Osteoporose: Therapie

mit Rückenorthesen

Knochenschwund gehört zu den weitverbreiteten Volkskrankheiten unserer Zeit

 

Jedes Jahr erkranken 885.000 Menschen in Deutschland neu an Osteoporose. In einer deutschen Studie erlitten innerhalb von vier Jahren fast jede zweite Frau mit Osteoporose und zwei von drei Männern mit Osteoporose einen Knochenbruch.

Unsere Knochen wachsen bis zum frühen Erwachsenenalter. Nahe den Enden der langen Röhrenknochen (Als solche bezeichnet man Knochen mit einer einheitlichen Markhöhle, in der sich Knochenmark befindet. Röhrenknochen finden sich ausschließlich in den Extremitäten.) befindet sich eine Wachstumszone, die sogenannte Epiphysenfuge. Aus dieser Fuge entwickeln sich Knorpelzellen, die anschließend verknöchern. Bei diesem Vorgang werden Mineralsalze abgelagert und der Knorpel in Knochen umgewandelt.

Während des Knochenwachstums ist der Mineralstoff Kalzium besonders wichtig, der mit der Nahrung aufgenommen wird. Kalzium ist der mengenmäßig wichtigste Mineralstoff im Körper. Er ist von besonderer Bedeutung für die Festigkeit unserer Knochen (Knochendichte) und Zähne. Am Transport von Kalzium in den Knochen ist das Vitamin D (übergeordneter Begriff für eine Gruppe fettlöslicher Vitamine) beteiligt und daher auch für das Knochenwachstum von großer Bedeutung.

Auch nach abgeschlossenem Längenwachstum befinden sich Knochen in einem ständigen Auf- und Abbau. Dafür sorgen zwei Zelltypen: Während die Abbauzellen (Osteoklasten) ständig Knochenmaterial auflösen, ersetzen Aufbauzellen (Osteoblasten) die gleiche Menge durch neuen Knochen.

Das weibliche Hormon Östrogen reguliert dabei die Aktivität der Osteoblasten, so dass der Knochenabbau im Normalfall ausreichend gebremst wird. Das ganze Leben hindurch findet dieses Wechselspiel statt.

Was ist Osteoporose?

Der Knochenstoffwechsel ist ein komplexer und hochsensibler Vorgang. Dabei erreicht die Knochendichte bei gesunden Menschen im Alter von etwa 35 Jahren ihr Maximum. Danach verringert sie sich jährlich um etwa ein Prozent. Baut sich die Knochenmasse jedoch früher und schneller ab, spricht man von Osteoporose, also Knochenschwund.

Bis zu einem gewissen Maße gehört das zum natürlichen Alterungsprozess des Menschen. Wenn jedoch sehr viel mehr Knochenmasse abgebaut wird, spricht die Medizin von der Stoffwechselkrankheit Osteoporose. Die Folgen zeigen sich dann meist an der Wirbelsäule. Gesunde Wirbelkörper werden unter der Last des Körpers deformiert und es kommt zu Einbrüchen.

Auswirkung des Knochenschwunds

Betroffene von Osteoporose sind anfälliger für Knochenbrüche und leiden unter Schmerzen. Rundrücken, Spitzbuckel und eine Abnahme der Körpergröße sind typische und deutlich sichtbare Skelettveränderungen, die eine Osteoporose im fortgeschrittenen Stadium verursachen kann. Auch die Beweglichkeit lässt zunehmend nach – bis hin zu Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit.

Durch die Einbrüche der Wirbel verliert unsere Wirbelsäule an Höhe und sinkt in sich zusammen. Die Brustwirbelsäule krümmt sich verstärkt nach vorne. Sichtbares Anzeichen für Osteoporose ist deshalb ein Rundrücken, auch Witwenbuckel genannt. Patienten verlieren an Körpergröße und die Arme erscheinen im Verhältnis zu lang. Viele Osteoporose-Patienten haben anhaltende Rückenschmerzen und sind weniger beweglich und weniger aktiv, was wiederum weiteren Knochen- und Muskelabbau verursacht.

Das Risiko eines durch Osteoporose bedingten Wirbelkörperbruchs steigt mit dem Alter. Ist es bereits zu einem Wirbelkörperbruch gekommen, kann die Wahrscheinlichkeit weiterer Brüche steigen. Rund die Hälfte aller Osteoporose-Patientinnen und -Patienten erleidet innerhalb von vier Jahren mindestens einen weiteren
Bruch*.

Ursachen und Risikofaktoren

Osteoporose betrifft vor allem Frauen nach den Wechseljahren, die aufgrund eines Östrogenmangels erkranken sowie Frauen und Männer im höheren Lebensalter.

Man unterscheidet die primäre von der sekundären Osteoporose. Für die primäre Osteoporose ist keine direkte Ursache bekannt. Forscher vermuten einen engen Zusammenhang mit dem Hormonhaushalt (z. B. Östrogenabfall nach den Wechseljahren), dem Alter und dem Kalziumstoffwechsel. Die sekundäre Osteoporose entsteht als Folge einer Krankheit. Dazu zählen unter anderem Störungen im Kortison- und Kalziumstoffwechsel oder eine Schilddrüsenüberfunktion.

Die primäre Osteoporose umfasst zirka 95 Prozent aller Knochenschwund-Erkrankungen. Risikofaktoren für die Ausprägung einer primären Osteoporose können sein: Bewegungsmangel, Cortison-Langzeitbehandlungen, Diabetes mellitus Typ I, starkes Untergewicht, höheres Lebensalter, Rauchen, Vererbung (Osteoporose in der Familie), Vitamin-D-Mangel oder vorangegangener Knochenbruch.

Ärztliche Behandlung und Therapie

Eine erste gute Anlaufstelle bei Verdacht auf Osteoporose ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt. Sie oder er wird Sie gegebenenfalls zu einer Spezialistin oder einem Spezialisten für Osteoporose (einem Osteologen) überweisen.

Eine medikamentöse Basistherapie kann den Knochenstoffwechsel langfristig positiv beeinflussen. Zahlreiche Osteoporose-Medikamente stehen bei der Therapie zur Verfügung. Die unterschiedlichen Wirkstoffe bremsen entweder den übermäßigen Knochenabbau oder fördern den Knochenaufbau und geben dadurch dem Knochen Zeit, sich zu stabilisieren.

Wer zusätzlich an Schmerzen aufgrund von Knochenbrüchen leidet, sollte wissen, dass die Osteoporose-Medikamente keine Schmerzen lindern. Dafür sind zusätzliche Schmerzmittel erforderlich, die in Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt sowie Ihrer individuellen Situation gewählt werden.

Neben der Einnahme von Medikamenten spielen auch Ernährung und Bewegung beziehungsweise Physiotherapie eine große Rolle. Ergänzend empfiehlt der Dachverband Osteologie in seinen Leitlinien das Tragen von wirbelsäulenaufrichtenden Rückenorthesen.

Hilfsmittel Rückenorthese

Spezielle Rückenorthesen wurden zur Anwendung nach Wirbelkörperfrakturen entwickelt. Sie stärken die Muskulatur, richten den Oberkörper auf und wirken im Vergleich zu Medikamenten sofort und ohne Nebenwirkungen.

Der Dachverband Osteologie e.V. (DVO) empfiehlt in der Leitlinie 2017 ausdrücklich die Versorgung mit wirbelsäulenaufrichtenden Orthesen, in der konservativen Therapie. Die Leitlinie bezieht sich dabei erstmals auf die beiden klinischen Studien der wirbelsäulenaufrichtenden Orthese und wirbelsäulenaufrichtenden Orthese zur aktiven Entlastung.

Diese sollen nachweislich die Muskulatur im Rumpf- und Bauchbereich stärken, Schmerzen lindern und die Mobilität steigern. Des Weiteren sollen Nutzerinnen und Nutzer von mehr Leistungsfähigkeit profitieren, durch eine aufrechtere Haltung wieder freier durchatmen können und ein Plus an Lebensqualität gewinnen.

 

*Quellen: Hadji P et al. Epidemiologie der Osteoporose: Bone Evaluation Study. Eine Analyse von Krankenkassen-Routinedaten. Deutsches Ärzteblatt Int 2013;110(4):52–57. | DVO. Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern 2017:196-200. Online veröffentlicht unter: https://www.dv-osteologie.org/uploads/Leitlinie%202017/DVO%20Leitlinie_Kitteltaschenversion_gesamt.pdf (Letzter Zugriff: 21.04.2022) | Pfeifer M et al. Am J Phys Med Rehabil 2004;83(3):177–186 | Pfeifer M et al. Am J Phys Med Rehabil 2011;90(10):805-815

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