Skoliose

In der Jugend korrigieren, im Alter lindern

 

Autor: Christian Sujata

Sowohl Arthrose als auch Osteoporose können in der Folge zu Skoliose führen. Als Skoliose bezeichnet man eine Seitenverbiegung der Wirbelsäule mit gleichzeitiger Verdrehung der Wirbelkörper, die nicht mehr vollständig aufgerichtet werden kann. Man unterscheidet die verschleißbedingte oder degenerative Skoliose bei Erwachsenen von der wachstumsbedingten Skoliose im jugendlichen Alter. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN sprach mit Martin Kemper über die Krankheit und darüber, warum die Korsettversorgung nur bei jungen Patienten sinnvoll ist. Kemper ist Orthopädietechniker-Meister, Geschäftsführer des Sanitätshauses Appelrath Kemper und des Sanitätshauses Busch, beide in Köln, sowie Gründungsmitglied beim Dachverband Sanitätshaus Aktuell AG.

SAM: Wie viele Menschen pro Jahr suchen das Sanitätshaus Appelrath Kemper aufgrund einer Skoliose auf?

Kemper: Ganz sicher einige hundert Patienten.

SAM: Können Sie etwas zur Altersstruktur dieser Patienten sagen?

© Sanitätshaus Appelrath – Kemper GmbH

Kemper: Es sind vorwiegend Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahre, die sich noch im Wachstum befinden. Ich schätze den Anteil auf 95 Prozent. Das liegt daran, dass Skoliose nur im Wachstum behandelt werden kann. Wenn die Patienten aus dem Wachstum bereits heraus sind, macht ein Korsett keinen Sinn mehr. Die restlichen fünf Prozent sind auch ältere Menschen, da handelt es sich aber um Schmerzpatienten. Eine Korrektur ist da zwar nicht mehr möglich, aber wir können ihnen Orthesen empfehlen, die dabei helfen, dass das Schmerzempfinden kleiner wird.

SAM: Setzen sich die jugendlichen Patienten gleichermaßen aus Mädchen und Jungen zusammen?

Kemper: Nein. Das sind etwa zu 80 Prozent Mädchen und nur zu 20 Prozent Jungs.

SAM: Welche Hilfsmittel kommen bei dieser Erkrankung zum Einsatz?

Kemper: Grundsätzlich werden weltweit sehr unterschiedliche Korsetttypen gebaut. In Deutschland hat sich die sogenannte Derotationsorthese – bzs. das Derotationskorsett nach Cheneau (Benannt nach dem Franzosen Jacques Chêneau, der dieses Hilfsmittel entwickelt und 1978 zur Behandlung eingeführt hat, Anm. d. Red.) weitgehend durchgesetzt. Über viele Jahre haben wir hier in Köln mit Dr. Cheneau an der Weiterentwicklung gearbeitet und sind von den Korrekturprinzipien nach wie vor überzeugt.

SAM: Welche Schritte sind notwendig, um für einen Kunden das passende Korsett anzufertigen?

Kemper: In unserem Hause ist der Gipsabdruck vom Rumpf die geeignete Grundlage für die Herstellung eines exakten Modells. Auf dieser Basis fertigen wir zunächst ein Probekorsett an und überprüfen im konstruktiven Austausch mit dem Patienten die Passgenauigkeit und die notwendige Korrektur. Erst wenn alle zufrieden sind wird das endgültige Korsett hergestellt.

SAM: Welche Behandlungsmöglichkeiten kommen bei Skoliose-Patienten – neben den Hilfsmitteln aus dem Sanitätshaus – zum Einsatz?

Kemper: Neben dem Korsett bilden die Krankengymnastik und bei besonders schweren Fällen die Operation die drei Säulen der Skoliosebehandlung. Bis 20 Grad Verkrümmung sagt man, die Krankengymnastik reicht aus und regelt das. Bei 20 bis 40 Grad greift man zum Korsett. Wenn die 40 Grad gar überschritten sind, muss man über eine Operation nachdenken.

SAM: Was sind die Ziele der Behandlung?

Kemper: Primäres Ziel ist es, dass die Krümmung sich nicht verschlimmert. Sekundäres Ziel ist es, dass man die Rumpfdeformität möglichst gut korrigiert. In manchen Fällen geht das bis zu einer kompletten Korrektur.

SAM: Welche Erfahrungen haben Ihre Patienten mit den angefertigten Korsetts gemacht?

Kemper: Grundsätzlich gut, weil wir mit unserer langjährige Erfahrung nicht nur ein funktionelles Korsett bauen können, sondern uns auch in den Patienten hineindenken, um deren Probleme und Nöte zu erkennen. Tragekomfort und Kosmetik ist das eine, die Bewältigung des Alltages etwas anderes. Nur wenn der Patient rundum zufrieden ist, trägt er das Korsett auch gerne.

SAM: Übernehmen die Krankenkassen Teile der Kosten für die Hilfsmittel?

Kemper: Die Kosten werden im Wachstum selbstverständlich von allen Krankenkassen übernommen. Auch die Krankenkassen wissen natürlich, wie immens höher die Folgekosten bei jungen Skoliose-Patienten wären, die nicht behandelt werden. Wenn das Wachstum überschritten ist, gibt es medizinisch keinen Grund mehr, ein Korsett anzufertigen, weshalb die Kassen dann auch nichts mehr übernehmen.

SAM: Wir bedanken uns für das Interview!

 

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