Wieder in Bewegung

Arthrose ist nicht heilbar, die moderne Technik ermöglicht allerdings, die Herausforderung positiv anzugehen

 

Text: Michi Jo Standl

In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen an Arthrose. Sie gilt als die häufigste Gelenkerkrankung. Um die Schmerzen dennoch zu lindern oder im besten Fall auszuschalten arbeiten Kliniken, Sanitätshäuser mit dem Lächeln und Physiotherapeuten eng zusammen.

Der Gelenkverschleiß kann jeden treffen, tritt aber meistens im höheren Alter auf. Neben Hüftgelenksarthrose ist der Abbau der Kniegelenke die häufigste Form der Krankheit. Ursache ist oft die extreme Belastung eines bestimmten Gelenkes. Als Auslöser für Kniegelenkarthrose kann zum Beispiel Übergewicht ein Auslöser sein. Bei Musikern, wie Pianisten oder Gitarristen, sind oft die Handgelenke betroffen. Aber auch Bewegungsmangel kann zu Arthrose führen.

Zusammenhang zwischen Depression und Arthrose

© iStock.com/alex-mit/Jan-Otto/blueringmedia

Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum haben in einer aktuellen Studie sogar einen Zusammenhang zwischen Depression und Arthrose gefunden. Ein Drittel der über 14.300 befragten Arthrose-Patienten lebt mit einer depressiven Erkrankung. Die Forscher gehen davon aus, dass der Grund in der naturgemäß mangelnden Bewegung von depressiven Menschen liegt. Unabhängig von der Ursache sollten entsprechende Symptome rasch erkannt und behandelt werden.

Vielfältige Behandlungsmöglichkeiten

Im Rahmen einer Operation ein künstliches Gelenk einzusetzen, ist der letzte Schritt, wenn alle anderen Methoden nicht helfen. Eine Hilfestellung bieten Sanitätshäuser mit Orthesen. „Wenn ein Orthopäde bei einem Patienten Arthrose feststellt kann man ein Fortschreiten des Verschleißes durch eine gelenkübergreifende Orthese vermeiden.“, so Stephan Völker, Betriebsleiter des Mainzer Sanitätshauses Lammert Scherer. Aber eben nur ein Fortschreiten, denn heilbar ist Arthrose nicht. „Die Versorgung mit einer Orthese zögert den OP-Zeitpunkt lediglich hinaus.

Man kann durch das Tragen die Operation vorerst vermeiden, aber nicht ausschließen.“, weiß Völker. Wirken konservative und gelenkerhaltende Behandlungen, wie Physiotherapie, Muskelaufbautraining und schmerzlindernde Medikamente nicht mehr, muss ein künstliches Gelenk für neue Lebensqualität sorgen. Die Sanitätshäuser bleiben aber in jedem Fall wichtiger Ansprechpartner für die Patienten. Denn nach der Operation muss noch für sechs bis zwölf Wochen eine Orthese getragen werden. Wenn ein Patient aufgrund eines anderen Krankheitsbildes nicht operiert werden kann, kann auch mit konservativen Hilfsmitteln und Therapien, versucht werden, die Schmerzen einzudämmen sowie den Verschleiß zu stoppen. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, Entlastung der betroffenen Gelenke durch Verbände oder elastische Bandagen, physikalische Therapien mit Wärme aus Heizkissen oder Infrarotlich sowie Medikamente gegen die Schmerzen und Entzündungen.

Passgenaue Kniegelenkimplantate sind Innovationen

Die Medizinabteilung der Universität Mainz begleitet eine für Kniearthrose-Patienten maßgebliche Innovation eines US-amerikanischen Medizintechnik-Unternehmens wissenschaftlich. Erstmals können Knieimplantate passgenau mit dem 3D-Drucker angefertigt werden. „85 Prozent der Patienten kommen mit den herkömmlichen Knieprothesen sehr gut zurecht, allerdings sind die restlichen 15 Prozent im Gegensatz zu Patienten mit Hüft-TEP (totale Endoprothese eines Hüftgelenks, Anm. d. Red.) mit dem Ergebnis nicht zufrieden, beziehungsweise kommen nicht zu recht.“, erklärt der Leiter der Orthopädie und Rheumaorthopädie an der Klinik, Univ.-Professor Dr. Philipp Drees. Warum das so ist, weiß selbst der erfahrene Chirurg nicht. „Häufig sehen die Implantate auf den radiologischen Aufnahmen korrekt aus, eine Erklärung, warum der Patient Beschwerden hat, haben wir bislang noch nicht gefunden“, so Drees weiter. Die Uniklinik Mainz ist eine der wenigen Zentren in Deutschland, die das Verfahren bereits erfolgreich einsetzt.

Arthrose belastet Patienten auch seelisch

Menschen, bei denen Arthrose festgestellt wird, haben oft einen langen Weg bis zur endgültigen Linderung vor sich und sind sowohl auf beratenden als auch auf seelischen Beistand angewiesen. Wie sehr die Krankheit die Patienten psychisch belasten kann, kennt auch Stephan Völker aus der Praxis: „Sowohl Kniegelenks- als auch Hüftgelenksarthrose ist ohnehin schon sehr schmerzhaft, doch wenn ein Patient die Arthrose zudem beidseitig hat, ist das psychisch schon belastend.“ Er erlebt immer wieder Situationen, nach denen er seine wichtige Arbeit im Sanitätshaus bestätigt sieht. „Bei einer Veranstaltung mit Drees meldete sich ein Patient zu Wort, der vor der Erkrankung an Hüftgelenksarthrose leidenschaftlich Tennis gespielt hat. Aufgrund der starken Schmerzen konnte er seinen Freizeitsport nicht mehr ausüben. Nach der Versorgung mit einem künstlichen Hüftgelenk ist es ihm wieder möglich, zu spielen.“, erzählt Völker.

Verein steht Betroffenen zur Seite

Ein Anlaufpunkt, gerade für Menschen, bei denen vor kurzem Arthrose festgestellt worden ist, ist auch der Deutsche Arthrose-Hilfe e.V., der Betroffenen ebenfalls zur Seite steht. „Wir helfen Menschen mit Arthrose mit hochwertigem Rat und bei allem, was sie selbst gegen Arthrose tun können“, so der Präsident des Vereins, Dr. Helmut Huberti. Der Verein gibt viermal jährlich sein Ratgeber-Heft „Arthrose-Info“ heraus, in dem spezifiziert für jedes Gelenk Möglichkeiten der Selbsthilfe vorgestellt werden. Unter www.arthrose.de kann man sich vorab im Internet informieren.

Keine Zeit verlieren

Selbst lediglich als unangenehm abgetane Gelenkschmerzen können eine verkannte Arthrose sein. Deshalb sind sich alle Experten einig, dass man sich rechtzeitig untersuchen lassen und auch eine Operation nicht auf die lange Bank schieben soll.

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