Stau im Gewebe

Ein gutes Leben mit Lymphödem und Lipödem

 

Autor: Christian Sujata

Die Krankheiten Lymphödem und Lipödem sind weiter verbreitet als im Allgemeinen bekannt ist. Wie alle chronischen Erkrankungen begleiten sie die Betroffenen ein Leben lang. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN beleuchtet dieses Thema und lässt dazu eine Betroffene, eine Expertin aus dem Sanitätshaus und einen renommierten Mediziner zu Wort kommen.

Eine genaue Zahl ist nicht bekannt, die Schätzungen von Experten liegen bei bis zu mehreren Millionen – so viele Menschen leiden allein in Deutschland an einem Lymphödem oder Lipödem. In beiden Fällen handelt es sich um chronische Erkrankungen, die nicht heilbar sind. Die Betroffenen müssen sich auf lebenslange Therapien in Form von Spezialmassagen, sogenannte Lymphdrainagen, und das Tragen von Kompressionsbekleidung sowie – je nachdem, welche Körperteile betroffen sind – spezielle Gymnastikübungen einstellen.

Herausforderung positiv annehmen

Ein Netzwerk aus Sanitätshaus-Experten, Ärzten sowie Therapeuten, dazu stets weiterentwickelte Therapien und moderne Hilfsmittel ermöglichen den Menschen, weitestgehend ein gutes Leben trotz Lymphödem oder Lipödem zu führen. „Durch die stetige Weiterentwicklung von Materialien und Stricktechniken verbessert sich die Versorgung der Betroffenen immer mehr“, sagt Jutta Haußmann, verantwortliche Fachkraft für Kompressionstherapie im Sanitätshaus Grenzland in Ahaus.

Bei Nichtbehandlung drohen Folgeschäden

Ein Lymphödem entsteht meist durch verletzte Lymphgefäße, zum Beispiel aufgrund eines Unfalls. Auch etwa zwei bis drei von zehn Brustkrebspatientinnen sind von Lymphödemen betroffen. Lymphödeme können an Armen, Beinen, Hals, Rumpf, Gesicht und sogar den Genitalien auftreten. Werden diese nicht behandelt, nimmt der betroffene Körperteil an Umfang zu und es drohen irreversible Schäden. Ein Lipödem ist durch eine atypische, symmetrische Häufung von Fettgewebe – hauptsächlich an Ober- und Unterschenkeln sowie Oberarmen – sowie Berührungsschmerzen gekennzeichnet und betrifft fast ausschließlich Frauen. Wenn das Lipödem nicht behandelt wird, kommt irgendwann das Lymphödem hinzu.

Der Weg zum Arzt

Gudrun Kracht wachte vor 13 Jahren eines Morgens plötzlich mit einem geschwollenen Bein auf. „Als die Schwellung selbst im Liegen nicht mehr zurückging, immer schlimmer wurde und auch heißes Brausen nicht mehr half, bin ich schließlich zum Arzt gegangen“, berichtet die heute 55-jährige. Der Arzt diagnostizierte schnell ein Lymphödem und verschrieb ihr eine bis heute andauernde Therapie.

Professor Dr. med Markus Stücker, Leiter des interdisziplinären Venenzentrums der Ruhr-Universität Bochum, dazu: „Man unterscheidet in der Therapie zwischen einer Entstauungs- und einer Erhaltungsphase. In ersterer geht es darum, das Wasser aus dem Bein herauszubekommen. In aller Regel mithilfe einer manuellen Lymphdrainage und Kompressionsverbänden. Dazu Bewegungstherapie und Hautpflege.“ Damit das erzielte Ergebnis der Spezialmassagen von dauerhaftem Erfolg ist, übt anschließend ein fester Kompressionsverband Druck auf das Gewebe aus und hindert die Flüssigkeit daran, wieder zurückzufließen. Sobald der behandelte Körperteil auf das kleinste erreichbare Volumen geschrumpft ist, beginnt die Erhaltungsphase und das Tragen von Kompressionsbekleidung wird verordnet.

Lebensqualität wird erhöht

„Neue modische Farben von Kompressionsversorgungen erhöhen gerade bei jungen Frauen die Tragebereitschaft und somit auch die Lebensqualität“, sagt Kompressionsexpertin Jutta Hußmann. Auch für Gudrun Kracht wurden Kompressionsstrümpfe in einem Sanitätshaus individuell auf sie zugeschnitten und angepasst. Dort erhielt sie auch unterstützendes Equipment, wie Anziehhilfen und Pflegeprodukte. „Egal, ob bei der Arbeit, in der Freizeit oder beim Sport – die Farbe meiner Kompressionsstrümpfe wähle ich immer passend zur restlichen Kleidung aus“, berichtet Frau Kracht, der die Spezialstrümpfe dabei helfen, wieder ganz normal am Leben teilzunehmen.

Lymphödem

Ein Lymphödem entsteht durch einen gestörten Flüssigkeitsabtransport (Fehlanlage, Zerstörung der Lymphbahnen oder übermäßiger Anfall von Lymphe). Meist wird es durch eine Operation, Bestrahlung, Verletzung oder Infektion ausgelöst. Im weiteren Verlauf ist die Erkrankung durch eine Alteration (negative Veränderung) von Geweben, mit einer Zunahme von Binde- und Fettgewebe sowie Veränderungen der extrazellulären Matrix (Strukturbestandteile eines Gewebes, das sich zwischen den Zellen befindet) gekennzeichnet. Das Lymphödem ist ein chronisch-entzündliches Krankheitsbild, wodurch nicht nur die Extremitäten inklusive Füße und Hände, sondern auch das Gesicht, Hals, Rumpf und Genitalien betroffen sein können. Im Gegensatz zum Lipödem kann es auch einseitig auftreten. Die Therapie umfasst manuelle Lymphdrainage, Kompressionsbekleidung, Bewegung und Hautpflege.

Lipödem

Das Lipödem ist eine chronische und voranschreitende Erkrankung, die nahezu ausschließlich bei Frauen auftritt und durch eine symmetrisch auftretende Unterhautfettgewebsvermehrung seitlich an den Hüften, Oberschenkeln sowie Oberarmen (selten und wenn, erst im späteren Verlauf auch an den Unterschenkeln und Unterarmen) gekennzeichnet ist. Charakteristisch ist außerdem eine gesteigerte Druckschmerzhaftigkeit. Das Lipödem beginnt in der Regel in einer Phase hormoneller Veränderungen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahre. Die Therapie umfasst meist manuelle Lymphdrainage und Kompressionsbekleidung.

Stemmersches Zeichen

Das Stemmersche Zeichen ist ein diagnostisches Mittel zur Erkennung eines Lymphödems. Wenn die Hautfalte über der zweiten und dritten Zehe bzw. dem Finger verbreitert, verdickt und schwer oder überhaupt nicht abhebbar ist, dann ist das Stemmersche Zeichen positiv und ein Lymphödem vorhanden. Wichtig: Ein negatives Stemmersches Zeichen schließt ein Lymphödem allerdings nicht aus. Hinweis: Grundsätzlich empfehlen wir in so einem Fall den Gang zum Arzt, um eine sichere Diagnose zu erhalten.

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