Parkinson – Vorhandene
Therapiemöglichkeiten optimal nutzen
Wie Kliniken und Sanitätshäuser mit dem Lächeln eng zusammen an der Versorgung arbeiten
Parkinson ist eine häufige neurologische Erkrankung, die mit motorischen und nicht-motorischen Symptomen einhergeht. In den vergangenen 20 Jahren hat die Therapie enorme Fortschritte gemacht und es stehen spezielle Hilfsmittel zur Verfügung. Prof. Dr. Tobias Warnecke ist Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Osnabrück und Jürgen Perick Gründer des Sanitätshauses Perick in Steinfurt. Beide Experten arbeiten eng zusammen und sind Mitglieder im Parkinsonnetzwerk Münsterland+.
Autor: Gunnar Römer
SAM: Mit welchen Beschwerden stellen sich Patientinnen und Patienten zu Beginn in Klinik und Sanitätshaus vor?
Prof. Dr. Tobias Warnecke: Es sind meist motorische Symptome wie eine Bewegungsverlangsamung oder Muskelsteifigkeit, aber auch das bekannte Zittern, das am häufigsten an den Armen auftritt und auf einer Seite stärker ist. Doch Parkinson verursacht auch nicht-motorische Symptome; zu Beginn sind dies meist Verstopfung und Riechstörungen. Hier denken allerdings die wenigsten an Parkinson.
Jürgen Perick: Parkinson-Patientinnen und -Patienten haben oft Schwierigkeiten, sich die Erkrankung einzugestehen. Deswegen kommen oft erst Angehörige zu uns ins Sanitätshaus, denen zunehmend Einschränkungen auffallen. Erst bei stärkeren Symptomen finden auch die Betroffenen selbst den Weg zu uns.
SAM: Welche Symptome folgen im weiteren Verlauf der Erkrankung?
Prof. Dr. Tobias Warnecke: Die Beschwerden verschlechtern sich, sprechen nicht mehr so gut auf die Medikamente an und 30 bis 50 Prozent der Patientinnen und Patienten entwickeln eine Demenz. Teilweise frieren Bewegungsabläufe plötzlich ein. Typisch ist auch die nach vorne gebeugte Haltung. Wir wissen heute, dass Parkinson höchst unterschiedliche Verläufe nehmen kann. Von einem milden bis raschen Verlauf ist alles möglich.
SAM: Stehen Parkinson-Patientinnen und -Patienten spezielle Hilfsmittel im Sanitätshaus zur Verfügung?
Jürgen Perick: Neben Hilfsmitteln wie einer Knöpfhilfe oder Greifhilfen steht Betroffenen der Kamptokormie-Rucksack zur Verfügung, den ich in enger Zusammenarbeit mit Prof. Warnecke entwickelt habe. Durch das Gegengewicht und die Stimulation der Brustmuskeln verbessern sich der nach vorne gebeugte, trippelnde Gang. Der Parkinson-Rollator projiziert bei Bedarf, nämlich wenn die Patientinnen und Patienten eine Bewegungsblockade erleiden, einen Laserstrahl auf die Erde. Dies animiert die Betroffenen zum Darübersteigen, womit die Blockade gelöst wird. Auch gibt es spezielle Parkinson-Matratzen, die den Schlaf verbessern und die Eigenbewegungen stimulieren.
SAM: Wie wird Parkinson diagnostiziert?
Prof. Dr. Tobias Warnecke: Zunächst durch Feststellung der typischen Symptome. Mit einem Schädel-MRT schließen wir andere Erkrankungen wie Hirntumore aus. Zudem führen wir einen Riechtest durch, bei dem die Patientin oder der Patient zwölf Düfte erkennen muss. Besteht dann noch Unsicherheit, folgt eine nuklearmedizinische Untersuchung zum Nachweis eines Dopaminmangels, der sogenannte DatSCAN.
SAM: Was dürfen sich die Leserinnen und Leser unter dem Parkinsonnetz Münsterland+ vorstellen?
Jürgen Perick: 2017 gegründet, bringt das Netzwerk Expertinnen und Experten, Betroffene und Angehörige auf Augenhöhe zusammen. Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist es, Krankenkassen von der Notwendigkeit bestimmter Hilfsmittel zu überzeugen. Leider gestaltet sich die Genehmigung oft schwierig. Dies zu verbessern, ist eine unserer Aufgaben. Unser gemeinsames Ziel lautet stets, die Versorgung von Parkinson-Patientinnen und -Patienten stetig zu verbessern.
SAM: Welche Therapiemöglichkeiten stehen aktuell zur Verfügung?
Prof. Dr. Tobias Warnecke: Einerseits Medikamente, mit denen wir ins Dopaminsystem eingreifen und Bewegungsstörungen verbessern. Zur Standardtherapie gehört auch die tiefe Hirnstimulation, mit der wir gute und lange anhaltende Erfolge erzielen; hierfür müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Sehr wichtig ist auch die aktivierende Therapie: Dazu gehören u. a. Ergound Physiotherapie. In den vergangenen Jahren hat sich enorm viel getan. Die Therapie von heute berücksichtigt zunehmend die unterschiedlichen Verläufe, sie ist deutlich individueller als früher. Doch längst nicht immer wird das gesamte Potenzial ausgeschöpft. Meine Empfehlung lautet: Anstatt auf die ersehnte Heilung von Parkinson zu warten, sollten die heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt werden.
SAM: Was können Parkinson-Patientinnen und -Patienten selbst tun?
Jürgen Perick: Generell sollten Betroffene so aktiv wie möglich bleiben. Wer rastet, der rostet; das gilt bei Parkinson umso mehr. Bewegung und die von Prof. Warnecke erwähnte aktivierende Therapie können die Erkrankung günstig beeinflussen. Und was mir am Herzen liegt: Scheuen Sie sich nicht, frühzeitig zu uns ins Sanitätshaus zu kommen. Mit den entsprechenden Hilfsmitteln lässt sich der Alltag mit Parkinson deutlich besser bewerkstelligen.
Das Sanitätshaus Perick wurde 1990 gegründet und beschäftigt aktuell 41 Mitarbeitende an den zwei Standorten Steinfurt und Greven. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier: www.perick.de | www.facebook.com/rehateamPerick