Sprechstunde

Diabetes mellitus

Maßnahmen können Spätfolgen verhindern

 

Diabetes mellitus kann unbehandelt zu Spätfolgen führen. Neue Medikamente erhöhen die Zuckerausscheidung und verringern das Risiko. Wichtig ist aber eine gesamtheitliche Prävention, zu der bei manchen Diabetikern auch eine Hilfsmittelversorgung aus dem Sanitätshaus gehört.

Autor: Gunnar Römer

Über den Begriff „Altersdiabetes“ kann Jens Langendorf* nur schmunzeln. Er erhielt die Diagnose Diabetes mellitus Typ II mit 27 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt litt der junge Mann schon jahrelang unter starkem Übergewicht. Seine Hausärztin überwies ihn in eine diabetologische Schwerpunktpraxis. Die größte Befürchtung von Herr Langendorf: Eine lebenslange Insulintherapie und dann irgendwann doch Spätfolgen. Doch im Gegensatz zum Typ-I-Diabetes kann beim Typ II häufig auf die Spritzen verzichtet werden.

Blutzuckerausscheidung erhöhen

Auch mit Bewegung und einer adäquaten Gewichtsreduktion lassen sich überhöhte Zuckerwerte normalisieren. Seit 2012 sind in Deutschland sogenannte SGLT-2-Hemmer zugelassen. Diese sorgen für eine erhöhte Zuckerausscheidung über die Niere. Besonders geeignet sind sie für Patienten, die das Standardmedikament Metformin nicht vertragen. So geht es auch Jens Langendorf. Er nimmt seit rund einem halben Jahr den SGLT-2-Hemmer Empagliflozin. In dieser Zeit hat sich sein HbA1c von über 10 auf 6,5 Prozent fast halbiert. In Kombination mit Sport und gesunder Ernährung sicherlich eine effektive Prävention. Jens Langendorf war trotzdem im Sanitätshaus, um sich ein Blutzuckermessgerät zu kaufen. „Auf die anderen Hilfsmittel würde ich aber gerne verzichten“, so der 34-jährige.

*Name wurde von Redaktion geändert

 

„Dem Präventionsgedanken folgen“

Die Orthopädie-Schuhmacher-Meisterin Larissa Berekoven arbeitet als leitende Angestellte für den Bereich Orthopädieschuhtechnik beim Sanitätshaus Kellberg in Bergisch Gladbach. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN sprach mit ihr über die Hilfsmittelversorgung von Diabetikern.

SAM: Frau Berekoven, neben einer Prävention durch gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und einer zielgerichteten Therapie spielen bei Diabetes mellitus auch Hilfsmittel eine Rolle. Welche Diabetiker benötigen typischerweise spezielle Hilfsmittel aus dem Sanitätshaus?

Larissa Berekoven,
Orthopädie-Schuhmacher-Meisterin
(© Sanitätshaus Kellberg GmbH)

Larissa Berekoven: Hilfsmittel aus dem Sanitätshaus sind insbesondere für all jene Diabetiker essenziell, die dem Präventionsgedanken folgen. Dabei geht es um die Vermeidung von Spätfolgen, die durch die Zuckererkrankung entstehen können. Insbesondere sind aber auch jene Diabetiker auf Hilfsmittel angewiesen, die bereits von Beeinträchtigungen oder Schädigungen durch die diabetische Erkrankung betroffen sind.

SAM: Könnten Sie uns vorstellen, welche Hilfsmittel ein Diabetiker vor allem benötigt?

Larissa Berekoven: Hier gibt es drei Bereiche im Sanitätshaus, die für Diabetiker entsprechende Hilfsmittel zur Verfügung stellen. Dies wäre einmal der Verkaufsbereich, wo Betroffene beispielsweise Salben gegen trockene Haut, Druckschutzpolster für Füße und Zehen oder verschiedene Diabetikerstrümpfe erwerben können. Letztere gibt es in verschiedenen Varianten, wie gepolstert, nahtfrei, antibakteriell oder in Form von Amputationsstrümpfen. Weitere frei verkäufliche Hilfsmittel für Diabetiker sind Teleskopspiegel zur Kontrolle der Füße, Lupen, Fuß- und Nagelpflegeprodukte, Rollatoren, Rollstühle, Gehstöcke, Kompressionsstrümpfe sowie Verbandschuhe. Aber auch Blutzucker- und Blutdruckmessgeräte gehören zum Repertoire eines Sanitätshauses. Aus dem Bereich der Orthopädieschuhtechnik finden Diabetiker Schuhzurichtungen, Einlagen, diabetische Spezialschuhe und orthopädische Schuhe nach Maß. Kommt als dritter Bereich noch die Orthopädietechnik. Für Patienten mit Diabetes mellitus sind hier insbesondere Bandage, Orthesen und Prothesen bedeutsam.

SAM: Ab welchem Stadium bzw. in welcher Situation benötigen Diabetiker eine Einlagen- und Schuhversorgung?

Larissa Berekoven: Wenn typische Spätfolgen, wie Durchblutungsstörungen oder eine Polyneuropathie (PNP), aufgetreten sind. Darüber hinaus bei Druckstellen, Schmerzen in Füßen, Beinen und im Bewegungsapparat sowie bei anatomischen Veränderungen.

SAM: An wen können sich Diabetiker wenden, wenn sie eine Schuhversorgung oder sonstige Hilfsmittel benötigen?

Larissa Berekoven: Der erste Ansprechpartner sollte ein Arzt sein. Fachärzte aus dem Bereich Diabetologie, Orthopädie und Angiologie sind auf das Krankheitsbild spezialisiert und können beraten und notwendige Versorgungen verordnen. Auch der Hausarzt ist ein kompetenter Ansprechpartner. Orthopädieschuhtechniker können beraten und Versorgungen ausführen.

SAM: Welche Komplikationen drohen, falls ein Diabetiker diese Versorgung nicht in ausreichendem Maße in Anspruch nimmt?

Larissa Berekoven: Es kann zu Wunden und offenen Stellen (Ulzera) kommen. Im schlimmsten Fall droht eine Amputation.

SAM: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren sie unter: www.orthopädiemanufaktur.de

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