Urlaub barrierefrei erleben
Entspanntes Reisen trotz körperlicher Einschränkungen
Autorinnen und Autoren: Christian Sujata und Susanne Hoffmann
Menschen mit Behinderungen oder altersbedingten Einschränkungen haben das gleiche Bedürfnis wie alle anderen auch: Sie möchten gerne in den Urlaub fahren und neue Orte entdecken. Ob es darum geht, die salzige Brise am Meer zu spüren oder einen atemberaubenden Blick auf die Alpen zu genießen – glücklicherweise ist dies heute auch für körperlich eingeschränkte Menschen möglich.
Allerdings erfordert das Reisen bspw. mit einem Rollstuhl oder einer Gehbehinderung eine sorgfältige Planung. Es gibt viele wichtige Dinge zu beachten, angefangen von der Auswahl einer geeigneten Unterkunft bis hin zur Mitnahme wichtiger Medikamente und Hilfsmittel.
Wenn Sie eine barrierefreie Reise planen, ist die Unterkunft eine wichtige Voraussetzung. Helfen können Ihnen dabei Anbieter (wie bspw. www.barrierefreierleben.de), die sich auf ihren Onlineportalen sowie teils Printmagazinen auf die Information über und Vermittlung von barrierefreien Urlauben spezialisiert haben. Um das passende barrierefreie Hotel zu finden, empfiehlt es sich ansonsten, vor Ort anzurufen und Fragen zu stellen, die auf Ihre Bedürfnisse und Einschränkungen abgestimmt sind. Aufzüge im Hotel, die Breite der Türen und ob die Dusche ebenerdig ist spielt dabei genau so eine Rolle wie die Ausstattung der Zimmer oder ob es eine Verbindungstür gibt, falls eine Betreuungsperson mitreist und ein separates Zimmer belegt.
Es ist ratsam, auch nach der Anzahl der barrierefreien Zimmer im Hotel zu fragen, da einige Hotels nur wenige davon haben. Stellen Sie daher sicher, dass Sie eines der barrierefreien Zimmer für sich reservieren können. Wenn Sie mit einem Rollstuhl reisen, ist es generell empfehlenswert, alle Unterkünfte im Voraus zu buchen, auch wenn es sich um eine Rundreise handelt. Auf diese Weise vermeiden Sie Frustration und können sicher sein, dass Sie einen angenehmen Schlafplatz haben.
“Wenn man mobil eingeschränkt ist, muss man Reisen noch besser vorbereiten.”
Chris Schürmaier ist Geschäftsführerin des Leipziger Sanitätshauses Schürmaier. Im SAM-Interview erklärt sie, welche Hilfsmittel aus dem Sanitätshaus mit dem Lächeln den Urlaub unbeschwerter machen können.
SAM: Die Reisehochsaison steht kurz bevor. Was raten Sie Menschen, die mit mobilen Einschränkungen verreisen wollen?
Chris Schürmaier: Trotz Einschränkungen sollte einem nicht der Zugang zur Wanderreise, Kreuzfahrt oder Stadtbesichtigung verwehrt sein. Allerdings muss man Reisen besser vorbereiten, wenn man mobil eingeschränkt ist. Wer auf eigene Faust unterwegs ist, sollte sich gut über Anreisemöglichkeiten und die Gegebenheiten vor Ort informieren. Alternativ gibt es mittlerweile einige Reiseveranstalter, die auf barrierefreies Reisen spezialisiert sind. Wir arbeiten hier sogar mit Leipzigs erstem Inklusionshotel zusammen. Wir als Sanitätshaus beraten und stellen Hilfsmittel zur Verfügung.
SAM: Welche Hilfsmittel können das sein?
Chris Schürmaier: Wenn jemand mobil stark eingeschränkt ist, wird auch am Urlaubsort ein Rollstuhl, Rollator oder Reisescooter benötigt. Wir schauen, welche Produkte nötig sind für den jeweiligen Bedarf. Soll das Gefährt im Auto oder Flugzeug verladen werden, muss es mit einer Falttechnik ausgestattet sein. Bestenfalls passt so ein Mini-E-Mobil im Packmaß eines Trolleys sogar ins Handgepäck. Will man vor Ort mit dem Rollator wandern oder mit dem Reisescooter auf unebenen Wegen fahren, sind eine spezielle Bereifung und eine gute Federung nötig. In unserem Kompetenzzentrum in Leipzig können Kundinnen und Kunden auf dem Testparcours mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen ausprobieren, wie sie mit verschiedenen Bodenbeschaffenheiten und Hürden des Alltags klarkommen.
SAM: Welche Versorgungen aus dem Sanitätshaus gibt es denn noch?
Chris Schürmaier: Bei uns gibt’s Reisekissen, Schlafmasken, Gehstöcke und, ganz wichtig, Reisestrümpfe. Jeder Erwachsene, der eine lange Fahrtzeit oder sogar Flugreise unternimmt, hat ein erhöhtes Risiko für Thrombose, besonders wer familiär vorbelastet oder schwanger ist. Wer Krampfadern, geschwollene Knöchel, schwere Beine oder Lympherkrankungen hat, braucht medizinische Kompressionsstrümpfe. Diese werden zum Teil nach Maß gefertigt. Deshalb ist es ratsam, rechtzeitig vor der Reise zu uns zu kommen.
SAM: Sie machen immer wieder die Erfahrung, dass Menschen mit Knie- oder Rückenproblemen ihren Urlaub nicht entsprechend vorbereiten.
Chris Schürmaier: Ja, das ist bedauerlich, wenn der Wanderurlaub dann ins Wasser fällt oder abrupt endet. Dabei kann man viel vorher tun, um beschwerdefrei zu sein beim Kraxeln oder Biken. Bei uns im Sanitätshaus gibt es für die Knie, Rücken und andere Gelenke passende Bandagen. Wer z.B. stärkere Kniebeschwerden hat, dem können wir eine Knieorthese anpassen, die sanft wirkt. Das A und O aber sind Einlagen für die Schuhe. Sie stützen, korrigieren, dämpfen, fördern das Abrollen des Fußes, korrigieren die Körperhaltung und entlasten die Wirbelsäule. Hier beraten und fertigen wir Einlagen individuell.
SAM: Lassen Sie uns noch über die Tabuthemen Inkontinenz oder Stoma reden und welche Vorkehrungen Reisende treffen können.
Chris Schürmaier: Inkontinenz ist leider ein Thema, das immer mehr Menschen, auch jüngere, betrifft und die Lebensqualität stark einschränken kann. Für ein ungetrübtes Urlaubserlebnis können wir hochwertige Versorgungen anbieten, darunter Einlagen mit stärkerem Saugvolumen oder modische Inkontinenz-Unterwäsche. Für Menschen mit künstlichem Darmausgang eignen sich Stomakappen, die die Öffnung am Bauch so gut schützen, dass Baden problemlos möglich ist. Auch passende Badehosen und -anzüge, die das Handicap gut kaschieren, haben wir. Das alles gibt Sicherheit und befreit von Ängsten oder Scham.
SAM: Zahlt die Krankenkasse all diese Hilfsmittel?
Chris Schürmaier: Die Kasse zahlt (siehe dazu auch Seite 13, Anm. d. Red.), was für den Ausgleich einer Behinderung und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nötig ist. Alles andere müssen die Betroffenen selbst übernehmen. Alternativ zum Kauf bieten wir einige Hilfsmittel an, die man bei uns tage-, wochen- und monatsweise leihen kann.
SAM: Herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Sanitätshaus Schürmaier wurde 1952 von Ottmar Schürmaier in Leipzig gegründet. 1981 übernahm sein Sohn Rainer den Betrieb. In dritter Generation führt Chris Schürmaier, die Enkelin des Gründers, das Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitenden. Als Diplomkauffrau leitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Dipl.-Ing. und Orthopädietechnikermeister Dirk Neumann den Familienbetrieb, der seinen Hauptsitz seit 2019 im Neubau in der Lützner Str. 163 hat und hier das breite Versorgungsspektrum abbildet: Homecare, Rehatechnik, Orthopädietechnik, Sanitätshaus, dazu Niederlassungen an Klinikstandorten und das Angebot der mobilen Versorgung. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier:
www.schuermaier.de
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