Digitales Sanitätshaus
Wie die Digitalisierung die Versorgung, Hilfsmittel und Hilfe aus dem Sanitätshaus mit dem Lächeln verändert
Autor: Christian Sujata
Die Digitalisierung schreitet weiter voran. Spätestens seit Beginn der Coronapandemie mit immer größeren Schritten – sogar in Deutschland. Auch im Gesundheitssektor. Die Sanitätshäuser mit dem Lächeln setzen bei der Patientinnen- und Patientenversorgung auf eine Kombination aus traditionellem Handwerk, intensiver Beratung und moderner Digitaltechnik. Das SAM-Chefredakteur Christian Sujata sprach dazu mit zwei innovativen Experten aus einem Sanitätshaus mit dem Lächeln.
Digitale Anwendungen wie Rechnungserstellung, Angebotsausarbeitung oder Kundinnen- und Kundendaten-Verwaltung kommen bei Sanitätshäusern schon länger zum Einsatz. Es wird weitestgehend papierlos gearbeitet, viele Dokumente werden nicht mehr ausgedruckt, sondern in digitalisierter Form gespeichert. Doch auch bei der Produktion kommen mehr und mehr Digitalisierungen zum Einsatz. Einige Sanitätshäuser sind bereits in der Lage, beispielsweise Orthesen mittels 3-D-Drucker bis auf den Hundertstelmillimeter passgenau anzufertigen. Moderne 3-D-Scanner helfen bei einer genaueren Vermessung, als es herkömmliche Prozesse je konnten. Präsentation und Verkauf finden heute zusätzlich über die eigene Website oder einen Onlineshop statt. Auf diese Weise können Kundinnen und Kunden die Angebote wie beispielsweise Bandagen, Duschhocker, Rollatoren oder Gehhilfen direkt aussuchen, konfigurieren und bestellen. Durch Augmented Reality (also computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung) können der Kundin oder dem Kunden Um- oder Einbaumaßnahmen teilweise im eigenen Wohnumfeld dargestellt werden. Bewegungsanalysen zur Ermittlung von Messwerten, bspw. für die Erstellung von Einlagen, finden in hochmodern ausgestatteten Lauflaboren mithilfe von mehreren Kameras aus verschiedenen Richtungen statt. Und auch Rezepte können längst digital beim Sanitätshaus mit dem Lächeln in der Nähe hochgeladen werden.
Stellvertretend für die digitale Entwicklung in den Sanitätshäusern mit dem Lächeln haben wir mit zwei Experten aus dem niederrheinischen Sanitätshaus Mönks + Scheer über das Thema gesprochen:
“Die Digitalisierung macht vieles leichter, aber sie ersetzt nicht die Fachkräfte dahinter, die die Technik patientengerecht anwendet.”
Interview mit Dominik Scheer (Geschäftsführer) und Torsten Arntz (Abteilungsleiter Sanitätsfachhandel) vom Sanitätshaus Mönks + Scheer.
SAM: Digitalisierung – ein Begriff, bei dem viele es mit der Angst zu tun bekommen. In Deutschland, aber vielleicht auch in der Sanitätshauswelt. Mönks + Scheer gibt es nun seit 1999. Wann und wie ging es aber mit der Digitalisierung im Sanitätshaus los?
Dominik Scheer: Wenn ich mich richtig erinnere, ging es damals los mit digitalen Messsystemen, die gerade auf den Markt kamen. Richtig bemerkbar wurde der Digitalisierungsfaktor dann aber etwa zur gleichen Zeit mit der Einführung einer digitalen Branchensoftware. Stempel, Listen und Karteikarten hatten plötzlich ausgedient. Auch mit einer eigenen Homepage und Erreichbarkeit per E-Mail waren wir damals schon am Start. Von der Nutzung und Dynamik aber nicht vergleichbar damit, wie es heute ist.
SAM: Da waren Sie vermutlich schneller als viele Mitbewerber in den späten 90er-Jahren. Können Sie uns ein Beispiel geben, was sich durch die Digitalisierung spürbar verbessert hat?
Torsten Arntz: Früher gingen viele Bestellinformationen noch per Zettel oder Fax raus, bspw. die Maße für ein Hilfsmittel, was natürlich eine hohe Gefahr für Fehler beinhaltete und immer wieder zu Rückfragen führte sowie allen Beteiligten unnötig Zeit kostete. Heute haben sich bei den Herstellern eShop-Systeme etabliert, in denen wir direkt die Maße eingeben und durch einen selektiven Produktkonfigurator geführt werden, der, wenn man bei der Eingabe einen Fehler macht, automatisch aufzeigt, dass es nicht weitergeht. Die Fehlerquote hat sich durch diese Technik minimiert. Darüber hinaus bekommen die Sanitätshäuser nun Auftragsbestätigungen sowie benötigte Kostenvoranschläge nahezu in Echtzeit übermittelt. Darüber hinaus werden die online getätigten Bestellungen vom Lieferanten priorisiert und damit schneller bearbeitet.
SAM: Und wie nehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das an?
Torsten Arntz: Auf jeden Fall zunehmend gerne. Beispielsweise laufen im lymphologischen oder auch phlebologischen Bereich bereits über 90 Prozent der Maß-Bestellungen über diese Onlinebestellportale bzw. Onlineshops.
SAM: Vermutlich hat die Coronapandemie diesen Nutzungserfolg beschleunigt?
Torsten Arntz: Das spielt sicher eine Rolle. Ebenfalls mit Beginn der Coronapandemie von großem Vorteil sind die digitalen Messsysteme mit mehreren Kameras an unseren drei Standorten, in denen sich die Menschen kurz reinstellen und ihre unteren Extremitäten gemessen werden. Das Ganze läuft berührungslos ab und liefert in Sekundenschnelle exakte, fehlerfreie Messwerte.
SAM: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in anderen Bereichen, bspw. bei der Einlagen- und Schuhversorgung?
Dominik Scheer: Hier setzen wir in unserem Fuß-Rücken-Beratungszentrum seit rund 15 Jahren auf Gangund Bewegungsanalysen mit hochmodernen Digitalkameras, Körperschwerpunktvermessung mit Lasertechnik oder plantare dynamische Fußdruckmessung mit digitaler Sensortechnik. Bei der Analyse arbeiten verschiedene komplexe Systeme aufeinander abgestimmt miteinander. Bewegungen werden aufgenommen, Zeitlupen studiert, spezielle Winkelgrade gemessen sowie Beckenstabilität und dynamische Stellung der Beinachse gemessen. Zur Vorlage bei der Ärztin oder beim Arzt erstellen wir der Kundin oder Kunden daraus einen Bericht mit digitalisierten Bildern und einer Beschreibung der Bewegungsphasen. Die Daten sind enorm genauer, als es früher manuell der Fall war. Sie lassen sich zudem automatisiert archivieren und mit späteren Messungen vergleichen, um so Erfolge zu dokumentieren.
SAM: Wenn man jetzt diese ganzen Digitalprozesse aufgezählt bekommt, dazu kommt ja bspw. auch noch der 3-D-Druck in der Orthopädietechnik, stellen sich die Fragen: Wie lernt man eigentlich den Umgang damit und ersetzt die Technik den Menschen?
Dominik Scheer: Das Ganze kam ja nicht von heute auf morgen, sondern ist ein langjähriger Entwicklungsprozess. Wichtig war dabei stets, dass wir sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter uns dabei mitentwickeln und ständig austauschen. So schön und hilfreich all diese Techniken sind, es ist ja nicht damit getan, dass man lediglich irgendwo auf einen Knopf drückt. Das Fachwissen beim Menschen, der die Technik bedient, ersetzt diese nicht.
Torsten Arntz: Das eine sind hilfreiche digitale Tools wie die beschriebenen Messsysteme. Das andere ist die nicht zu ersetzende Beratungskompetenz der Expertinnen und Experten in den Sanitätshäusern mit professioneller Anamnese sowie umfangreichem Hintergrundwissen. Die wahre Intelligenz sitzt immer vor und nicht im Messsystem. Dominik Scheer: Die Digitalisierung macht vieles leichter, aber sie ersetzt nicht die Fachkräfte dahinter, die die Technik patientengerecht anwenden.
SAM: Hat die Entwicklung denn wiederum dazu geführt, dass ganz neuer Fachkräftebedarf entsteht, sitzen heutzutage zusätzlich IT-Profis im Sanitätshaus?
Dominik Scheer: Das lässt sich so heute noch nicht allgemein beantworten. Speziell bei uns ist es tatsächlich so, dass wir in der Orthopädietechnik einen Experten haben, der sich ausschließlich mit der CAD-Technik („computer aided design“, also rechnergestütztes Gestalten, Anm. d. Red.) bei uns beschäftigt. Das ist aber ganz sicher noch nicht Standard in der Sanitätshausbranche.
SAM: Wie sieht das bei Mobilitätshelfern, die wir alle kenne, also bspw. Rollstühlen, in Sachen Digitalisierung aus?
Dominik Scheer: Hier lassen sich mittlerweile Modelle per Sprachsteuerung oder Smartphone steuern. Außerdem gibt es für Rollstühle, ähnlich wie bei E-Bikes, eine intelligente Kraftunterstützung. Anstiege oder steile Rampen lassen sich dadurch auf einmal ganz anders bewältigen. Gleichzeitig ermöglicht es diese Kraftunterstützung der oder dem Betroffenen aber selbst noch aktiv zu sein, so wie es ihr oder ihm eben möglich ist. In diesem Bereich sind die Menschen schon sehr begeistert, welche Möglichkeiten man plötzlich hat.
SAM: Herzlichen Dank für das Gespräch meine Herren!
1999 fusionierte das Sanitätshaus Mönks + scheer aus der Klever Firma Sanitätshaus Scheer KG und dem Gocher Unternehmen Mönks GmbH. Heute beschäftigt das moderne Familienunternehmen mehr als 120 Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter mit Fachwissen in den Bereichen Reha-Technik, Orthopädie-Technik, Krankenpflege und Sanitätshaus an den drei Standorten in Goch, Kleve und Emmerich. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier:
www.moenks-scheer.de
www.facebook.com/moenksundscheer