Orthopädische Maßschuhe

Passgenaue Entlastung beim Gehen

 

Orthopädische Maßschuhe sind genau an die Füße der Trägerinnen und Träger angepasst. Bei der Herstellung treffen moderne Messverfahren auf traditionelle Handwerkstechnik. Neben der orthopädischen Funktion spielen auch ästhetische Gesichtspunkte eine Rolle. Weitverbreitet ist die Befürchtung, das therapeutische Schuhwerk sähe klobig aus. Völlig zu Unrecht, wie ein erfahrener Orthopädieschuhmacher berichtet. Drei Viertel seiner Kundinnen und Kunden fragen bereits nach kurzer Tragezeit nach dem nächsten Paar.

Autor: Gunnar Römer

© Sanitätshaus Lappe GmbH & Co. KG

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen orthopädischen Schuhen und orthopädischen Maßschuhen: „Letztere werden von uns genau an den Fuß der Patientinnen und Patienten angepasst. Sie sind, wie der Name bereits verrät, maßgeschneidert“, erklärt Ralf Linne, Werkstattleiter im Sanitätshaus Lappe im niedersächsischen Uelzen. Herkömmliche orthopädische Schuhe und Gesundheitsschuhe sind hingegen konfektioniert und werden nach Schuhgröße bestellt. Sind die Versorgungsmöglichkeiten durch Konfektionsschuhe, Einlagen oder andere Schutzeinrichtungen ausgeschöpft, kommen orthopädische Maßschuhe ins Spiel.

Bewegungsfreiheit erhöhen und Gewebe schützen

Ein orthopädischer Maßschuh stützt und entlastet den Fuß beim Gehen und korrigiert Fehlstellungen an den Sprunggelenken. „Je nach Konstruktion werden zusätzlich Hüfte und Knie geschont“, weiß der Fachmann. Eine fortschreitende Schädigung lässt sich somit meist eindämmen, zudem werden Schmerzen effektiv gelindert. Die Lebensqualität der Menschen steigt deutlich – sicherlich das wichtigste Argument für diese Hilfsmittel. Gleichwohl sind orthopädische Maßschuhe keineswegs nur eine Sache des Komforts. Auf sie zu verzichten, kann in manchen Fällen ernste Folgen haben.

An einen solchen Fall erinnert sich auch Ralf Linne: „Vor allem für Diabetes-Patientinnen und -Patienten ist das Tragen solcher Schuhe oft alternativlos. Ein Kunde weigerte sich hartnäckig, nach einer Teilamputation des Fußes orthopädische Maßschuhe zu tragen. Die Folge waren weitere Entzündungen des Fußes und schließlich musste der Unterschenkel amputiert werden.“ Sicherlich ein Extremfall, doch er zeigt eindrucksvoll, wie bedeutsam das passende Schuhwerk bei bestimmten Grunderkrankungen ist.

40 Stunden hochspezialisiertes Handwerk pro Paar Schuhe

Jeder orthopädische Schuh ist einmalig und damit perfekt auf den passenden Fuß abgestimmt. Damit dies so ist, sind vor der Herstellung sensible Messungen gefragt. Fast etwas altmodisch wirkt da die sogenannte Trittspur, die aber weiterhin unverzichtbar für die Planung des Schuhwerks ist. Dabei stellt sich die Patientin oder der Patient auf eine Gummimatte, die auf der Unterseite mit blauer Farbe bestrichen wurde. Je stärker der Druck dabei ist, desto dunkler verfärbt sich das darunterliegende Papier. „Das erlaubt wertvolle Rückschlüsse über die verschiedenen Belastungszonen der Fußsohle“, verrät der Experte. Einen 3-D-Eindruck des Fußes erzeugt Trittschaum, hinterlässt der Fuß doch einen bleibenden Abdruck, der von Ralf Linne und seinen Experten im Nachgang genau vermessen und per Computer visualisiert wird.

Doch auch modernste Technik kommt zur Anwendung, z. B. der digitale Fuß-Scan mittels Tabloid oder eine Gangbildanalyse. Erst dann beginnt das „richtige“ Handwerk. Im ersten Schritt wird das äußere Oberteil der Schuhe (der Schaft) angefertigt. Dann wird der Schaft vorne und hinten mit Kappen versehen und gezwickt. So nennen Schuhmacher die Befestigung der Sohle an den Unterseiten der Leisten. Am Ende wird der Boden der orthopädischen Maßschuhe konstruiert. „Rund 40 Stunden Arbeit stecken in jedem Paar“, berichtet der Orthopädieschuhmacher. Bei der Materialauswahl ist fast alles möglich. Häufig kommen Leder, Stoff oder Stretch-Lederersatzstoffe zur Anwendung.

Anfängliche Zweifel sind zumeist schnell verflogen

„Die sind doch bestimmt unbequem und sehen klobig aus.“ Diese Sätze hört man im Sanitätshaus Lappe zu Beginn oft. Doch schnell ändert sich die Meinung, denn die Hilfsmittel orientieren sich an der aktuellen Schuhmode und sind leicht. Das Ziel lautet, dass der orthopädische Maßschuh so normal wie möglich aussehen soll. Keinen Unterschied zu herkömmlichem Schuhwerk gibt es auch bei der Pflege: Säubern, Cremen, Imprägnieren – je nach Material. Ralf Linne beobachtet oft, wie erleichtert die Nutzerinnen und Nutzer nach der ersten Anprobe sind. Dann nämlich sind die Vorurteile über orthopädische Maßschuhe verflogen. Und mehr noch: Drei Viertel der Kundinnen und Kunden fragen nach vier Wochen Tragezeit bereits nach dem zweiten Paar.

© Sanitätshaus Lappe GmbH & Co. KG

Das Sanitätshaus Lappe wurde 1946 gegründet und beschäftigt insgesamt 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an acht Standorten. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier: www.lappe.de

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