Aus versorgungsmedizinischen Gründen ist also eine konsequent fortgeführte Kompression bei der Behandlung von phlebologischen und lymphologischen Beschwerdebildern nach wie vor erforderlich. Und es gibt auch keinen Grund, aus Angst vor Corona darauf zu verzichten. „Für das Maßnehmen der Beine zur Anfertigung von passenden Kompressionsstrümpfen gibt es inzwischen berührungslose Alternativen,“ sagt Dr. med. Sonja Schaible, Geschäftsführerin der Schaible GmbH und Aufsichtsratsvorsitzende der Sanitätshaus Aktuell AG. „Dabei werden die Beine mit modernster 3D-Messtechnik gescannt. Das geht schnell und es kann ausreichend Abstand zwischen den Personen eingehalten werden. Vergleichbare Verfahren gibt es auch zur Anpassung von Orthesen.“
In den Sanitätshäusern selbst sorgen Trennscheiben, häufiges Desinfizieren und das Einhalten von Mindestabständen für maximale Sicherheit. Die Mitarbeiter*innen sind in Hygiene geschult und tragen entsprechende Schutzkleidung, so dass auch Untersuchungen nahe am Patienten sicher durchgeführt werden können. Zum Hygienekonzept gehört es zudem, Termine so zu vergeben, dass Wartezeiten vermieden werden und das Wartezimmer nicht belegt wird, sondern die Patient*innen direkt in den Behandlungsraum geführt werden. Zwischen den Terminen wird genügend Pufferzeit gelassen, um den Raum zu desinfizieren und lüften zu können.
„Für corona-sichere Bedingungen haben wir schon frühzeitig Sorge getragen,“ sagt Dr. Schaible. „Denn als systemrelevante Einrichtungen hatten unsere Sanitätshäuser während des Lockdowns geöffnet. Diese Verantwortung nehmen wir weiterhin wahr, auch außerhalb des klassischen Sanitätshaus-Geschäfts. Pflegebedürftigen Patienten liefern wir zum Beispiel Hilfsmittel ins Haus, von der Wundauflage bis zu mobilen Sauerstoffgeräten. Und zu Beginn der Corona-Krise haben wir Pflegeheime mit Mund-Nasen-Schutzmasken und Handschuhen beliefert.“
Schmerzen reduzieren durch Orthesen
Im Bereich der Orthetik lassen sich mit berührungslosen Möglichkeiten wertvolle Erkenntnisse für die richtige Versorgung gewinnen. Ein Beispiel ist die Videoanalyse des Gangbildes mit und ohne Orthese. „Bei Orthesen gibt es oft mehrere Möglichkeiten, die medizinisch das Gleiche erreichen können, aber sehr unterschiedlich sind,“ sagt Heiko Drewitz, Orthopädietechnikermeister bei Otto Bock HealthCare Deutschland GmbH. „Zum Beispiel kann man Patienten mit Kniegelenksarthrose mit einer Knieorthese versorgen – eine Art Rahmen um das Knie, der es entlastet. Eine andere Möglichkeit ist eine Unterschenkelorthese, die das Gangbild so verändert, dass sich die Belastung am Knie verringert. Daher lässt man den Patienten im Sanitätshaus die unterschiedlichen Hilfsmittel testen, um das Hilfsmittel auszuwählen, dass nicht nur indikationsgerecht ist, sondern auch zu den individuellen Lebensumständen passt.“
Ob sich eine Orthese positiv auf die Körperhaltung auswirkt, kann mit modernen Systemen überprüft werden, die den Verlauf der Bodenreaktionskraft sichtbar machen. Dabei steht der Patient auf einer Messplatte und wird von Kameras aufgenommen. Auf einem Tablet werden die gemessenen Kräfte dann als Linien millimetergenau über dem Patientenbild dargestellt, so dass der Orthopädietechniker das Hilfsmittel punktgenau danach ausrichten kann.(2) „Meistens merken die Patienten aber selbst unmittelbar, ob eine Orthese zu ihnen passt. Die Schmerzen sind dann sofort reduziert oder ganz verschwunden, weil die Belastung korrigiert wurde,“ sagt Heiko Drewitz.
Für Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg Jerosch, Chefarzt der Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Johanna Etienne Krankenhaus in Neuss, sind Orthesen sogar eine Möglichkeit, die medikamentöse Schmerztherapie von Arthrosepatient*innen niedriger zu dosieren: „In der Regel ist bei Arthrose eine dauerhafte Schmerztherapie erforderlich. Viele der gängigen Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac gehören zu den sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), und diese können zu Schäden an Magen und Darm führen. Da die meisten Arthrosepatienten in fortgeschrittenem Alter sind, leiden sie oft unter mehreren Erkrankungen, für die sie Medikamente nehmen müssen, die sich aber teilweise gegenseitig ausschließen können. Daher kommt hier der Schmerzmittelreduktion durch medizinische Hilfsmittel wie Orthesen eine große Bedeutung zu.“
Auch im Zusammenhang mit der operativen Arthrosetherapie spielen Orthesen eine Rolle. „Bei der Kniearthrose lassen sich Operationen teilweise aufschieben oder ganz vermeiden, wenn der Patient mit der Orthese gut klarkommt,“ sagt Prof. Jerosch. „Und wir testen damit, ob eine Operation Erfolg haben würde: Im Vorfeld einer geplanten Umstellungsosteotomie am Kniegelenk kann man dem Patienten zum Beispiel für einige Wochen ein Unloader Brace geben und sehen, ob es ihm damit besser geht.“
Viele Sanitätshäuser bieten Arthrose-Testtage an. Hier können Betroffene sich unverbindlich beraten lassen und die Wirkung verschiedener Orthesen direkt vor Ort testen. Auch hier steht die Sicherheit an erster Stelle: Es werden Einzeltermine vereinbart und für das Testtragen unter der Orthese Unterziehstrümpfe verwendet.
Mobil bleiben, gerade in Corona-Zeiten
Kompressionsversorgung, Orthetik – diese Schwerpunktangebote der Sanitätshäuser dienen auch dazu, dass Patienten sich beschwerdefreier bewegen und mobil bleiben können. Für Dr. med. Horst Schüler, Facharzt für Allgemeinmedizin und Experte für mobile Sport-Leistungsmedizin, ist dies gerade jetzt ein wichtiger Aspekt: „30 Prozent der Bevölkerung haben seit Beginn der Corona-Krise an Gewicht zugelegt. Das liegt einerseits an einem Mangel an Bewegung. Es hat aber auch psychische Gründe, denn bedingt durch Corona haben Angststörungen zugenommen. Die Folge sind vegetative Störungen wie Verspannungen, Schlaf- und Herz-Kreislauf-Störungen, und eben zu viel Essen oder auch zu viel Alkohol. Es haben also die geistige und die physische Mobilität abgenommen. Man darf daher nicht nur die Einzelbeschwerden betrachten, sondern das ganzheitliche Verständnis für den Menschen ist wichtig.“
Im Sinne einer holistischen Betrachtungsweise gewinnt die Beratungskompetenz der Sanitätshäuser an Bedeutung. „Sanitätshaus-Mitarbeiter sind keine klassischen Verkäufer, sondern sie wollen in erster Linie helfen. Hier können sich die Patienten anvertrauen und erfahren Zuwendung. Das wirkt sich wohltuend auf die Psyche aus. Und es werden hierbei oft weitere Gesundheitsprobleme erkannt, die man dann rechtzeitig behandeln kann,“ sagt Dr. Schüler. „Insgesamt stärkt ein Besuch im Sanitätshaus die Resilienz – also die Widerstandsfähigkeit, auch gegen Covid-19. Diese ist durch drei Faktoren gekennzeichnet: Agilität – dass man auf unterschiedlichen Ebenen des sozialen Lebens zusammenarbeitet und seine Kontakte nicht einschränkt. Flexibilität – dass man nicht aufhört, nach Lösungen für seine Probleme zu suchen. Und Anpassungsfähigkeit – dass man seinem Körper dabei hilft, sich an seine Umgebung anzupassen. Hierfür findet man im Sanitätshaus viele Möglichkeiten, von Orthesen, Bandagen und orthopädischen Zurichtungen bis zu Rollatoren und Rollstühlen.“
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Die Franchisepartner sind Mitglieder in unseren Teams sani, ortho, reha und/oder care und Spezialisten in den Bereichen Sanitätshausbedarf, Orthopädietechnik, Rehabilitationstechnik und Homecare. Bekannt als „die Sanitätshäuser mit dem Lächeln“ sind sie mit der Bildmarke des Smileys deutschlandweit vertreten. Als Verbindung zwischen klinischer und ambulanter Versorgung fungieren sie als Ansprechpartner für Patienten, Angehörige, Ärzte, Krankenhäuser, Altenheime, Pflegedienste und Krankenkassen.
