrankte oder behinderte Menschen stoßen dabei aber an Grenzen. Damit sie dennoch so lange wie möglich in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können, muss das Wohnen barrierefrei werden. Hilfe kommt dabei durch die Wohnumfeldberatung der Sanitätshäuser mit dem Lächeln.

Plötzlich bereitet das Treppensteigen große Probleme. Der Einstieg in die Badewanne ist nur unter mühsamem Aufwand möglich. Und auch das Aufrichten im eigenen Bett funktioniert nicht mehr so wie gewohnt. Diese Situation kann durch einen langsamen Prozess durch das Altern oder abrupt durch einen Unfall entstehen. Kommt es zu körperlichen Einschränkungen, gilt es, das Wohnumfeld barrierefrei auszustatten.

Der Wohnumfeldexperte begutachtet die Situation vor Ort

Egal, ob es sich dabei um einen Treppenlift, Treppensteighilfen, Rampen für Rollstühle oder Rollatoren, Transferhilfen, Patientenlifter, Duschgriffe, Badewannenlifter, Toilettensitz, Tipps zur Sturzprävention oder gar Umbaumaßnahmen handelt, erster Ansprechpartner sind in so einem Fall die Experten aus den Sanitätshäusern mit dem Lächeln. Meist vereinbart dann ein Angehöriger des Betroffenen bei einem ersten Telefonat einen Termin vor Ort. Ein Wohnumfeldfachberater schaut sich dann alle räumlichen Gegebenheiten und mögliche Hürden an. Dadurch kann er einschätzen, inwieweit die Wohnsituation sicherer und für die Selbstständigkeit des Patienten ausgelegt werden kann. Er berät zudem zu den Kosten, der Finanzierung und vor allem auch zu den Zuschüssen. Mithilfe eines Kostenvoranschlags werden die notwendigen Maßnahmen anschließend bei der Pflegekasse eingereicht. Werden die Maßnahmen bewilligt, werden alle notwendigen Hilfsmittel fachgerecht montiert und das Pflegepersonal oder die Angehörigen werden in die neuen Hilfsmittel eingewiesen.

 

„Viele Menschen wissen gar nicht, welche Maßnahmen und Hilfsmittel es für zu Hause alles gibt“

Interview mit zwei Wohnumfeldberatungsexperten aus einem Sanitätshaus mit dem Lächeln

André Pellegrini arbeitet seit vier Jahren beim Sanitätshaus Beuthel. Er ist im Außendienst tätig, fährt zu den Kunden sowie ihren Angehörigen nach Hause und steht diesen in Sachen Wohnumfeldberatung mit Rat und Tat zur Verfügung. Gemeinsam mit ihnen spricht er detailliert über Maßnahmen, welche notwendig sind, um die Lebenssituation des Betroffenen zu verbessern. Sein Kollege Christian Marx ist seit Anfang dieses Jahres mit an Bord. Bereits seit 1994 in der Sanitätshausbranche unterwegs, kümmert er sich nun um die Krankenhausbetreuung und ebenfalls um Wohnumfeldberatung der Patienten des Wuppertaler Sanitätshauses. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN sprach mit beiden Experten.

SAM: Was kann man sich unter einer Wohnumfeldberatung eigentlich vorstellen?

© Curt Beuthel GmbH & Co. KG

André Pellegrini: Alles fängt damit an, dass meist Angehörige auf uns zukommen und berichten, dass für ein Familienmitglied alters- oder krankheitsbedingt veränderte Wohnverhältnisse notwendig werden. Das beginnt meist schon vor dem Haus. Wir schauen uns genau an: Wie gelangt man hinein? Wie sieht es mit Teppen und Geländer aus? Drinnen prüfen wir, welche Stolperfallen wie Teppiche oder Türschwellen es gibt. Und ob es genug Beleuchtung gibt. Das machen wir dann von Raum zu Raum und von Etage zu Etage. Ein Schwerpunkt ist immer das Badezimmer. Dort dürfen keine Rutschfallen vorhanden sein und alles muss sicher sowie barrierefrei bestiegen werden können.

Christian Marx: Das ist natürlich bei jedem Betroffenen ganz individuell. Der eine ist noch sehr selbstständig und ihm ist bereits mit Haltegriffen geholfen. Andere können kaum noch etwas selbst bewerkstelligen und entsprechend umfangreichere Maßnahmen werden notwendig.

SAM: Heißt das, dass diese Beratungen vor Ort stattfinden müssen?

André Pellegrini: Richtig. Wir müssen uns einen lückenlosen Überblick verschaffen und alles auf Fotos dokumentieren können. So können wir dem Kunden anschließend eine Empfehlung geben, welche Hilfsmittel oder Baumaßnahmen notwendig sind und verschrieben werden können.

SAM: Wie reagieren die Angehörigen, die doch sicher anfangs etwas überfordert mit der Thematik sind?

André Pellegrini: Die Angehörigen, die meist von heute auf morgen in so eine Situation geraten, sich um den Änderungsprozess zu kümmern, sind sehr erleichtert und dankbar für unsere ausführliche Beratung vor Ort. Oft wissen sie selbst gar nicht, welche Maßnahmen und Hilfsmittel es alles gibt oder was die Krankenkasse übernimmt.

SAM: Und wie reagieren die Betroffenen?

© Curt Beuthel GmbH & Co. KG

André Pellegrini: Sehr unterschiedlich. Es gibt Situationen, da sitzt man mit ihnen und ihren Angehörigen zusammen und der Betroffene wehrt sich mit der Begründung, dass er das doch alles überhaupt nicht benötigt. Viele andere dagegen sind erleichtert über jede häusliche Hilfe, die sie bekommen können. Es gibt auch welche, die sich später noch mal melden und bedanken oder uns sogar noch mal einladen und anregen, was man noch weiter ändern könnte.

Christian Marx: Grundsätzlich sind die meisten Menschen, auf die wir bei unserer Beratung treffen, freundlich und freuen sich über unsere Hilfe. Der Job bringt sehr viele zwischenmenschliche Kontakte und macht uns großen Spaß.

SAM: Sie haben es vorhin selbst angesprochen – Stichwort Krankenkasse. Helfen Sie auch hier, beispielsweise bei der Antragsstellung?

André Pellegrini: Es gibt kleinere Sachen, die sind nicht antragspflichtig. Bei den größeren Dingen, bei denen dies aber der Fall ist, helfen wir natürlich auch, diese zu beantragen. Falls eine Krankenkasse allerdings mal eine Maßnahme zunächst ablehnt, muss der Kunde selbst Einspruch bei seiner Kasse einlegen.

SAM: Was sind denn eigentlich typische Gefahren, die vor Ihren Maßnahmen zu Hause lauern können – beispielsweise im Badezimmer?

André Pellegrini: Das Badezimmer ist nun mal eine Nassraumzelle. Durch die Feuchtigkeit nach dem Baden oder Duschen entstehen Gefahrenstellen. Die meisten häuslichen Unfälle geschehen deshalb nicht zufällig im Bad. Da heißt es dann, mithilfe von Haltegriffen, Antirutsch-Beschichtungen, Duschhockern und -stühlen, Badewannenbrett bis gegebenenfalls hin zum Badewannenlifter der Gefahr Herr zu werden.

Christian Marx: Wenn das alles nicht ausreicht, können Umbaumaßnahmen kommen, die die Krankenkasse mit 4.000 Euro pro Maßnahme bezuschusst. Das kann beispielsweise sein, dass eine alte, schwer zugängliche Badewanne rausgerissen und dafür eine barrierefreie, ebenerdige Dusche eingebaut wird. Oder schlicht Eingänge, die erweitert werden müssen.

© Curt Beuthel GmbH & Co. KG

SAM: Und abgesehen vom Bad, welche Hilfsmittel kommen typischerweise zum Einsatz – können Sie da zwei Beispiele nennen?

Christian Marx: Es geht los im Schlafzimmer mit einem Bettliftsystem, das viele deshalb gerne wählen, weil sie dann ihr gewohntes Bett behalten können. Und hört auch im Außenbereich nicht auf, wo häufig Rampen eingesetzt werden, um Treppen bewältigen zu können. Von starren Rampen bis hin zu Sonderanfertigungen, also teleskopierbaren, klappbaren Rampen. Bis hin zu Rampen, die wie Aufzüge funktionieren.

SAM: Das klingt schon ziemlich modern. Können Sie uns noch ein bisschen was zur Entwicklung bei der Wohnumfeldberatung sagen? Was sich getan hat und noch tut?

Christian Marx: Der spannendste Bereich ist hierbei ganz sicher die Technik. Stichwort Smarthome. Gerade für Querschnittsgelähmte, die alles mit dem Mund steuern müssen, tun sich dadurch völlig neue Möglichkeiten auf, wenn sie einen Lifter, Rollläden oder andere Dinge plötzlich selbst übers Smartphone steuern können.

André Pellegrini: Etwas ganz anderes, was sich entwickelt, sind die Menschen selbst, die heute schon frühzeitig damit anfangen, zu Hause barrierefreie Begebenheiten zu schaffen, lange bevor sie diese selbst benötigen. Die Menschen sind deutlich offener geworden, was den Blick in die eigene Zukunft angeht.

SAM: Nun begleitet uns bereits seit März die Corona-Pandemie mit all ihren weitreichenden Auswirkungen. Bekamen Sie diese auch bei Ihrer Arbeit in der Wohnumfeldberatung zu spüren?

André Pellegrini: Eindeutig ja. Gerade anfangs hatten viele Menschen Angst vor Besuchen bei ihnen zu Hause, sodass wir gerade in der anfänglichen Hochphase zeitweise deutlich weniger zu tun bekamen. Das hat sich im Laufe der Zeit dann aber wieder normalisiert.

SAM: Ihnen beiden herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Sanitätshaus Beuthel ist seit über 100 Jahren in Wuppertal ansässig und beschäftigt heute 120 Fachkräfte. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie auf der Seite: www.beuthel.de

 

Was zahlt die Pflegekasse?

© EMS RUHR GmbH

Die Pflegekasse kann für Pflegebedürftige der Pflegegrade 1 bis 5 auf Antrag bis zu 4.000 Euro als Zuschuss für Anpassungsmaßnahmen zahlen, die die häusliche Pflege in der Wohnung ermöglichen, erleichtern oder eine möglichst selbstständige Lebensführung der pflegebedürftigen Person wiederherstellen sollen (wohnumfeldverbessernde Maßnahmen).

Ziel solcher Maßnahmen ist es auch, eine Überforderung der Pflegepersonen zu verhindern. Wohnen mehrere Anspruchsberechtigte zusammen, kann der Zuschuss bis zu viermal 4.000 Euro, also bis zu 16.000 Euro, betragen.

Die Pflegekasse zahlt einen Zuschuss zu verschiedenen Maßnahmen der Wohnungsanpassung. Einen Zuschuss gibt es für Maßnahmen, die mit wesentlichen Eingriffen in die Bausubstanz verbunden sein können, wie zum Beispiel Türverbreiterungen oder fest installierte Rampen und Treppenlifter, aber auch für den pflegegerechten Umbau des Badezimmers. Außerdem wird der Ein-und Umbau von Mobiliar, das entsprechend den Erfordernissen der Pflegesituation individuell hergestellt oder umgebaut werden muss, finanziell unterstützt. Ein Zuschuss zur Wohnungsanpassung kann auch ein zweites Mal gewährt werden, wenn die Pflegesituation sich so verändert hat, dass erneute Maßnahmen nötig werden.

© Sanitätshaus Aktuell AG

Das könnte Sie noch interessieren:

Kontakt zur Sanitätshaus Aktuell Magazin Redaktion

Folgen Sie unserem Magazin auf: