Buchtipp

Buchverlosung zum Internationalen Frauentag aus der Edition CONVERSO

 

Vorgestern war Internationaler Frauentag. Der Tag ist ein Symbol für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Dieser Tag wurde vor über 100 Jahren ins Leben gerufen. Überall auf der Welt finden viele Aktionen und Demonstrationen von Menschen statt, die sich für mehr Gerechtigkeit für Frauen einsetzen. Anlässlich dieses wichtigen Tages verlosen wir ein Buchpaket mit fünf grandiosen Büchern starker Frauen aus der Edition CONVERSO:

 

© Edition CONVERSO

Ein Buch, das uns glasklaren Menschenverstand lehr, so wie er angesichts des „zivilisatorischen“ Irrsinns der Welt aus dem Mund furchtloser Kinder spricht. Unangepasst und frech fällt der sezierende Blick der Nur-als-Mädchen-Geborenen auf die vielen, auch tragischen Widersprüche des familiären wie politischen Lebens, den zivilisatorischen Irrsinn, in den die Heranwachsende gezwungen werden soll, und das Lachen bleibt einem zuweilen im Halse stecken. Wir sind im kulturellen und religiösen Schmelztiegel Libanon mit allen Umbrüchen und Radikalisierungen der 70er-Jahre.

Der Freiheitshunger der Unangepassten nimmt seinen Anfang just in einer katholischen von Nonnen geleiteten Schule in Beirut, wohin die Eltern, eine schiitische Familie, sie und ihre Geschwister geschickt haben, um ihrem ausgeprägten Bedürfnis, Teil der Moderne mit all ihren weltlichen Werten zu sein. Sie befürworteten eine „religionsfreie“ Erziehung und schickten die Kinder in eine „Christenschule“.

Dort erfährt das wilde Mädchen die „wahre“ Schule des Lebens. Und lernt, was innerer Widerstand bedeutet. Den die Eltern-Generation nicht hat: Die politischen Ereignisse treiben die Familie in den Rückzug; sie suchen Zuflucht in ihrer verengten Identität als Schiiten.

Den Anfang macht eine Erinnerung wie eine Traumsequenz an ihre früheste Kindheit „irgendwo in Schwarzafrika“, wo ein alter Geschichtenerzähler und der glühend heiße Sand, („ …die Erde ihr die Füße verbrennt, ihre Hitze mit ihr teilen will, weil sie sie liebhat.) sie auf ihre zukünftige Identität einer starken Frau „eichen“.

Chaza Charafeddine wurde statt „Vollzeitrevolutionärin“ zu einer engagierten Mitarbeiterin in einem neu eröffneten Zentrum für Sonderpädagogik in einem Bergdorf namens Shemlan: das »Marie-Rose-Boulos-Zentrum für Heilpädagogik«. Heute bezieht sie auch in ihrer Kunst, Collagen, Fotos, Installationen eindeutig Position und ist in zahlreichen Galerien weltweit, so auch in Berlin vertreten. Ihre literarischen Texte sind in mehreren Anthologien und Magazinen erschienen; die Sammlung mit Kurzgeschichten aus ihrer Zeit in Berlin (»Ein unsichtbarer Koffer«) gilt es noch zu entdecken. Chaza Charafeddine als vielseitige Künstlerin ist auf www.chazacharafeddine.com zu erleben. Derzeit arbeitet sie an einem Multimediaprojekt über Kafka.

Chaza Charafeddine
Beirut für wilde Mädchen
französische Broschur, 158 Seiten | 18,- €

 

 

© Edition CONVERSO

Caltagirone, Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts. Die sizilianische Bevölkerung ist gebeutelt von Hungersnöten, Erdbeben und der harten Hand der Machthaber. Vor diesem Hintergrund verbindet Stark wie nur eine Frau die wahren Geschichten zweier sehr unterschiedlicher Frauen – da ist die junge, schöne, analphabetische Bäuerin Francisca, dort die gebildete und reiche Adlige Ignazia, beide sind sie auf ihre Weise Rebellinnen. Francisca in Wir schrieben das Jahr 1698 und in der Stadt trug sich Denkwürdiges zu sieht sich nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes gezwungen, um des nackten Überlebens willen – und um sich ihre moralische Integrität zu bewahren –, Männerkleidung anzulegen. Nur so kann sie auf dem Feld Seite an Seite mit den Tagelöhnern arbeiten. Sie wird denunziert und landet vor dem Inquisitor. Doch dieser trifft eine unkonventionelle Entscheidung …

Ignazia in Der Glanz des Nichts will sich, fast noch ein Kind, das Singen nicht verbieten lassen, was in der Öffentlichkeit den Kastraten vorbehalten ist; das Verbot bringt ihr widerständiges Wesen erst richtig zur Geltung. Fortan verweigert sie alle „weiblichen“ Betätigungen, widmet sich ganz der asketischen Pflege ihres Geistes. Eine Existenzphilosophin, die sich lieber selbst zugrunde richtet, als sich zu beugen. In all ihrer Lebensabsage versprüht ihr Geist eine betörende, süchtigmachende Schönheit, welcher der deutsche Graf Trahun hoffnungslos verfällt.

Mit den Mitteln einer Poetin rettet Maria Attanasio diese Frauenfiguren vor dem Schweigen einer männlich geprägten „großen“ Geschichtsschreibung: Sie selbst spricht von der „Genealogie der Mütter“, der sie mit ihrem lyrisch geprägten Schreiben eine Form, eine Stimme gibt. Ihre Spurensuche zeigt uns, dass es sie also gab, die Frauen, die ihrem eigenen Kompass folgten, die ihr eigenes Leben und nicht nur das der anderen leben wollten. Franciscas und Ignazias Denken und Handeln sind auch aus heutiger Sicht von frappierender Radikalität und Konsequenz: Unter Gefahr fürs eigene Leben stellten sie die als natürlich gegebenen Konventionen der Gesellschaft in Frage, im Kampf um eine Identität als Frau, die sie neu konzipierten, soweit es ihnen möglich war, jenseits der teils unmenschlichen Rollenzwänge. Sie kämpfen darum, sie selbst sein zu können, mit freier Wahl. Daher bleibt etwa Francisca „innen Frau, und außen Mann“.

Und neben den beiden Frauen gibt es in diesem Buch noch weitere denkwürdige Figuren, wie etwa den Inquisitor, auf den Francisca trifft. Um die Ungewöhnlichkeit seines Verhaltens einzuordnen, muss man sich die grausame Herrschaft der Spanischen Inquisition in Sizilien vor Augen führen, und das „Dickicht aus kirchlichen, weltlichen und feudalen Gerichten“, dem die Bevölkerung nur schwer entkommen konnte. Für die Frauen galt dies damals ganz besonders, sie sollten schlichtweg mundtot gemacht werden. Ungewöhnlich daher auch die Arbeit von damaligen Chronisten wie Francesco Polizzi, welche die hier aufgegriffenen Schicksale dokumentiert haben und in deren Tradition sich Maria Attanasio mit ihrem Schreiben einreiht.

Maria Attanasio ist eine aus starkem Holz geschnitzte Sizilianerin aus Caltagirone. Hier ist sie geboren, hier lebt sie weiterhin; sie definiert sich selbst ironisch als biscrittora, Zweifachschreiberin: „die Neuerfindung einer Welt, einmal ausgebreitet in der Prosa, einmal synkopiert in der Poesie“. Das Gewebe des Gelebten, das sich in der Dichtung, reich und stark an Metaphorik, in visionären Formen manifestiert, geht in ihren Prosaschriften über sich selbst hinaus, hin zu anderen Leben, die vom Meer der Geschichte, der Geschichten, das alle Unterschiede verwischt, verdunkelt im Abseits verharren – Geschichten, deren schöpferische Anfangszündung, deren Erzählgründe im Gedächtnis ihrer Stadt zu finden sind.

Maria Attanasio
Stark wie nur eine Frau
Hardcover, geb., Lesebändchen, bedruckter Vorsatz, 156 Seiten | 20,00 €

 

 

© Edition CONVERSO

Die zwei Hauptfiguren, Ulia, die Baskin und Musikwissenschaftlerin, Gustavo, der spanische Jurist, Genussmensch und BMW-Liebhaber, begegnen sich just auf einer Demo nach dem Terroranschlag 2004 in Madrid; der zuerst der ETA in die Schuhe geschoben wurde.

Sie werden ein Paar, heiraten. Auf einer Fahrt ins Baskenland, die sehr launig, mit viel ironischem Schlagabtausch auf Nebenstraßen beginnt, will Ulia ihrem geliebten Gustavo, dem zukünftigen Dickerchen, endlich ihre Heimat in aller Ausführlichkeit zeigen.

Worauf sie aber selbst – hier kommt in einem zweiten Erzählstrang Mariluz, die Mutter und ihre teils geheim gehaltene Vergangenheit ins Spiel – gestoßen wird, ist etwas, das ihr Leben Knall auf Fall in ein neues Licht rückt; und sie bestätigt in ihrem seit Jahren verfolgten Interesse für den Frieden: Einer inneren Unruhe, einem „Ruf“ folgend setzt sie sich in ihrer Doktorarbeit mit der pazifistischen Ausrichtung im Werk des britischen Komponisten Benjamin Britten auseinander, die ihn während des Zweiten Weltkriegs ins Exil in die USA führten; interessante Episoden aus seinem Leben und dem Künstlerzirkel um ihn werden als Nebenschauplätze eingeschoben, reichern die Erzählung an. In der Auseinandersetzung mit ihrer baskischen Vergangenheit kommen nur sehr authentisch erzählt auch ganz intime schmerzvolle Ereignisse ans Licht.

Trotz der dicht geschildeten heftigen Themen Madrid-Anschläge, ETA, Vaterrolle, Britten-Pazifismus, besitzt der Roman die Leichtigkeit einer Road-Novel. Die Erzählstimme ist sehr sympathisch vor allem eines besonderen femininen Sarkasmus wegen. Was leise beginnt, offenbart sich zum Ende hin als raffinierte Dramaturgie. Ein absoluter Genuss!

Die Werke der großartigen baskischen Autorin Katixa Agirre sind bereits in zehn Sprachen übersetzt. Wir sind deshalb besonders stolz und beglückt, sie mit diesem wunderbar orchestrierten Roman endlich dem deutschen Publikum näherzubringen. Aus einer sehr klugen, präzisen und weiblichen Perspektive verhandelt er vom Knallpunkt des Geschehens – die Terroranschläge auf die Metro in Madrid, 11. März 2004 – das große Thema dieser Jahre: Heimat und Zugehörigkeit.

Katixa Agirre
Die lustlosen Touristen
Hardcover, gebunden, mit bedrucktem Vorsatz, Lesebändchen, 240 Seiten | 20,00 €

 

 

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In einer vulkanischen, ausgefeilten, sehr weiblichen Sprache schafft es die Autorin, Schauspielerin und Übersetzerin Maja Gal Štromar den Vater, ihren Helden, dem sie und die andere Rotznase in der Kindheit nie genug waren, der sich in Titos Jugoslawien sogar eine neue Familie zugelegt hat, der nun obendrein gestorben ist, sie verraten hat …. in den vier Tagen bis zu seiner Beerdigung wiederauferstehen zu lassen.

Eine großartige Hommage an ihn, Vertreter der aussterbenden Spezies Vater. Zugleich und vor allem die Geschichte einer Befreiung, aus der letztlich Liebe wird, auf dem Weg zum Erwachsensein als Frau. Ein Brief an den Vater mit umgekehrten Vorzeichen. Leichtherzig, heiter erzählt dringt ihre ganz eigene Geschichte ein in die universale der slowenischen und europäischen Gesellschaftsrealitäten; beherzt zerrt sie schmerzliche Fakten der neueren Geschichte, wie der Fall des Eisernen Vorhangs, die Auswirkungen der Jugoslawienkriege ans Licht. Erschütternd.

Maja Gal Štromar, Schauspielerin und Regisseurin, bedient sich in dieser Geschichte um einen unfassbaren Mann der hohen Kunst des Rollenspiels. Dem Erzähler-Ich – einmal das kleine vernachlässigte Mädchen, (als gäbe uns erst der Hunger die Erlaubnis und die Bestätigung, uns zu sättigen), einmal die erwachsene Tochter, die mit dem vor sich selbst Flüchtenden, dem emotional Verkrüppelten abrechnet – stellt sie eine Erzählkomplizin zur Seite, die Erzählerin wie Lesende gleichermaßen in Schach halten soll; und mag diese auch noch so raffiniert beteuern, es handle sich hier nicht um eine Geschichte, es fehlten Anfang und Ende … das nur vier Tage einnehmende Erzählgeschehen hat längst eingesetzt, und hineingestoßen sind wir in den Fluss einer einzigartig erfindungsreichen Sprache, die ein kunstfertiges Phantasiegeflecht mit einer synthetisch-analytischen Struktur auswirft. Wir wollen nicht mehr von ihr lassen so, als läsen wir die Geschichte unseres eigenen Lebens.

Der Vater – ein Geltungs- und Gefallsüchtiger, ein hasenfüßiger Feigling, ein Tito-Freund, Zahnarzt, Hobbyfotograf – hat die Familie vor langer Zeit verlassen. Und doch lebt er als nebulöse Präsenz immerzu in den Gedanken des heranwachsenden Mädchens, prägt ihre Sprache, die sie immer wieder misstrauisch überprüft. Sie stellt Fragen, die Wunden aufreißen und Wundbehandlung zugleich sind. Die erlösende Begegnung findet statt – lebendiger denn je aus dem Erinnerungsschatz hervorgeholt – und mündet in wechselseitige wiewohl posthume Anerkennung.

Maja Gal Štromar
Denk an mich, auch in guten Zeiten
Hardcover, gebunden, mit bedrucktem Vorsatz, Lesebändchen, 208 Seiten | 20,00 €

 

 

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Jodel arbeitet als Toningenieur bei der Polizei, wo er Aufnahmen analysiert, um zur Aufklärung von Verbrechen beizutragen. Als er die elfjährige Jeanne kennenlernt, begreift er schnell, dass sie an derselben Gabe „leidet“ wie er: an Hyperakusis, einem extremen Hörvermögen. Die beiden freunden sich an: Jodel will Jeanne das zielgerichtete Hören beibringen, damit sie nicht im Lärm der Welt ertrinkt. Außerdem macht er die Bekanntschaft von Ulan, einem Russen, der in einem verlassenen Industriegelände mit anderen Ausgebooteten aus aller Herren Länder haust. Und er trifft Jeannes Mutter, Jaumette, eine Komponistin, und verliebt sich in sie.

Die Leser geraten in den Sog von Jodels Nachdenken über die Liebe, die Welt und die Sonderlinge in ihr: Wie gelingt es uns, inmitten von Chaos und Gewalt nicht die Ohren zu verschließen, sondern unseren moralischen Kompass zu bewahren? Wie bleiben wir empfänglich für den Lärm des Lebens, und wie können wir daraus Musik gewinnen? Und wo ist ein Platz für Menschen, die nicht der Norm entsprechen? Die Autorin entfaltet ein Netz aus Begegnungen, und ein erotisches Szenario, dessen Fäden sie in die Hände der Komponistin Jaumette legt, der „Ordnerin des Klangchaos“. Ein hochaktueller, sinnlicher Ideenroman, der dem Schrecklichen und dem Schönen gleichermaßen nachlauscht und beim Zuhören Widerstandskräfte entwickelt.

Aus Belinda Cannones Roman ist ein Hörspiel für den WDR geworden. Wir haben anlässlich der Ausstrahlung mit der Autorin gesprochen.
zum Interview mit Belinda Cannone

Belinda Cannone
Vom Rauschen und Rumoren der Welt
Hardcover gebunden, mit Lesebändchen und bedrucktem Vorsatz, 256 Seiten | 22,00 €

 

Bis zum 17.03.2022 können Sie auf unserer Facebookseite ein Buchpaket mit allen fünf Exemplaren gewinnen:

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