Hilfsmittelversorgung für Kinderfüße

Einlagen, Orthesen, Maßschuhe für die Kleinen

 

Von Geburt an sind die Füße das Fundament des gesamten Körpers. Aus diesem Grund wirken sich Fehlstellungen auch gravierend aus, sofern sie nicht adäquat behandelt werden. Gerade im Kindesalter, wenn das Wachstum noch nicht abgeschlossen ist, können Hilfsmittel korrigierend einwirken. Ist der Patient erst einmal erwachsen, können Ärzte und Sanitätshäuser meist nur noch Schadensbegrenzung betreiben.

Autor: Gunnar Römer

Von Geburt an sind die Füße das Fundament des gesamten Körpers. Aus diesem Grund wirken sich Fehlstellungen auch gravierend aus, sofern sie nicht adäquat behandelt werden. Gerade im Kindesalter, wenn das Wachstum noch nicht abgeschlossen ist, können Hilfsmittel korrigierend einwirken. Ist der Patient erst einmal erwachsen, können Ärzte und Sanitätshäuser meist nur noch Schadensbegrenzung betreiben.

Bekannte angeborene Fehlstellungen bei Kindern sind unter anderem Klump-, Sichel- oder Plattfüße. Daneben existieren Formen, die eine sekundäre Folge von Fehlbelastungen anderer Gelenke oder des Rumpfs darstellen. Darüber hinaus können Fehlstellungen auch im Kindesalter durch neurologische Grunderkrankungen, wie ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) oder die Infantile Zerebralparese (ICP), hervorgerufen werden.

Spastische Fußdeformitäten

Spastische Fußdeformitäten werden durch neurologische Erkrankungen induziert. Am häufigsten kommt es zu dem sogenannten spastischen Spitzfuß, zumeist eine Folge der Infantilen Zerebralparese. Diese frühkindliche Hirnschädigung ist darüber hinaus mit einer Vielzahl weiterer Fußfehlstellungen assoziiert. Zur Prävalenz gibt es in der Literatur sehr inhomogene Angaben. Als realistisch gilt ein Wert von zwei bis drei Prozent. Das Hauptaugenmerk diagnostischer und therapeutischer Interventionen liegt in einer Behandlung der durch den gestörten (meist erhöhten) Muskeltonus bedingten Funktionsstörungen und Fehlstellungen (v. a. Kontrakturen, Bewegungsstörungen etc.).

Korrigierend einwirken, so lange es geht

Sowohl bei angeborenen, erworbenen oder neurologisch bedingten Fehlstellungen liegt bei Kindern der Vorteil darin, dass hier noch korrigierend eingewirkt werden kann. Eine Möglichkeit, die bei Erwachsenen nur noch sehr begrenzt oder überhaupt nicht mehr zur Verfügung steht.

 

„Grundstein für die Beschwerdefreiheit im Erwachsenenalter legen“

Interview mit Markus Hilscher, Inhaber des Sanitätshauses Hilscher

SAM: Welche Hilfsmittel – vor allem Orthesen – stehen für die Versorgung von Kinderfüßen zur Verfügung?

© Sanitätshaus Hilscher GmbH & Co. KG

Markus Hilscher: Hier können wir auf ein breites Kontingent zurückgreifen. Typische Hilfsmittel sind beispielsweise Sichelfußorthesen, Spitzfußorthesen oder, je nach Krankheitsbild wie z. B. der infantilen Cerebralparese (ICP), dynamische Unterschenkelorthesen, Innenschuhe und nicht zuletzt auch Einlagen.

SAM: Welche typischen Indikationen machen eine solche Hilfsmittelversorgung notwendig?

Markus Hilscher: Zunächst einmal können dies alle sogenannten „nicht physiologischen Fußfehlstellungen“ sein wie z. B. der Spreizfuß, Senkfuß, Knickfuß, Klumpfuß oder Sichelfuß. Man muss aber unterscheiden, ob dabei eine neurologische Indikation vorliegt oder nicht. Eine neurologische Erkrankung wie ein Schädel-Hirn-Trauma oder Infantile Cerebralparese muss natürlich intensiver begleitet werden als eine Fußfehlstellung wie z. B. ein Senk-Spreizfuß.

SAM: Welche besonderen Anforderungen müssen Einlagen bei Kindern erfüllen – evtl. im Vergleich mit solchen für Erwachsene?

Markus Hilscher: Bei Kindern hat man die Möglichkeit, durch Korrekturen während des Wachstums positiv auf die Fußstellung einzuwirken, bei Erwachsenen muss man eher Schadensbegrenzung betreiben. So greifen wir bei Erwachsenen eher auf stützende oder bettende Einlagen, bei Kindern hingegen auf korrigierende Einlagen zurück. Bei Kinderfüßen haben sich insbesondere die Schaleneinlagen bewährt, welche das Fersenbein aufrichten und stabil halten.

SAM: Welche Bedeutung haben Kinderorthesen für das Wachstum der Kinder?

Markus Hilscher: Während des Wachstums besteht die erwähnte Möglichkeit, korrigierend einzuwirken und dadurch einen guten Grundstein für die Beschwerdefreiheit im Erwachsenenalter zu legen. Grundsätzlich gilt aber auch in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen neurologischer Ursache oder nichtphysiologischer Fußfehlstellung.

SAM: Setzen Sie in der Kinderfußversorgung auch auf sensomotorische Einlagen? Wenn ja, bei welchen Indikationen sind diese angezeigt?

Markus Hilscher: Ja, bei sogenannten Innen- oder Außenrotationsgängen, starken Knick-, Senk- oder Spreizfüßen und bei funktionellen Beinlängendifferenzen. Auch in Orthesen machen die sensomotorischen Fußbettungen Sinn, hier, um Muskeldysbalancen auszugleichen und aktiv zu beeinflussen.

SAM: Welche Folgen drohen, wenn bei Kindern – trotz entsprechender Indikation – auf eine Hilfsmittelversorgung für die Füße verzichtet wird?

Markus Hilscher: Wenn nicht frühzeitig begonnen wird, auf die Korrektur von Fehlstellungen einzuwirken, kommt es oft nach Abschluss der Wachstumsphase zu Beschwerden, die hätten vermieden werden können. Häufig sehen wir uns dann nur noch in der Lage, Schadensbegrenzung betreiben zu können.

SAM: Stoßen Sie häufig auf Widerstand bei den Eltern, die die Notwendigkeit einer Hilfsmittelversorgung nicht einsehen wollen? Oder leisten die verordnenden Ärzte hier schon gute Vorarbeit?

Markus Hilscher: Nein, einen solchen Widerstand der Eltern erleben wir nicht. Die Ärzte leisten hier im Vorfeld eine gute Arbeit und ziehen uns dann gerne als Spezialisten, wenn es um die Orthesen- oder Einlagenversorgung geht, hinzu.

SAM: Herzlichen Dank für das Gespräch!

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