Leben mit Lymphödem

Hilfe bietet die komplexe physikalische Entstauungstherapie

 

Die Füße sind geschwollen, manchmal so stark, dass man die Knöchel nicht sieht. Die Beine sind dick und fühlen sich schwer an. Ursache könnte ein Lymphödem sein, das entsteht, wenn sich Gewebeflüssigkeit in den Beinen oder Armen ansammelt. Lautet der Arztbefund „Lymphödem“, wird in aller Regel die komplexe physikalische Entstauungstherapie verordnet. Sie beruht vor allem auf dem Zusammenwirken von Lymphdrainage und Kompressionsstrümpfen. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN wollte von Hanni Gießler, Geschäftsführerin des schwäbischen Sanitätshauses Gießler, mehr zur Krankheit und der sanitären Versorgung erfahren.

Autorin: Susanne Hoffmann

SAM: Was sind die Ursachen für ein Lymphödem?

© Sanitätshaus technische Orthopädie Gießler GmbH

Hanni Gießler: Das Lymphsystem ist geschädigt. Das führt dazu, dass Eiweiße und Gewebeflüssigkeit im Gewebe liegen bleiben und es zu Schwellungen, den sogenannten Lymphödemen, kommt. Man unterscheidet zwischen dem primären, erblich bedingten und dem sekundären Lymphöden, das aufgrund einer Verletzung, eines Unfalls, einer Operation oder durch eine Infektion entstanden ist. Das sekundäre Lymphöden taucht oft nach Entfernung eines bösartigen Tumors in der Brust auf, wenn Lymphknoten mit herausgenommen werden und damit der Lymphabfluss unterbrochen wird.

SAM: Woran lässt sich eine Erkrankung erkennen und welche Heilungschancen gibt es?

Hanni Gießler: Zwei Erkenntnisse möchte ich vorwegstellen: Je früher Lymphödeme erkannt werden, umso besser kann man behandeln. Und: Lymphödeme lassen sich nicht heilen. Ziel ist es, eine Verschlimmerung des Zustands zu verhindern und Betroffenen ein einigermaßen angenehmes Leben zu ermöglichen. In Stadium 1 ist eine Schwellung an Arm oder Bein erkennbar. Drückt man drauf, entsteht eine Delle, die sich beim Hochlagern wieder zurückbildet. Im zweiten Stadium ist die geschwollene Stelle so verhärtet, dass sich keine Delle eindrücken lässt und hochlagern nichts hilft. Symptome für eine weit fortgeschrittene Erkrankung sind eine extreme Schwellung und Verhärtung der Haut, warzenförmige Wucherungen bis hin zu große Wülsten können sich bereits gebildet haben.

SAM: Was hilft dann?

Hanni Gießler: In den beiden ersten Stadien der Erkrankung verschreibt der Arzt in der Regel eine komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE), die mit einer manuellen Lymphdrainage bei einem spezialisierten Therapeuten beginnt und zur Entstauung und zum Abfluss der Lymphflüssigkeit aus dem geschwollenen Bereich führt. Anschließend kommt der Patient direkt zu uns, damit wir mit Phase II der Therapie, Auswahl und Anpassung von Kompressionsstrümpfen, fortfahren, um den in Phase I erzielten Behandlungserfolg aufrechtzuerhalten. Bei Lymphödemen im Stadium 3 kann vor einer KPE eine stationäre operative Behandlung erforderlich sein.

SAM: Wie sieht Ihre Ödemtherapie aus?

Hanni Gießler: Gerade beim ersten Kontakt mit dem Patienten nehmen wir uns sehr viel Zeit, um seine Lebenssituation und sein Krankheitsbild kennenzulernen. Das ist wichtig, um zu wissen, was er braucht und mit welcher Bestrumpfung er sich wohlfühlt. Wir bestimmen die Stärke und Länge der Strümpfe, aber auch Stil und Ausführung, z. B. ob Strumpf, Strumpfhose, mit oder ohne Zehenspitze, Handschuhe, Armstrümpfe usw.

SAM: Wie unterstützen Sie darüber hinaus?

Hanni Gießler: Eine Kompressionsversorgung Tag für Tag wieder anzuziehen erfordert Konsequenz und Ausdauer. Um diesen Vorgang so einfach wie möglich zu gestalten, gibt es Anziehhilfen und Handschuhe. Wir empfehlen dem Patienten das geeignete Produkt und zeigen, wie er es anwenden muss. Kommt der Patient gut klar mit der gewählten Bestrumpfung, sollte der Arzt ein zweites Strumpfpaar zum Wechsel verordnen. Alle sechs Monate bestellen wir den Patienten ein und prüfen, ob die Strümpfe ermüdet sind und es eine neue Anpassung braucht. Wichtig für den Therapieerfolg ist auch, dass der Patient seine Haut an der durch die Bestrumpfung strapazierten Stelle pflegt und vor Austrocknung und Entzündungen schützt und dass er sich regelmäßig zur Entstauung bewegt. Sie sehen: Ohne den Willen und die Mitarbeit des Patienten geht nichts.

SAM: Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie auf der Seite: www.giessler-ott.de

Das könnte Sie noch interessieren:

Kontakt zur Sanitätshaus Aktuell Magazin Redaktion

Folgen Sie unserem Magazin auf: