E-Mobilität

für den Rollstuhl

Mehr Freiheit auf zwei Rädern dank Zusatzantrieb & Co.

 

So mobil und unabhängig wie möglich zu sein – das ist der Traum vieler Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer. Sowohl ein elektrischer Zusatzantrieb als auch ein Restkraftverstärker lassen sich problemlos an fast jeden manuellen Rollstuhl anbringen und auf individuelle Einschränkungen und Möglichkeiten anpassen, wie Marc Werner vom Sanitätshaus Burbach + Goetz in Koblenz weiß. Er berät seit vielen Jahren Rollstuhlfahrer, die von nah und fern zum Vergleichen und Probefahren in das hauseigene Rollstuhlzentrum kommen. Hier finden sie auf 2.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche nicht nur ihr neues Modell, sondern auch fachkundige Beratung.

Autorin: Carolin Oberheide

SAM: Herr Werner, was ist der grundsätzliche Unterschied zwischen einem Elektrorollstuhl und einem manuellen Modell?

© Burbach + Goetz Deutsche Sanitätshaus GmbH

Marc Werner: Der Elektrorollstuhl ist sehr massiv und mit seinen bis zu 150 kg sehr aufwendig zu transportieren. Ein aufgerüstetes manuelles Modell hingegen kann einfach zerlegt, zusammengeklappt und in einem herkömmlichen Kofferraum transportiert werden, auch ohne besonderes Fachwissen. Im wahrsten Sinne des Wortes eine Erleichterung für Rollstuhlfahrer und Begleitperson!

SAM: Welche Lösungen eignen sich für Menschen mit Muskelerkrankungen?

Marc Werner: Wer beispielsweise an MS oder ALS erkrankt ist, erfährt durch einen Restkraftverstärker eine erhebliche Entlastung, während er oder sie gleichzeitig die noch vorhandene Muskulatur nutzt und stärkt. Der Restkraftverstärker mit Antrieb in der Radnabe kann individuell auf die Stärke der Impulse eingestellt werden, die über den Greifreifen gegeben werden. Er kann an jeden Rollstuhl montiert werden, indem die Originalräder abmontiert und durch Räder mit dem Antrieb ausgetauscht werden. Auch nach der Montage wiegt der Rollstuhl nicht mehr als circa 35 kg, bleibt also wendig und transportabel. Kann der Restkraftverstärker nicht mehr bedient werden, kann ein elektrischer Zusatzantrieb mit Joystick-Steuerung eine adäquate Alternative sein.

SAM: Welche Vorteile hat ein elektrischer Zusatzantrieb?

© Alber GmbH

Marc Werner: Der elektrische Zusatzanrieb wird an der Hinterachse angebracht und mit einem Joystick an der Lehne gesteuert. Er eignet sich vor allem für stark eingeschränkte MS-Patienten, Menschen mit einer Querschnittslähmung, mit Parkinson oder Senioren, die in ihrer Wohnung mobil sein möchten. Auf der Straße können Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer mit dem Zusatzantrieb eine Geschwindigkeit von bis zu 8 km/h erreichen und auch leichte Steigungen bewältigen. Die Technik gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten. Im Laufe der Jahre ist jedoch der Akku immer handlicher geworden. Und die Technik wird moderner, mittlerweile sorgt eine Bluetooth-Schnittstelle für eine Steuerung per Joystick oder Smartphone. Sogar eine Navigation zum gewünschten Ziel ist möglich. Mit einem zusätzlichen Modul können wir uns im Sanitätshaus sogar in das System einwählen und mögliche Fehler auslesen. Für Angehörige oder Pflegekräfte erleichtert dieses Antriebssystem das Schieben und Bremsen mit dem angenehmen Nebeneffekt für den Rollstuhlfahrer, dass er oder sie nach der Aufrüstung meist häufiger an die frische Luft kommt, weil der Rollstuhl einfacher zu handhaben ist.

SAM: Und was haben beide Systeme gemeinsam?

Marc Werner: Den Zugewinn an Selbstbestimmtheit, der Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern so wichtig ist. Da geht es oft um Kleinigkeiten, wie beim betreuten Einkauf selbst in die Gemüseabteilung fahren zu können. Ganz wichtig ist den meisten, dass ihr Rollstuhl in ein Auto passt und leicht auseinander- und wieder zusammengebaut werden kann. Einige Kunden, die erst vor Kurzem erkrankt sind und ihren ersten Rollstuhl kaufen, sind positiv überrascht hinsichtlich der Möglichkeiten und der Vielfalt der Modelle, von denen wir viele in der Ausstellung haben. Auf einer Probefahrt können sie über Stock und Stein fahren und ihr Wunschmodell auf Herz und Nieren testen: von Bordsteinkante über Kopfsteinpflaster bis Garageneinfahrt – auf unserer Teststrecke im und um das Haus ist alles dabei.

SAM: Herzlichen Dank für das interessante Gespräch!

Zwischen 1870 und 1880 gründete Wilhelm Goetz in Koblenz seine Firma zur Herstellung chirurgischer Instrumente. Echte Belege gibt es allerdings erst aus den Jahren 1911 bis 1913 – in zwei Weltkriegen wurden alle schriftlichen Unterlagen aus den Anfangsjahren der Firma vernichtet. Im September 1988 kam es zum Zusammenschluss der Firmen H. Burbach und W. Goetz Nachf. zu Burbach + Goetz-Sanitätshaus / Reha-Technik durch Reinhold Jäckel. Heute hat das Sanitätshaus einen Betrieb mit 2000 m² Gesamtfläche inklusive Rollstuhlzentrum und beschäftigt mehr als 40 Mitarbeiter. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie auf der Seite: www.burbach-goetz.de

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