Kompressionstherapie bei Lipödem

Die Therapie verstehen und mittragen

 

Autorin: Carolin Oberheide

Nina Breitfeld ist seit 20 Jahren Beraterin im Sanitätshaus Willecke in Oberhausen und auf die Flachstrick-Kompressionstherapie für Lipödem-Patientinnen spezialisiert. Ihre Kundin Carina Schmalenberg bloggt auf ruhrpottfraeulein.de und berichtet online sowie in Podcasts über das Thema. Sie berichtet von ihren Erfahrungen und gibt anderen Erkrankten Tipps für Alltag, Kompressionstherapie, Seele und Psyche. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN sprach mit beiden Frauen.

SAM: Frau Breitfeld, was macht die Flachstrick-Therapie zu einem so weiten und wirksamen Feld?

© Sanitätshaus Willecke GmbH

Nina Breitfeld: Patientinnen mit verschiedenen Diagnosen sprechen mich auf die Flachstrick-Kompressionstherapie an. Jeder Mensch und jeder Körper hat eine andere Geschichte sowie andere Bedürfnisse, auf die wir das Gestrick anpassen. Wer viel sitzt, bekommt eine andere Therapie als Menschen, die überwiegend stehen oder laufen. Auch Diagnose und Stadium sind entscheidend: Einsteigerinnen überfordere ich nicht mit einem starren Material, sondern beginne mit etwas Dehnbarem, Bewegungsfreundlicherem. Ist das Ödem allerdings sehr weit fortgeschritten, müssen wir direkt mit einer stärkeren Kompression beginnen. Dies erfordert ausführliche Erklärungen und einen intensiven Dialog mit der Patientin.

SAM: Frau Schmalenberg, welche Rolle spielt das aufklärende Gespräch im Sanitätshaus?

Carina Schmalenberg: Mein ausführliches Gespräch, bei dem ich auch Fragen stellen konnte, fand bei Nina Breitfeld statt. Ich erfuhr viel über die Erkrankung und die konservative Therapie mit Kompression und fühlte mich bei ihr ganzheitlich aufgehoben und verstanden. Eine einfühlsame und kompetente Kontaktperson im Sanitätshaus ist während der ganzen Therapie für Lipödem-Patientinnen sehr hilfreich, denn es stellen sich immer wieder Fragen, etwa zur Handhabung oder Pflege der Hilfsmittel oder zum eigenen Selbstmanagement.

SAM: Was tun Sie, damit ein Hilfsmittel optimal sitzt und auch getragen wird, Frau Breitfeld?

Nina Breitfeld: Viele Patientinnen kommen mit einem Standardrezept zu uns. Oft sehen wir schnell, dass eine Serienversorgung nicht ausreicht, und bitten die verschreibende Ärztin oder den Arzt um die Verschreibung einer Flachstrickkompression. Während Rundstrickkompressionsstrümpfe elastisch sind und bei stärkeren Ödemen leicht einschneiden, ähnelt die Flachstricktechnik der Herstellung eines Teppichs. Wir haben hier mehr Spielraum bei größeren Umfangsprüngen und eine große Auswahl an Passformen, Materialien und Farben.

SAM: Kann eine Kompressionstherapie auch seelischen Leidensdruck lindern?

Nina Breitfeld: Ja, zum einen durch Schmerzlinderung, aber zum anderen bringt tatsächlich Zuhören und Anteilnahme viel. Auch Carinas Blog trägt sehr zu einer positiven Sichtweise und zur Stärkung des Selbstbewusstseins bei. Wir können durch die richtige Therapie Krankheitsverläufe verlangsamen oder gar aufhalten und somit Mut machen. Zum Glück wird das Lipödem durch die vermehrte Berichterstattung und Präsenz im Internet immer häufiger erkannt und in der Gesellschaft zunehmend als Krankheit wahrgenommen.

SAM: Frau Schmalenberg, dass Sie schon lange vor Ihrer Diagnose unter den Symptomen des Lipödems litten, ist nicht ganz richtig. Warum?

© Carina Schmalenberg

Carina Schmalenberg: Ich hatte vor der konservativen Behandlung keinen Vergleich und habe die Schmerzen und die Eigenheiten meines Körpers, die durch das Lipödem verursacht wurden, gar nicht bewusst wahrgenommen. Für mich war das „normal“. Als ich Linderung durch Kompressionsmittel erfuhr, änderte sich das. Ich ging nicht davon aus, dass etwas nicht mit mir in Ordnung sein könnte. Ich war und bin mit mir und meinem Körper im Reinen und akzeptiere mich so, wie ich bin – auch mit den damit verbundenen Disproportionen und Schmerzen. Bis heute nehme ich das Lipödem als einen Teil von mir an und ermutige meine Leserinnen ebenfalls zu diesem Perspektivwechsel. Für mich war es nie eine Herausforderung, Kompressionsstrümpfe oder eine Armkompression zu tragen. Ich bin der Überzeugung, dass es darauf ankommt, wie und mit welchem Selbstverständnis dem Thema Lipödem und den konservativen Therapiemöglichkeiten begegnet wird. Deshalb möchte ich auch andere informieren, sensibilisieren und dazu inspirieren, auf sich zu selbst zu achten und gesunde Grenzen zu setzen.

SAM: Herzlichen Dank für das interessante Gespräch!

Das Sanitätshaus Willecke wurde 1945 gegründet und beschäftigt heute insgesamt 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an acht Standorten. Um den hohen Wissensstand konsequent beizubehalten, besuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig Seminare sowie Schulungen bei Lieferanten und Herstellern sowie in den hauseigenen Räumen der jeweiligen Fachabteilungen. Seit 2003 verfügt das Unternehmen über ein eigenes Venen-Kompetenzzentrum. Alle Infos zum Sanitätshaus mit dem Lächeln finden Sie unter: www.willecke-oberhausen.de

Mehr über Carina Schmalenberg erfahren Sie hier: www.ruhrpottfrauelein.de und facebook.com/ruhrpottfraeulein und instagram.com/ruhrpottfraeulein

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