Was tun bei einem Schlaganfall?

Wenn plötzlich wichtige Funktionen im Gehirn ausfallen, zählt jede Sekunde

 

Neben einem Herzinfarkt, Krebs und Rückenschmerzen gehört der Schlaganfall zu den häufigsten Erkrankungen in den modernen Industrieländern. Der demografische Wandel dürfte die Fallzahlen weiter erhöhen. Nach einer notärztlichen Akutbehandlung und Therapie in einer neurologischen Klinik steht die Hilfsmittelversorgung durch ein Sanitätshaus. Diese sollte so früh wie möglich und vor allem ganzheitlich geplant werden.

Autor: Gunnar Römer

Rund 250.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Schlaganfall. „Durch den demografischen Wandel werden die Fallzahlen höchstwahrscheinlich weiter zunehmen“, ist sich René Hofmann sicher. Gemeinsam mit seinem Kollegen Tim Flügel leitet er das Sanitätshaus Wilhelmshöhe in Kassel. Hinzu kommt, dass heutzutage viele Schlaganfälle schlicht besser erkannt werden. Das liegt nicht nur an der verbesserten Diagnostik, die Menschen sind einfach besser auf die typischen Symptome hin geschult. Weil ein Schlaganfall Schäden im Gehirn verursacht, treten in vielen Fällen Defizite auf, die durch entsprechende Hilfsmittel aus dem Sanitätshaus versorgt werden müssen.

Hilfsmittel bei Schlaganfällen: Von der Orthese bis zum Pflegebett

© Sanitätshaus Wilhelmshöhe

„Die häufigste Spätfolge eines Schlaganfalls ist die Halbseitenlähmung“, erklärt Hofmann. Die Auswahl möglicher Hilfsmittel ist breit und richtet sich ausschließlich nach Art und Schwere des Defizits, niemals nach dem Alter. „Die Überlegung, dass sich eine bestimmte Versorgung aufgrund eines hohen Lebensalters nicht mehr lohnt, ist höchst unmoralisch und verbietet sich von selbst“, so der Experte. Eine vollständige Bettlägerigkeit verlangt ein Pflegebett, liegt nur eine leichte Fußheberschwäche vor, kommt eine Fußheberorthese zum Einsatz. Dazwischen gibt es eine große Bandbreite weiterer Hilfsmittel für Schlaganfallpatienten, wie z. B. Sprachgeräte bei einer motorischen Aphasie (Sprachstörung) sowie Rollstühle, Gehstöcke, Badewannenlifter oder Inkontinenzhilfen.

Rezept abarbeiten reicht nicht

„Für uns ist wichtig, den Patienten ganzheitlich zu betrachten“, sagt René Hofmann, „einfach nur ein Rezept abarbeiten und den Fall abhaken gibt es bei uns im Sanitätshaus Wilhelmshöhe nicht.“ Auch wird nicht immer stur das umgesetzt, was auf der Verordnung steht. Gemeinsam mit dem Patienten prüft das Team aus Kassel, ob das verschriebene Hilfsmittel wirklich zur Situation passt. „Falls nein, setzen wir uns dafür ein, dass unser Kunde die für ihn optimale Lösung erhält“, so der Experte. Zudem genügt es den Nordhessen nicht, „nur“ Symptombekämpfer zu sein. Im Mittelpunkt steht immer die aktive Unterstützung des Heilungsprozesses. Hierfür, so Hofmann, sei es vorteilhaft, wenn die Sanitätshäuser schon früher in die Therapie eingebunden würden.

Hilfsmittel müssen zum Wohnumfeld passen

© Sanitätshaus Wilhelmshöhe

„Wünschenswert wäre, wenn wir den Patienten bereits im Laufe der stationären Therapie kennenlernen würden“, verrät Hofmann. Hier böte sich die Gelegenheit, die anschließende Hilfsmittelversorgung optimal und vor allem ganzheitlich zu planen. Vermeiden ließe sich dadurch das Dilemma, dass Schlaganfallpatienten nach dem Klinikaufenthalt nach Hause entlassen werden und dort erst einmal kaum versorgt sind. Auch hier gilt wieder: Nur Hilfsmittel verkaufen reicht nicht, auch das häusliche Umfeld des Patienten muss in die Gesamtplanung mit einbezogen werden. „Was nützt der beste Rollstuhl, wenn unser Kunde damit nicht ins Bad kommt?“, so René Hofmann. Aus diesem Grund begutachten er und seine Kollegen auch immer die örtlichen Gegebenheiten. Gibt es einen Hang oder einen hohen Bordstein? Wie viele Treppen sind es bis zur Haustür? Erst wenn dies geklärt ist, kann eine Versorgung mit passenden Hilfsmitteln zum gewünschten Erfolg führen.

Meist wird Überzeugungsarbeit nötig

Der Schlaganfall ist eine Erkrankung, bei der sich auch Wochen später noch vieles ändern kann. Die Prognose, dass sich Lähmungen zumindest teilweise zurückbilden, ist häufig günstig. „Wenn wir dies aber zu explizit kommunizieren, setzen die Kunden zu sehr auf diese Perspektive, lehnen eine sofortige Hilfsmittelversorgung ab und möchten erst einmal abwarten“, so der Sanitätshauschef. Umgekehrt darf man aber auch keine Hoffnung zerstören, schon gar nicht, wenn diese durchaus berechtigt ist. Hier wird den Mitarbeitern der Sanitätshäuser mit dem Lächeln viel Fingerspitzengefühl abverlangt. Zielführend ist dabei oft eine Art goldener Mittelweg, wie Hofmann berichtet: „Wenn wir den Kunden anbieten, dass wir sie intensiv begleiten und sie nach erfolgter Besserung beispielsweise einen Rollstuhl jederzeit wieder zurückgeben können, schafft das Vertrauen.“ Ebenso wie kleine Tipps, Hofmann nennt den Badezimmerspiegel für Rollstuhlfahrer als Beispiel. Hier gibt es spezielle, sehr kostspielige Modelle, die auf Antrag durch die Pflegekasse finanziert werden. „Wir sagen den Kunden dann immer: Das günstige Modell aus dem Baumarkt tut es ebenso gut.“

Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln, das 1988 in Kassel gegründet wurde und heute 18 Mitarbeiter beschäftigt, erfahren Sie auf der Seite: www.shw-kassel.de

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